Thaer schreckte auf, als jemand die Baracke betrat. Es kam ihm vor, als sei er gerade erst eingeschlafen. So dunkel wie es war, musste es Nacht sein, vor allem, weil es hinter der Türe auch nicht viel heller war.
«Sind Sie Johnson? Der Hüter?», fragte eine Männerstimme. Thaer zuckte zusammen. Johnson, der Hüter, dass war er früher einmal gewesen. Nannte man ihn ab und an Hüter, konnte er das verkraften, aber Johnson, den Hüter hatten ihn die Leute genannt, die er früher gekannt und die auf ihn gezählt hatten. Die Leute, die er enttäuscht hatte. Heute war er nur noch Johnson, der Sturmtruppler, OI5075. «Nur Thaer», korrigierte er deswegen.
Er konnte den Gesichtsausdruck seines Gegenübers nicht ausmachen, so dunkel war es, deswegen wusste er nicht, wie er oder sie reagierte. «Wie Sie meinen. Soll ich Sie auch Truppler nennen?» Dieses Mal war es ohne Zweifel Spott, den er in der Stimme hörte.
Er zwang sich, nicht auf die Worte zu reagieren, auch wenn sie ihn mehr verletzten, als er sich selbst eingestehen wollte. «Danke, kein Bedarf. Sind Sie gekommen, um sich über mich lustig zu machen oder um mit mir auf eine Mission zu gehen?»
«Ich habe schon gehört, dass die Generalin Sie eingeweiht hat. Ich will Ihnen nicht verheimlichen, dass ich keineswegs mit ihr einverstanden bin. Sie sind ein Sturmtruppler und alleine dafür sollte man Sie an die nächste Wand stellen und abknallen.» Thaer sah zu Boden. Es war gar nicht lange her, da hatte er gleich gedacht, wie der Rebell. Er konnte es ihm keineswegs verübeln. Er stand auf und nickte dem Mann zu, widerstand dem Drang, seine Uniform zu glätten, vielleicht hätte der Mann sonst noch gedacht, er würde sie wertschätzen. Er trug immer noch seine imperiale Sergeantsmontur, was ihn ziemlich störte. Er hatte sich immer gewünscht, Teil der Rebellion zu sein, sich fehl am Platz beim Imperium gefühlt, unter all den treuen Anhängern und jetzt, wo er es wirklich geschafft hatte und bei einer Mission der Rebellen mitwirkte, trug er die verhasste Uniform und fühlte sich noch viel fremder. Es war, als würde ihn das Universum verspotten wollen.
Sein Gegenüber nickte unwillig. «Folgen Sie mir, Truppler.»
«Thaer reicht vollkommen.»
«Sicher, Truppler.» Er hörte sich dieses Mal wirklich genervt an. Thaer kannte diese Machtspielchen viel zu gut. Immer, wenn ein Neuer in seine Truppe gekommen waren, hatte er sie unterbinden müssen. Mit den dummen Sprüchen schüchterte man den Gegenüber ein und versuchte, ihn in einen Rang unter sich zu drängen. Thaer hatte nie viel davon gehalten. Er sagte allerdings nichts. Es hätte sich nicht gut gemacht, wenn der Sturmtruppler etwas dagegen gesagt hätte. Thaer wusste nicht, wie ihm das hatte passieren können. Er war Hüter gewesen: Alle hatten ihn respektvoll behandelt und als einen der ihren anerkannt, als den gerechten Gesetzesvollstrecker. Nun war er nur noch ein Truppler, Dreck, den irgendwer von der Strasse aufgelesen hatte. Es ging ihm nicht darum, mächtiger zu sein als andere, nur darum, respektiert werden. Und als imperialer Soldat wurde all das, für das er jahrelang gearbeitet hatte, wieder zunichte gemacht. Er hatte, ohne auch nur ein Wort des Protestes von sich geben zu können, zusehen müssen, wie das Imperium seine jahrelange Arbeit mit Füssen trat und ihm ihre neue Ordnung aufzwang. Und nun wurde auch er für einen von denen gehalten, denen es Spass machte, die Galaxie zu unterdrücken. Trotz der brodelnden Wut darüber, das er für einen von denen gehalten wurde, die sich in seinem Bauch aufstaute, folgte er dem Mann ohne ein weiteres Wort, auch wenn ihm klar war, dass die Rebellen das als weiteres Zeichen nehmen würden, in ihm den braven Sturmtruppler zu sehen. Egal, was er tat, er konnte es nur falsch machen. Vor der Türe der Baracke warteten weitere Rebellen. Er spürte ihre abfälligen Blicke auf sich, war sich sehr wohl bewusst, dass die imperiale Uniform trotz der Dunkelheit allzu gut zu sehen war.
«Hier stinkt es nach imperialem Abschaum», knurrte einer der Rebellen. Es war keineswegs die erste Beleidigung, die Thaer zu hören bekam. Schon während seiner Zeit als Hüter war er öfter von Sträflingen beschimpft worden, später, im Dienst des Imperiums, auch von Bürgern auf der Strasse. Eigentlich hätte er sie dafür festnehmen und ausliefern müssen, aber er hatte es nie getan. Schliesslich hatten sie recht. Also streckte Thaer den Rücken durch und liess sich nichts anmerken.
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Star Wars: Symbols of the past
ФанфикAls sie wider Willen von den Rebellen aus einem imperialen Gefängnis gerettet wird, begreift die geheimniskrämerischen Schmugglerin Hannah Catallan, dass ihr Leben im Schatten ein für alle Mal zu Ende ist. Zusammen mit dem Imperialen Sergeant Thaer...