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Der Rest der gestrigen Nachhilfestunde war ohne weitere Vorkommnisse verlaufen. Nachdem Damon gegangen war, hatte ich Kito angerufen und ihm erzählt, was passiert oder besser gesagt: was nicht passiert war. Dieser gab mir lediglich den Rat, vorsichtig zu sein.
Gelangweilt saß ich an meinem Platz und wartete, bis Damon da war und der Matheunterricht anfangen konnte. Als die Tür geöffnet wurde, wurde es allmählich ruhig in der Klasse und unser Klassenlehrer betrat den Raum.
Damon überprüfte kurz die Anwesenheit und fing dann an, zu reden.  »Bevor wir mit dem Unterricht anfangen, müssen wir noch etwas Organisatorisches klären.« Er stellte sich vor das Lehrerpult und lehnte sich an diesen an.  »Ich habe mich mit den Klassenlehrern der anderen elften Klassen unterhalten. Wir haben uns darauf geeinigt, als Jahrgang einen Ausflug zu machen, damit ihr euch alle untereinander besser kennenlernen könnt. Vor Ort wird es Aufgaben geben, die ihr als Klasse lösen müsst.« Bevor der Dunkelhaarige weitersprechen konnte, meldete sich Nick, worauf Damon diesen dran nahm.  »Werden die Lehrer da mitmachen?«, fragte er.  »Das weiß ich noch nicht«, erwiderte Damon lächelnd, bevor er fortfuhr.  »Wann genau dieser Ausflug stattfindet und wie lange er dauern wird, muss noch mit der Schulleitung besprochen werden. Wenn alles geklärt ist, werde ich einen Elternbrief schreiben. Als nächstes habe ich noch eine Ankündigung: Ab nächster Woche werdet ihr eine neue Klassenkameradin haben. Ihr Name ist Hope. Gibt es noch irgendwelche Fragen?« »Wie sieht sie aus?«, fragte ein Klassenkamerad ohne sich zu melden, worauf er nur lächelnd "Lasst euch überraschen" antwortete. Als dann nicht wirklich weitere Fragen gestellt wurden, startete er den Unterricht.

Der Restliche Schultag hatte sich in die Länge gezogen und war nur schleppend vergangen. Nachdem das aber überstanden war, saß ich bei Kito im Auto, während wir nach Hause fuhren. Mika und Linh waren mitgekommen. Erstere hatte Kito bereits vor ihrem Haus rausgelassen und Letztere blieb im Auto, um dann mit zu meinem besten Freund zu fahren. Das war auch der Grund, warum mir der Asiate schon beim Einsteigen  erzählt hatte, dass er heute nicht zum Training fahren würde.
Der Wagen hielt an, ich verabschiedete mich von den Beiden, stieg aus und ging dann ins Haus.
Nachdem ich in meinem Zimmer angekommen war, tauschte ich mein T-Shirt gegen ein Tanktop und ging dann nach unten, um zu Mittag zu essen.
Nachdem das erledigt war und ich meine Sportsachen eingepackt hatte, schulterte ich meine Sporttasche und machte mich mit Kopfhörern auf den Weg zum Gym.
Nach einiger Zeit wurde es mir zu warm unter der Sonne, weshalb ich die Straßenseite wechselte, um in den Schatten der Gebäude weitergehen zu können. Zu meinem Pech, gab es davon nicht sehr viel, da die Sonne noch recht hoch stand. Also beeilte ich mich ins kühle Gym zu kommen.
Wenige Minuten später trat ich durch die Tür und bekam im Inneren des Gyms durch den Temperaturunterschied eine Gänsehaut. Während ich meine Kopfhörer rausnahm und durch die Halle zu den Umkleiden ging, blieb mein Blick an einer mir allzu bekannten Person hängen. Er war gerade dabei Liegestütze zu machen und bemerkte mich deshalb nicht, was mir die Möglichkeit gab, beim Vorbeigehen seinen Körper zu betrachten. Einige Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht, während seine Muskeln durch die Liegestütze betont wurden. Mein Blick glitt von seinen Schultern an seinem Rücken entlang, bis ich an seinen Füßen angekommen war.
Bevor ich meinen Blick wieder zurück wandern lassen konnte, wurde ich von einem anderen Vereinsmitglied unterbrochen, welcher mir entgegenkam und mich grüßte. Ich räusperte mich kurz, erwiderte seine Begrüßung und betrat dann den Umkleideraum.
Nachdem ich mich umgezogen zu den anderen gesellte und feststand, dass niemand weiteres mehr hinzukommen würde, startete unser Trainer mit Dehnübungen, welche wir nachmachen sollten.

Als das Training beendet war, bat uns unser Trainer noch kurz zu bleiben. Der groß gewachsene Mann wartete kurz, bis er von allen die Aufmerksamkeit hatte und fing dann an zu sprechen: »In den Sommerferien habt ihr fleißig trainiert. Jetzt wird es aber Zeit, für ein paar Wochen eine Sommerpause zu machen und da heute der letzte Tag war, lade ich euch auf ein Eis ein.«

Nachdem alle umgezogen waren und das Gym abgeschlossen war, machten wir uns alle auf den Weg zur nächstgelegenen Eisdiele. Während wir gingen, berichtete ich natürlich Kito davon, welcher mir als Antwort nur ein Bild eines großen Eisbechers schickte.
Schmunzelnd packte ich mein Handy wieder weg, während wir der Eisdiele immer näher kamen.
Zu meiner Überraschung war diese nicht voller Menschen, weshalb wir alle relativ schnell unser Eis bekamen und uns dann auf den Weg zum Park machten, da die freien Plätze nicht für alle reichen würden. Der Großteil ging mit, während einige andere jedoch sich von unserer Gruppe lösten und ihre eigenen  Wege gingen.

Die Bäume und sonstige Pflanzen wie Blumen im Park blühten prächtig vor sich hin und das saftig grüne Gras lud dazu ein, sich darauf niederzulassen.
Als wir einen guten Platz gefunden hatten, setzte ich mich in den Schatten eines Baumes und lehnte mich an diesen. Während mein Blick durch den Park wanderte, bemerkte ich aus dem Augenwinkel, dass sich jemand neben mich setzte. Bereits an der Silhouette erkannte ich, um wen es sich dabei handelte. Als ich kurz darauf zur Seite sah, bestätigte sich meine Vermutung.
Damon hatte sich neben mich ins weiche Gras gesetzt. Während er an seinem Eis leckte und die Landschaft beobachtete, betrachtete ich sein Seitenprofil. Als mein harmloses Hinschauen jedoch zum Starren wurde, musste ich meinen Blick abwenden, da ich sonst ein Problem der etwas anderen Art bekäme.
Röte breitete sich in meinem Gesicht aus, was ich versuchte zu ignorieren und mich deshalb auf mein Eis konzentrierte. Zu meinem Pech schien der Größere bemerkt zu haben, dass ich ihn einige Zeit angestarrt hatte, da er nun kurz fragend zu mir sah und letzten Endes seinen Blick wieder von mir abwendete, worauf ich erleichtert ausatmete.

Nachdem ich später zu Hause angekommen war, duschte ich und gesellte mich dann mit etwas zu Essen ins Wohnzimmer zu meiner Schwester und Mutter, welche sich gemeinsam einen Film ansahen. Beide waren in eine Jogginghose und einen Hoodie gekleidet. Mein Outfit sah ähnlich aus, statt eines Hoodies trug ich jedoch ein T-Shirt.
Während ich dem Film folgte und entspannt aß, fingen meine Gedanken an, wie schon beim letzten Mal, abzudriften und landeten bei Damon. Verschiedene Szenen und Bilder liefen vor meinem inneren Auge ab. Sein gut gebauter Körper, den ich beim Trainig betrachten konnte. Seine fesselnden grauen Augen, als er mich nach dem Unterricht bat, noch zu bleiben. Als er nach dem Trainig meinen Namen sagte und dann von sich selbst verwirrt war. Der Beinahe-Kuss während der Nachhilfe. Das alles und mehr versuchte ich aus meinem Kopf zu bekommen.
Doch vergeblich. Dieser Mann hat es geschafft, sich in meine Gedanken einzuschleichen und dort wie ein starker Baum in der Erde Wurzeln zu schlagen. Es schien unmöglich zu sein, ihn aus meinem Kopf zu entfernen.

Ideen und Verbesserungsvorschläge gerne in den Kommis mitteilen :3

Loving My Teacher?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt