Kapitel 47 | Finale (1) |☆

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Und diese zwei Personen waren D'araq und Nahii'lo.

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Ich hatte auf einmal das Gefühl, als hätte mir jemand ein Messer geradewegs durch's Herz gerammt.
Alles, was ich denken konnte,
war - wieso? Wieso ausgerechnet D'araq? Warum hatten sie die Geschwister nicht einfach einmal in Frieden lassen können?

Der Schock musste sich auf meinem Gesicht deutlich wiederspiegeln, denn auf Lios' Lippen erschien ein siegessicheres Grinsen.

,,Ja, da staunst du, was? War gar nicht so leicht, die zwei aufzuspüren...aber allein für deinen leidenden Blick hat es sich gelohnt!", freute er sich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. In meinem Bauch braute sich etwas zusammen, das zum Teil aus Wut und zum Teil aus Angst bestand.

Kläglich flehte ich nun:,,Lasst sie! Zieht sie da nicht mit rein, sie haben-"

,,...uns verraten?! Das wäre ein guter Grund für den Tod, finde ich. Aber keine Sorge, davor werden wir sie verschonen. Vorausgesetzt, du spielst mit! Das heißt, genau genommen entscheidest du, ob sie leiden müssen oder Leben können.", unterbrach er mich kalt und warf den beiden Jungs einen abschätzigen Blick zu.

Besorgt starrte ich zu D'araq und Nahii'lo herüber. Das waren nicht die beiden Brüder, die ich vor kurzer Zeit noch auf Malastare verabschiedet hatte!
Ich erkannte sie kaum wieder...

Von den Lippen beider tropfte Blut, Hämatome zierten ihre Gesichter und Arme. Wie der Rest ihrer Körper aussah, mochte ich mir gar nicht vorstellen! An den halb geschlossenen Augen erkannte ich, dass der Jüngere schon nicht mehr ganz bei Bewusstsein war. Kein Wunder, aus einer tiefen Wunde an seiner Schläfe quoll das Blut nur so hervor und der Soldat erwürgte ihn mit seinem Griff halber. D'araq schien noch etwas besser davon gekommen zu sein, jedenfalls wirkte er, trotz Kopfwunde, relativ wach.

,,Sam!", hauchte er, gefolgt von einem leidvollen Stöhnen, welches mir auf der Seele brannte. Alles in mir schrie danach, auf ihn zuzustürtzen und ihn zu befreien, doch Lios Schraubstockgriff verwehrte mir diesen Wunsch.

,,Also", wandte sich dieser nun offenbar an mich, denn er drehte mich plötzlich so, dass ich gezwungen war, ihm wieder direkt ins Gesicht sehen, ,,wo wollen sie hin?".

Glühende Nadeln schienen sich langsam in meinen Kopf zu bohren. Ich konnte es nicht sagen! Heftig atmete ich ein und aus. Ich brauchte eine Lösung, und zwar schnell!

,,He, ich rede mit dir!".

Seine Ohrfeige traf mich völlig unvorbereitet, und weil er unter anderem von mir abgelassen hatte, taumelte ich auch sofort nach hinten, stolperte über meine eigenen Füße und blieb leise wimmernd liegen. Ein schmerzvolles Zischen verließ meine Kehle, als ich die Hand an meine pulsierende Wange legte, in der sich sodann ein heißer Schmerz ausbreitete.

,,Fass' sie nicht an!", kam es aufgebracht von D'araq und ich hörte, wie er versuchte, sich von dem Truppler loszureißen. Erschöpft und mit einem ziemlich schwummrigen Gefühl stemmte ich mich vom Boden hoch, gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie Lios arrogant lächelnd den Kopf schüttelte.

,,Herrlich. Der eine leidet, wenn der andere leidet. Und keiner kann sich selbst, und somit den anderen retten! Ist das nicht ironisch?", fragte er ernsthaft amüsiert und klatschte zufrieden in die Hände. Wutschnaubend funkelte ich ihn an. Der Typ war ein Psychopat, keine Frage! Schnell war dieser Anflug der wahnsinnigen Zufriedenheit seinerseits jedoch wieder verschwunden und seine Aufmerksamkeit gebührte allein mir.

Erst wenn der Krieg vorüber ist...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt