5.

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"Ich hasse es, wenn man mich anstarrt."

Ich zucke ein klein wenig zusammen, als ich diese tiefe und raue Stimme wahrnehme. Meine Augen weiten sich, als ich feststelle, dass diese attraktive Stimme aus seinem Mund kam und ich muss augenblicklich schlucken.

"Du kannst ja doch sprechen! Und ich wollte mich gerade eben noch davon überzeugen lassen, dass du vielleicht taubstumm bist oder so. Immerhin hast du bis jetzt weder ein einziges Wort gesagt gehabt, noch hast du reagiert als ich dich was gefragt habe."

Ich erwarte eigentlich, dass er jetzt irgendetwas erwidert. Aber nichts ist zu hören, nicht einmal ein 'mhh' oder derartiges. Was war aber auch zu erwarten? Entweder ist er einfach nicht gesprächig oder er hält mich nicht für würdig genug um mit mir zu reden.

Tzz. Soll er doch nicht mit mir reden wollen und mich ignorieren. Was er kann, kann ich schon lange.

"Weiß du was, ich ignoriere dich ab jetzt auch einfach."

Und somit verschränke ich wieder meine Arme und schaue beleidigt aus dem Fenster. Die Bäume ziehen an uns vorbei und die Sonne nimmt hinter dem Horizont ihren Untergang. Der Himmel hat mittlerweile schon einen rosa Farbton eingenommen, was so unglaublich schön aussieht. Am liebsten würde ich jetzt davon ein Foto machen.

Ich taste meine hinteren Hosentaschen ab und meine Jackentaschen. Doch leider ist nirgends mein Handy zu spüren, bis ich feststellen muss, dass ich es in meinem Zimmer vergessen habe. Jetzt, wo ich nun kein Handy besitze, fällt mir erst jetzt der Gedanke an die Polizei ein. Warum habe ich mir vorher noch keine Gedanken gemacht die Polizei anzurufen? Das hatte ich ja komplett vergessen! Lag es vielleicht daran, dass ich viel zu sehr von dem attraktiven Entführer neben mir abgelenkt war?

Tzz, dass ich nicht lache! Ganz sicher nicht. Als wenn. Ich habe wahrscheinlich durch die Panik einfach nicht daran gedacht, auch wenn, hätte es ja nichts gebracht, da ich kein mobiles Endgerät bei mir trage.

Ich spähe ein wenig zu meiner linken und sehe zu, wie er eine Hand an seinem Bauch hält. Hat er sich etwa verletzt?

Egal, was geht mich das schon an. Nicht weiter darüber nachdenkend frage ich mich, ob er vielleicht ein Handy hat.

"Ey Unbekannter Entführer, hast du ein Handy dabei?"

Ich merke wie er die Stirn runzelt, sich jedoch aber vom Fahren nicht ablenkt.

"Ähhm hallo? Ich hab dich was gefragt. Hast du ein Handy dabei?"

"Ich dachte, du willst mich ignorieren?"

Und da ist sie wieder. Diese raue und tiefe Stimme, die mir einen Schauer überm Rücken hinterlässt.

"Ha! Du hast wieder geredet! Jetzt hat dein Ignorieren auch fehlgeschlagen!"

"Ich kann mich aber nicht daran erinnern gesagt zu haben, dass ich dich ignorieren werde."

Ok, da hat er Recht. Aber warum auf einmal redet er jetzt?!

"Ja ok du hast Recht. Bekomme ich denn nun dein Handy?"

"Warum, was hast du vor? Willst du etwa die Polizei anrufen?"

"Nein, eigentlich wollte ich ein Bild vom Sonnenuntergang machen, aber die Polizei anzurufen wäre auch keine schlechte Idee, danke! Und keine Sorge, ich werde mir auch nicht deine Galerie ansehen. Ehrenwort."

Er zieht seine Augenbrauen zusammen und schaut mich kurz mit einem Was-ist-bei-dir-falsch-Blick an.

"Nein."

"Och bitte, komm schon. Der Himmel sieht gerade wunderschön aus!"

Ich flehe ihn an und schenke ihm meinen süßesten Blick, den ich immer bei Granni verwende, um etwas zu bekommen. Er spielt noch mit seinen Gedanken bis er sich geschlagen gibt und mir sein Handy reicht.

Erfreut nehme ich das Handy aus seiner Hand und entsperre die Kamera. Dabei spüre ich wie er immer wieder misstrauisch zu mir hinüberschaut um sicher zu gehen, dass ich auch wirklich nicht die Polizei anrufe. Das würde ich mich auch gar nicht trauen bei seiner einschüchternden Art.

Ich halte das Handy etwas hoch ans Fenster und drücke auf den Button ehe ich feststelle, dass die Kamera nach Innen gestellt war und ich somit aus Versehen ein Selfie gemacht habe. Ich will gerade das Bild in der Galerie öffnen als ein Entsperrungscode erwartet wird. Plötzlich greift ein männlicher Arm nach dem Handy, welche natürlich nur seins sein kann. Für einen klitze kleinen Moment berührten sich unsere Hände und eine Gänsehaut machte sich an meinem Körper breit.

"Hey, ich war noch nicht fertig!"

"Mir egal."

Pahh. So ein Arsch.

Och Mensch! Jetzt hat er ein Bild von mir auf seinem Handy und ich weiß noch nicht einmal ob es denn wenigstens gut geworden ist.

Ich blicke wieder runter auf meine Hände und bemerke Blut Tropfen auf ihnen. Abrupt schießt mein Kopf in seine Richtung und schaue auf seine rechte Hand, die wieder wie vorhin an seinem Bauch gehalten wird. Ein mulmiges Gefühl mit Besorgnis macht sich in mir breit.

"Kann es sein, dass der Schuss von vorhin dich getroffen hat?"

ESCAPE  | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt