Kapitel 39 |☆

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Dunkelheit. Überall nichts als Dunkelheit. Und...Kälte! Ich konnte förmlich spüren, wie der eisige Wind an meinen Armen und Beinen entlang kroch und jede einzelne Faser meines Körpers in einen winzigen Eiskristall verwandelte.

Ich wollte mich bewegen, doch ich konnte nicht. Ein tiefer Atemzug. Nach mehreren Anläufen schaffte ich es, meine bleischweren Augenlieder zu heben und blinzelte leicht. Meine Umgebung war nur spärlich beleuchtet, und doch blendete mich das plötzliche Licht, weshalb ich meine Augen sofort wieder schloss.

Wieder versuchte ich, tief Luft zu holen. Erfolgreich. Moment... .
Ich konnte Luft holen?!
Ich...war nicht tot?!
Nun riss ich meine Augen doch wieder auf. Hektisch wanderten sie in meinen Augenhöhlen umher und suchten mein Umfeld nach möglichen Gefahren ab. Dabei wurde auch mein Atem immer schneller und panischer. Doch es war keinerlei Gefahr zu erkennen, zumindest noch nicht. Gerade als ich mich wieder etwas beruhigt hatte, schlug die Frage in meinen Kopf ein wie eine Bombe.
Wo zum Teufel war ich?!

Der Versuch, mich aufzusetzen, scheiterte kläglich, denn irgendwie waren alle Glieder und Knochen meines Körpers wie gelähmt, was mir ein wenig Angst einjagte. Besorgt und prüfend schweifte mein Blick durch den Raum. Das war doch nicht möglich...!
Um mich herum erkannte ich dunkle, steinerne Wände, an der Wand rechts neben mir war sogar ein kleines Fenster angebracht. Auf der anderen Seite stand ein Regal und neben dem Fenster ein Stuhl aus Holz, mehr konnte ich nicht entdecken. Aber wie konnte das sein?

Ich...Carrell hatte doch...!
Überrascht schnappte ich nach Luft, als ich das weiche Material unter mir feststellte. Wie lange es wohl her gewesen war war, dass ich in einem richtigen Bett gelegen hatte?

Doch dieser Fakt war erstmal nebensächlich, denn eigentlich machte er die ganze Situation nur noch schlimmer! Ich verstand die Welt nicht mehr. Das war doch bescheuert, ich musste träumen! Oder war ich vielleicht doch tot und bereits im Himmel? Wobei...das alles erschien mir zu real dafür, selbst wenn die Situation äußerst absurd war.

Gepackt von einem Entschluss, ja, einem Ziel stemmte ich schließlich mit aller Kraft meine Hände in die weiche Matratze unter mir. Wenn ich herausfinden wollte, was all das zu bedeuten hatte, musste ich aus diesem Raum verschwinden! Vorausgesetzt, das war überhaupt möglich... . Mich erreichte der Gedanke, womöglich direkt in die Höhle des Löwen getappt zu sein, und er zauberte mir eine Gänsehaut auf die Arme. Stimmt...was, wenn ich mich bei der ersten Ordnung befand?

Andererseits - die erste Ordnung würde ihren Gefangenen wohl kaum so einen "Luxus" wie dieses Zimmer hier bieten! Trotzdem... . Die Tatsache, dass ich weder eine Ahnung hatte, was momentan vorging, noch; was dort am Fluss vorgegangen war, machte mir Sorgen. Vielleicht war Carrell ja wirklich nur ein mieser Verräter, genau wie Lios? Hatte mich bloß am Leben gelassen, um der ersten Ordnung in Sachen Exekution den Vortritt zu gewehren? Möglich wäre es...

Mit vereinten Kräften schaffte ich es schließlich, meinen Oberkörper vom Bett wegzudrücken und mich halbwegs aufrecht hinzusetzen. Die Anstrengung, welche ich für diesen kleinen Schritt benötigt hatte, zog an meinen Armen und Beinen und tat alles dafür, mich wieder in eine liegende Position zu kriegen. Doch ich blieb stark, schluckte entschlossen und versuchte, somit die quälende Trockenheit meines Halses zu bekämpfen. Erst, als meine nackten Füße den Boden berührten, fiel es mir auf.

Entsetzt starrte ich an mir herunter. Wo bitte waren meine Klamotten?! Die Panik benebelte meinen Geist schneller als mir lieb war, denn der Gedanke daran, dass ich mich in diesem Zustand bei der ersten Ordnung befand, war wirklich erschreckend!

Zwar trug ich ein dünnes, aschgraues, nachthemd-ähnliches Kleid und war damit nicht komplett nackt, aber irgendwer musste mir das ja angezogen haben...! Nervös fuhr ich mir durch die Haare, welche in langen, hellen Wellen über meine Schultern fielen. Ebenfalls merkwürdig, denn ich erinnerte mich dunkel an einen zerzausten Zopf zurück, welchen ich zuvor noch gehabt hatte.,,Scheiße...!", murmelte ich aufgewühlt und stand langsam auf. Die Situation war so verwirrend, dass ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich Angst haben oder mich freuen sollte, denn das Ganze klang so gar nicht nach erster Ordnung.

Erst wenn der Krieg vorüber ist...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt