Kapitel 44 |☆

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Grindar's Verhalten hatte mich so sehr aufgewühlt, dass ich um ein Haar vergessen hätte, wofür ich überhaupt hier war. Schnell schüttelte ich den Kopf um die lästigen Gedanken loszuwerden und zog dann behutsam die Kiste näher an mich heran.

Ganz langsam setzte ich eine Hand an den Verschluss und meine Finger zuckten zurück, als sie das kühle Metall berührten. Einmal holte ich tief Luft, dann umfasste ich entschlossen den kleinen Riegel, schob ihn zurück und hob den Deckel vorsichtig an, darauf gefasst, alles mögliche darunter vorzufinden.

Auf den ersten Blick sah ich nur einen Haufen an losem Papier und hier und da den Zipfel eines Kleidungsstücks. Bei genauerem Betrachten erkannte ich jedoch eine gewisse Ordnung unter den Sachen wieder und beschloss kurzerhand, einfach alles der Reihe nach auszupacken. Leia hatte gesagt, Benecol und meine Mutter seien Freunde gewesen. Vielleicht gab es hier ja tatsächlich irgendwelche sachdienlichen Verweise auf seinen Aufenthaltsort?

Obwohl ich immer wieder versuchte, mich selbst zu beruhigen, zitterten meine Hände und mein Herz schien innerlich zu explodieren, als ich ein paar der Blätter vollständig ans Tageslicht beförderte. Ich überflog die wenigen Zeilen und sah es als einen Erfolg an, dass die Worte immerhin nicht vor meinen Augen verschwammen. Der Inhalt der Notitzen enttäuschte mich aber, denn es waren leider wirklich nichts weiter als Notitzen, die meine Mutter während der Arbeit angefertigt haben musste.

Ich nahm weitere Zettel aus der Kiste, jedes mal in der Hoffnung, etwas gefunden zu haben, doch es waren immer nur nichts als belanglose Dinge über ihre täglichen Aufgaben. Als ich beim letzten Zettel angelangt war, gab ich die Hoffnung auf. Es half ja nichts, wenn es keine Informationen gab, konnte ich auch nichts machen!

Das einzig Interessante an den Notitzen war, dass sie teilweise tatsächlich aus Zeiten von vor meiner Geburt stammten! Meine Mutter war nämlich nicht immer ein Teil des Widerstands, sondern zu Anfang einer der neuen Republik gewesen. Deshalb war streng genommen auch ich ein Kind der neuen Republik, ich wurde ja auf Chandrila geboren. Allerdings waren viele Erinnerungen an die Zeit dort irgendwo in die hintersten Ecken meines Gehirns gesickert und verstaubten langsam... .

Gedankenverloren und obendrein ziemlich lustlos räumte ich nun die wenigen Klamotten, die sich als ein dünner, hellroter Schal und ein ebenfalls dünnes Hemd herausstellten aus. Ich warf einen flüchtigen Blick in die Box. Leer, keine Frage. Seufzend ließ ich die Schultern sinken. Mehr konnte ich nicht tun.

Doch als ich die Kiste gerade anhob, um sie zurück zum General zu bringen, entdeckte ich plötzlich noch etwas!

Ganz unten schimmerte irgendetwas goldenes...! Schnell war die Kiste wieder abgestellt und ich tastete den dunklen Boden ab.
Und tatsächlich! Meine Fingerkuppen fuhren über etwas weiches... . Verwundert griff ich zu und einen Augenblick später ging mir ein Licht auf - das, was ich bereits für den Kistenboden gehalten hatte, war ein schwarzes Stück Stoff gewesen!

Und darunter offenbarten sich mir nun mehrere Dinge, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Neugierig und überrascht zu gleich fischte ich das erste Teil hinaus. In meinen Händen lag etwas, das aussah wie eine Mischung aus Haarspange, Diadem und Kamm. Es war aus glänzendem Metall geschaffen und hatte nach unten hin spitz zulaufende Zinken. Oben herum war es kunstvoll geschwungen und mit einem durchsichtigen Stein besetzt. Ob das ein Diamant war? Nachdenklich drehte ich das Schmuckstück in hin und her. Ich hatte es noch nie zuvor an meiner Mutter gesehen... .

Das Nächste, das ich heraus nahm, war deutlich unspektakulärer. Es handelte sich um nichts weiter als ein Handteller großes, schrabbeliges Buch. Trotzdem riskierte ich einen Blick und hatte plötzlich das Gefühl, als würde der Inhalt mich förmlich anstrahlen! Seite für Seite fand ich nichts anderes als Zeichnungen. Mit dem Daumen blätterte ich das Buch durch und stellte fest, dass sie immer die selben zwei Personen darstellten. Ein junger Mann und eine junge Frau, auf jeder Seite. Mal saßen sie lachend nebeneinander, hielten sich in den Armen oder küssten sich. Jetzt blieb ich auf einer Seite stehen und nahm die beiden genauer unter die Lupe.

Erst wenn der Krieg vorüber ist...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt