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2000 vor unserer Zeitrechnung, Berg Olymp

Der Wind wagt es nicht, den ungestörten Frieden von Olympus zu erschüttern. Unberührt von Regen oder Schnee, Kälte oder Wind. Vom Himmelsgewölbe umspannt, breitet sich der weiße Glanz des Sonnenscheins auf seinen Wänden aus. So hoch, dass die Sterblichen niemals versuchen würden, ihn zu besteigen. Außerhalb der Reichweite der Menschen, geschützt durch die Wolken. Ein großes Wolkentor öffnet sich, um den Gottheiten den Weg zur Erde zu ermöglichen und sie bei ihrer Rückkehr empfangen.

Doch hier lebt die Familie der Olympioniken und genau wie die sterblichen Familien, herrschen Eifersüchteleien und Streitigkeiten, die grausam enden.

Die sterbliche Semele kommt mit ihrem, auf dem Weg hier hoch, zerfetzten dreckigen Gewand und ihren blutigen Füßen an wonach sie sich zu Boden wirft. Ihr Unterleib schmerzt so sehr wie wenn kleine Ungeheuer ihr den Bauch auffreißen und ihn verbrennen würden.

Als sie ihre Hand auf den gewölbten Bauch legt und die Augen schließt, drengt eine gewaltige Kraft durch ihre Korpus und lässt sie auferstehen. Eine Träne fließt ihrer Wange runter, "Und wenn es eine Seele wagen sollte, dich mir weg zu nehmen, so wird dein Vater dafür sorgen, dass dein Name bis in die Unendlichkeit erhalten bleiben wird!"

Mit der von dem Ungeborenen gegebenen Kraft, geht sie mit großen Schritten an den meterbreiten Säulen entlang. Das unaussprechlich große Tor lässt sie in seinem Schatten stehen und öffnet sich nicht.

"Oh Herrscher im Olymp Zeus! Du batst mich hier her zu kommen! Nun öffnet mir die Tore!" Ihr Schreien klingt hier oben wie ein leises Säuseln. Semele weiß, sie würde jetzt ihren Geliebten sehen. Er würde sie nicht länger warten lassen.

Doch Jemand anderes erscheint hinter den Säulen. Semeles alte Amme Beroe. Sie rennt auf sie zu und legt ihre Arme um ihren Körper, "Beroe!"

Diese ältere Sterbliche umarmt sie zurück und streichelt ihr den Kopf. Semele lässt sie los, vollkommen glücklich, aber auch überrascht. "Was führt dich hier her?" ,sie schaut sich ängstlich um und atmet schwer. Die Luft ist viel zu dünn.

Die Amme lächelt. "Das ist eine lange Geschichte, meine Kleine. Sie sieht tief in Semeles braune Augen. "Wieso bist du hier?"

Mit Stolz antwortet sie, "Ich bin hier, um meinen Geliebten zu sehen."

Beroe packt sie am Arm, lockert aber sofort wieder ihren Griff. "Semele.. Was wenn.. Zeus gar nicht Zeus ist?"

Semeles Freude erlöscht mit einem Mal. "Weshalb sprichst du auf diese Weise?" Ihre gelockten Haare fallen ihr ins Gesicht, sobald sie runter schaut.

"Verstehst du denn nicht, Semele? Es kann alles Täuschung sein. Ist er wirklich der für den er sich ausgibt? Denke darüber nach, hör auf die alte Dame" ,sie legt ihre Hand auf Semeles Wange. Ohne weiteres lässt sie Semele dort allein stehen und begibt sich auf den Rückweg ins menschliche Reich.

Die schwangere Semele setzt sich auf den kalten Marmorboden. Ihr Herz ist mit Zweifel gesät. Sie denkt lange nach bis sie eine Entscheidung trifft.

"Oh heiliger Zeus! Ich flehe dich an dich mir zu zeigen!" ,schreit sie mit all ihrer verbliebenen Kraft.

Der Boden kracht fast ein als ihr der Weg frei wird. Sobald ihr linker Fuß den Ort betritt, entsteht ein Stechen in ihrem Bauch. Sie zischt und kann nicht weiter laufen. Zwei unerkennbare Menschen erscheinen in dem Licht vor ihr, sie spürt nur feste Griffe an ihren Armen und das Mitreißen nach Draußen.

"Ich weiß du kannst mich hören!" ,weint sie. "Ich erbitte mir den Wunsch von dir, dich mir in deiner wahren Gestalt zu zeigen!"

Die Wächter verschwinden hinter dem Tor und lassen sie allein.

DIONYSUS | pjm [german] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt