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Mein Wecker auf meinem Handy kündigte mir einen weiteren Montagmorgen an. Lustlos stellte ich ihn ab und schlenderte ins Bad.

Erst als ich mit Kito im Auto saß, stellte ich fest, dass wir heute Damon in Mathe haben würden. Ich fing an, darüber nachzudenken wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte.
Kurz bevor ich ausstieg, nahm ich mir vor, so zu tun, als wäre das am Freitag nie passiert. Nur hatte ich keine Lösung für das Problem, wie ich reagieren sollte, falls mich Damon später bei der Nachhilfe darauf ansprechen sollte.
Bereits auf dem Parkplatz begrüßten Mika und Linh uns. Nur leider waren die beiden nicht die einzigen, die wir kannten und die sich momentan mit uns auf dem Parkplatz befanden. Auch Damon war gerade angekommen und stieg gerade aus seinem Auto aus. Er nahm sich vom Rücksitz seine Sachen, schloss das Auto ab und ging zum Schulgebäude. Als er an uns vorbeiging, sah er mich nachdenklich an.
Ich folgte meinen Freunden, als diese sich in Bewegung setzten und ebenfalls zum Schulgebäude gingen.
In der Klasse angekommen, verabschiedeten wir uns von Mika und Linh und legten unsere Englischsachen jeweils auf unseren Tisch.

Nachdem das überstanden war, stand die Pause an und dann der Matheunterricht. Dieser verlief besser als gedacht.  Damon benahm sich wie die Woche zuvor und sah mich nicht komisch an. Auch hatte er mich am Ende nicht gebeten, noch etwas zu bleiben.
Auch der Physikunterricht war endlich überstanden, weshalb wir uns nun wieder auf dem Heimweg befanden. Mika und Linh hatten beschlossen noch ein wenig einkaufen zu gehen, weshalb sie nicht mit uns mitgefahren waren.
Ich saß auf dem Beifahrersitz, hatte meinen Kopf an die Fensterscheibe gelehnt und betrachtete gedanklich abwesend die vorüberziehende Landschaft. Die Erinnerung an Freitag dominierte meine Gedanken. Ich fragte mich, was Damon nun von mir dachte. Auch, und das beschäftigte mich am meisten, fragte ich mich immernoch, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Im Unterricht hatte ich es geschafft,  seinen Blicken auszuweichen. Das konnte ich bei der Nachhilfe jedoch schlecht tun. Schließlich würde ich mit ihm reden müssen.
»Hey Alter, hörst du mir zu?«, nahm ich die Stimme meines besten Freundes wie aus weiter Ferne war. Als ich vollends realisierte, dass ich gemeint war und Kito neben mir am Steuer saß, blinzelte ich kurz und widmete dann meine Aufmerksamkeit ihm. »Hm, was?«, fragte ich ihn. »Ich hab' dich gefragt, ob ich dich später zum Training abholen soll oder nicht.« »Nein, wird wegen der Nachhilfe nichts werden«, antwortete ich ihm und erhielt daraufhin ein Nicken.
Kurze Zeit später hielt er am Straßenrand an. Ich verabschiedete mich von ihm, stieg aus und ging nach Hause.
Nachdem ich alle begrüßt und zu Mittag gegessen hatte, ging ich in mein Zimmer.
Etwa eine halbe Stunde später, die ich damit verbrachte, Musik zu hören, klingelte es an der Tür.
Ich stellte die Musik ab und ging nach unten zur Tür, um diese zu öffnen. Meine Mutter kam mir jedoch zuvor und begrüßte gerade meinen ins Haus eintretenden Klassenlehrer. Ich ging zu ihnen und begrüßte Damon ebenfalls mit einem Händeschütteln.
Nachdem er seine Schuhe ausgezogen hatte, gingen wir in mein Zimmer und setzten uns an meinen Schreibtisch. »Gibt es ein Fach, mit dem du dich primär beschäftigen möchtest?«, fragte mich der Grauäugige, während er mich aufmerksam musterte. »Mathe wäre, denk' ich, sinnvoll.« Mit einem "Ok" bestätigte er, worauf ich die entsprechenden Unterlagen aus meinem Rucksack rausholte.
Nachdem das Buch und ein karierter Block vor uns auf meinem Schreibtisch lagen, fingen wir an, die Grundlagen des neuen Themas zu wiederholen.
Bei einer Aufgabe lehnte sich Damon näher zu mir, um mir diese genauer zu erklären. Ich versuchte, mich darauf zu konzentrieren, wurde jedoch zu sehr von Damons Aftershave abgelenkt. Ich lauschte dem Klang seiner angenehm tiefen Stimme, ohne wirklich die Bedeutung der Worte, die er sagte, zu verstehen. Unterbewusst lehnte ich mich etwas näher zu ihm, während mein Herz anfing, schneller zu schlagen. 
Mein Gegenüber schien gemerkt zu haben, dass ich nicht bei der Sache war und hörte auf zu sprechen, weshalb ich, irritiert von der plötzlichen Stille,  zu ihm sah. Damons graue Augen musterten meine grünen. Während mein Blick an seinen Augen zu kleben schien, huschte seiner kurz etwas weiter nach unten. Ich riskierte ebenfalls einen kurzen Blick auf seine Lippen. Wieder weg zu sehen war jedoch schwieriger als gedacht, sodass ich, anstatt wieder auf meine Unterlagen, auf Damons Lippen und in dessen Augen sah.
Mein Gegenüber lehnte sich ein kleines bisschen näher zu mir, worauf ich es ihm gleichtat, weshalb uns nur noch eine kleine Lücke trennte.
Mein Herz schlug noch schneller als eben, meine Hände wurden schwitzig und ich traute mich nicht mehr normal weiterzuatmen. Ich beobachtete die Reaktion meines Gegenübers. Sein Blick war auf meine Lippen gerichtet, bevor er mir in meine grünen Augen sah. Ein leichter Rotschimmer lag auf seinen Wangen und ließ ihn dadurch süß aussehen. Als ich merkte, was ich dachte, wurde ich ebenfalls rot.
Ich wollte gerade den Abstand zwischen uns überbrücken, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Erschrocken fuhren wir auseinander. Damon räusperte sich und drehte sich zum Schreibtisch, während ich zu der Tür sah.
Annika betrat mein Zimmer und sah mich kurz schweigend an, bevor sie ihre Hand hob und mich fragte: »Brüderchen, darf ich deine Kaugummis haben?« Verwirrt sah ich sie an. »Warum willst du meine Kaugummis haben?« Nun drehte sich auch Damon zu meiner Schwester und musterte sie, welche ihn jedoch nicht beachtete. »Wieso nicht?«, entgegnete die Blondhaarige und grinste mich an. Ich seuftzte und sah sie noch kurz mit gehobenen Augenbrauen an. Dann drehte ich mich zu meinem Schreibtisch, holte aus einer Schublade eine Packung Kaugummis und warf diese dann meiner Schwester zu. Aus einem mir unerklärlichen Grund, entglitt ihr die Packung ihren Fingern. Ungeschickt versuchte sie die Kaugummis noch in der Luft aufzufangen, scheiterte jedoch daran.
Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie mein Klassenlehrer Annika amüsiert beobachtete. Diese kommentierte das Ganze mit einem "Ups", kniete sich hin und hob die Packung auf. Sie nahm sich zwei Kaugummis raus, ging zu mir und gab mir die Packung wieder zurück. Mit einem "Viel Spaß noch" verließ sie dann mein Zimmer.



Loving My Teacher?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt