"Nur noch den Lippenstift auftragen uuund..", beginne ich mit meinem Spiegelbild zu reden und schmiere mir sorgfältig die rote Farbe auf die Lippen. ".. fertig!" - Schnell ziehe ich mir noch meine Lederjacke über, schnappe mir meine kleine Handtasche und verschwinde aus der Wohnungstür. Der Bus steht schon an der Haltestelle, nun aber fix! Sonst muss ich wieder eine halbe Stunde auf den Nächsten warten und darauf habe ich wirklich wenig Lust. Ich renne, so gut es mit den hohen Schuhen geht, den Weg hinunter und steige in den Wagen des Personennahverkehrs ein.
Nach etwa einer halben Stunde stehe ich in der Nähe der Tür von einem der beliebtesten Szene-Clubs der Stadt. Ein Ort, wo man mich kennt, wo ich gerne bin, wo ich reintheoretisch schon als Stammgast zähle, jedoch war ich lange nicht mehr hier. Die Arbeit hat mich eingespannt, ich hatte eine depressive Phase und wollte einfach nicht raus. Somit habe ich das Ausgehen sehr schleifen lassen. Meine Knie zittern ein wenig und ich bin mir unsicher, ob es an der Kälte der Novembernacht liegt oder daran, dass ich ewig nicht mehr feiern war. Ich bin mir unsicher, aber bevor ich weiter darüber nachdenken kann, werde ich auch schon von jemandem am Handgelenk gepackt. "Hey, Rebecca! Lange nicht gesehen. Komm' lass' uns reingehen!", spricht mich Andy an und zerrt mich in Richtung Eingang. "Ich bezahle auch." - "Äähh.. Danke, Andy.", sage ich leise und lasse mich mitziehen.
Im Club ist es warm und stickig, weswegen ich meine Jacke oben in der Garderobe abgebe. Andy und ich laufen die Treppen nach unten, ein mal quer über die Tanzfläche, wo bereits Musik dröhnt und Gruftis ihre Leiber zum Takt der Melodie bewegen, an der Bar vorbei in die Raucherlounge. Dort steht der Qualm. Es wirkt fast so, als könnte man die Rauchschwaden in der Luft mit einem Messer schneiden, aber es stört mich wenig. Andy trifft auf Freunde, die ich nur kurz grüße, weil ich eigentlich gar keine Laune habe, um mit jemandem zu sprechen und wenn ich ehrlich bin, frage ich mich gerade warum ich überhaupt hier bin. Am liebsten würde ich wieder gehen. Ich setze mich etwas Abseits auf eine Bank mit Lederüberzug und fische eine Zigarette aus meiner Schachtel. Sofort, nach dem Anzünden, nehme ich einige kräftige Züge und merke, wie ich endlich lockerer zu werden scheine.
"Lange nicht gesehen, Süße.", spricht mich eine bekannte Stimme an, die ich an diesem Abend lieber nicht hören wollte. "Hallo, Malte.", meine ich kühl und schaue ihn dabei nicht an. "Alleine hier?", fragt er forsch und nimmt ohne zu zögern neben mir Platz, um seine Hand auf meinen Schenkel zu legen. "Andy ist mit.", antworte ich schnell, in der Hoffnung, dass er dann von mir ablässt. Falsch gedacht. "Andy, hm? Den kann ich aber gar nicht bei dir sehen." - "Er ist drüben und quatscht mit ein paar Leuten. Er muss ja nicht dauerhaft um mich drumherum springen." - "Besser ist's.", grinst Malte und schiebt seine Hand näher zu meiner Mitte. "Lass' das.", mahne ich ihn und schubse seine Griffel mit einer geschickten Bewegung von meinem Bein. "Och, komm'. Es gefällt dir doch auch.", meint der große Dunkelblonde und will gerade seine Finger wieder auf meinem Körper platzieren, als ihn jemand davon abhält.
"Du hast die Dame doch gehört, oder etwa nicht?", fragt der mir unbekannte Mann, mit den schwarzen nach hinten gegelten Haaren. Malte lässt Zähne knirschend seine Hand in seinen eigenen Schoß fallen und starrt den Unbekannten an. Ohne ein weiteres Wort steht er auf und verschwindet in Richtung Tanzfläche. Was für eine merkwürdige Situation. "Uhm.. Danke.", gebe ich schüchtern von mir und mein Gegenüber grinst nur. "Ist alles in Ordnung?", fragt er mit einem fast schon besorgt klingendem Unterton in seiner Stimme und ich nicke. "Äh, jaa. Passt schon.", winke ich ab. Ich bin wirklich erleichtert, dass der Typ mir Malte vom Hals geschafft hat. Malte ist schließlich schon immer ein sehr anstrengender Mensch gewesen, der seine Grenzen noch nie gekannt hat und bis heute nicht zu wissen scheint, was 'Nein' bedeutet. "Falls mal wieder etwas sein sollte, kann ich ja nach dir rufen. Haha." - Hab ich das gerade wirklich gesagt? Manchmal bin ich echt einfach nur unfassbar peinlich.
"Ruf' nach Wil und ich bin da.", lacht der Mann, den ich auf etwa Ende 30 schätze. Werde ich.", meine ich verlegen und wische mir nervös mit der Handfläche im Nacken herum. Und weil ich so beschämt zur Seite schaue, bemerke ich gar nicht, wie Wil bereits auf dem Absatz kehrt gemacht hat und sich nun irgendwo im Dunkel des Clubs versteckt hält. Was war das nur gerade? Dieser Mann.. irgendetwas hat er an sich, was mich begeistert. Eine ruhige und doch sehr bestimmende Art, die schon durch diesen kurzen Wortwechsel zu erkennen ist. Äußerst interessant und unglaublich anziehend. Warte.. nein. Ich schüttle meinen Kopf, um die kuriosen Gedanken aus meinen grauen Zellen zu vertreiben und beschließe einen Abstecher an die Bar zu machen.
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FanfictionNach langer Zeit sollte es für Rebecca nicht nur ein gemütlicher Abend im beliebtesten Szene-Club der Stadt werden, sondern auch gleich ein unerwarteter Sprung in ein darauffolgendes, geheimnisvolles Abenteuer der Sexualität.