Weil Ulean wusste, dass ich nicht vorhatte, davonzulaufen, so lange sie Thaer hatten, liess sie mich meiner Wege gehen. Aufgebracht wie ich war, liess ich die schäbigen Barackenbauten der Rebellion hinter mir und verkroch mich trotzig unter einem der X-Flügler auf dem Flugplatz, der nur einige Meter entfernt stand. Der Antrieb und die Steuerung des Dings waren schon uralt, sie stammten wahrscheinlich noch aus der Zeit um die Anfänge der neuen Zeitrechnung, die jetzt schon eine Ewigkeit her war. Es standen einige X-Wing Starfighter herum, aber ich hatte mir den ausgesucht, der am schlechtesten aussah. Er wirkte nicht flugfähig, was die dicke Staubschicht, die über dem Schiff lag, nur bestätigte. Das würde mich wenigstens für eine Weile beschäftigen. Ich war zwar um einiges besser im Fliegen als im Reparieren, aber ich hatte mein kleines Schiff, dass zu meinem bedauern immer noch im Imperialen Gefängnis einlagerte, schon zu oft zu Schrott geflogen, als dass ich es nicht reparieren konnte. Ich schnappte den Werkzeugkasten eines Technikers, der gerade versuchte, eine viel funktionstüchtigere Maschine wieder auf Touren zu bringen und mich gar nicht bemerkte. Sollte er sich doch einen Neuen holen. Er wusste wenigstens, wo die Dinger standen.
Ganz klein am Rumpf fand ich die Generation des X-Flüglers: T-65B stand dort. Wie ein Blitz durchzuckte mich die Erkenntnis, dass diese Maschine einmal in der Schlacht von Yavin geflogen war. Bewundernd sah ich den X-Flügler von allen Seiten an, aber egal, welchen Blickwinkel ich wählte, er sah keineswegs so glorios aus, wie er sollte, um seiner Geschichte Ehre zu machen. Als ich der Meinung war, genug gesehen zu haben, legte ich mich auf den Bauch und robbte unter die Maschine. Mit Mühe und Not konnte ich die Verkleidung am Bauch des Schiffes lösen. Es machte einen ziemlichen Lärm, als ich das Blech endlich herunterzog. Kümmern tat mich das aber nicht. Ich begann, an den uralten Kabeln herumzubasteln und plötzlich kam mir meine Situation gar nicht mehr so schwerwiegend vor.
Obwohl Uleans Treffer in meinem Gesicht noch immer schmerzten, rückten sie in den Hintergrund und ich konzentrierte mich voll und ganz auf das, was ich tat. Erst, als ich beinahe nach meinem Vater gerufen und ihn um eine andere Art Schraubenzieher gebeten hätte, begriff ich, wieso mir diese Situation so bekannt vorkam. Ich hatte mich immer an das Schiff meines Vaters gehängt, wenn ich ein weiteres Mal mit meiner Mutter gestritten hatte. Für einen kurzen Moment hatte ich wirklich gemeint, ihn neben mir stehen zu sehen, zu mir herabgrinsend und den Werkzeugkasten in der Hand. Ich hätte mich für den Gedanken verfluchen können. Ich schien einen Hang zur Selbstquälerei zu entwickeln. Ich schüttelte das Bild mit Mühe und Not ab und versuchte an etwas anderes zu denken.
Obwohl ich einen Stromschlag nach dem anderen kassierte, fummelte ich weiter in den elektronischen Innereien des X-Wings herum. Er hatte tatsächlich nicht viel mehr mit meinem alten aber wendigen Transporter zu tun, als ein Schmuggler mit den Rebellen. Also sehr wenig. Haha. Ich richtete mich weiter auf und schob ein paar Kabel beiseite, deckte die Hauptplatine auf, mit der man das Cockpit auch von aussen öffnen konnte. Ohne gültigen Code, also. Das wusste ich, weil ich ziemlich oft mit einem Schiffdieb zusammengearbeitet hatte, der mir einige seiner Tricks beigebracht hatte. Zwei schnelle Handgriffe, dann hörte ich das charakteristische Zischen, als sich das Cockpit öffnete.
Sie würden sicher nichts dagegen haben, wenn ich den X-Flügler einmal ausprobierte, oder? Schliesslich musste ich doch testen, ob meine Reparatur geglückt war, oder? Ich befestigte die rostige Metallplatte wieder am Bauch des Schiffes und krabbelte vorsichtig darunter hervor. Ein schneller Blick nach links und rechts, dann kletterte ich ins Cockpit. Ich war erstaunt, wie bequem der Sessel war. Der Bezug musste noch aus den alten Tagen stammen, denn ich hatte ihn noch nie gesehen. Tatsächlich fühlte es sich überraschend luxuriös an, in dem X-Flügler zu sitzen. Ich hatte diese Art von Schiff schon immer fliegen wollen. Meine Eltern hatten es mir, als ich noch jünger war, verboten, es sei »zu gefährlich», behaupteten sie. Einmal hatte ich es geschafft, Finger an einen X-Flügler legen zu können, war aber von meinem Vater erwischt und ausgeschimpft worden. Dieses Mal würde keiner mich daran hindern, zu fliegen.
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Star Wars: Symbols of the past
FanficAls sie wider Willen von den Rebellen aus einem imperialen Gefängnis gerettet wird, begreift die geheimniskrämerischen Schmugglerin Hannah Catallan, dass ihr Leben im Schatten ein für alle Mal zu Ende ist. Zusammen mit dem Imperialen Sergeant Thaer...