Es sah kurz so aus, als wäre Oskar wütend auf Lynn. Er hielt die Stirn in Falten gelegt und man sah ihm an, dass er angespannt war.
Hatte sie etwa was Falsches gesagt? Lynn lief wortlos weiter, wobei sie immer wieder einen verhuschten Blick zur Seite warf und immer noch auf eine Antwort wartete.
Ihr Haus war schon in Sichtweite, als Oskar endlich seinen Kopf hob und sich mit ernster Miene an sie wandte. »Lynn«, fing er an. »Ich fände es ehrlich gesagt ganz schön, wenn wir nach der Arbeit ab und zu was zusammen unternehmen und uns etwas besser kennenlernen würden.«
Ihre Augen trafen sich und Lynn schob ihre Mütze etwas nach oben, da ihr vom flotten Gehen warm geworden war. »Oder steht das Angebot nicht mehr, dass ich beim Kochclub dabei sein darf?«
Lynn sah Oskar überrascht an. Sie musste zugeben, dass sie nicht damit gerechnet hatte, dass er ernsthaft an der Schnapsidee ihres Bruders interessiert war. »Doch, ich schätze schon. Bist du dir denn wirklich sicher, dass du dabei sein willst?«
Oskar nickte lächelnd, wobei seine Augen leuchteten und seine Grübchen hervortraten. »Ja, natürlich. Aber nur, wenn du nichts dagegen hast.« Er rückte näher an sie heran, sodass ihre Arme flüchtig aneinanderstießen.
Lynn merkte, wie ihre warmen Wangen noch heißer wurden. Ohne nachzudenken und wie aus der Pistole geschossen erwiderte sie: »Nein, überhaupt nicht!«
Oskar blinzelte überrascht und auch Lynn war über die Heftigkeit ihrer eigenen Worte erschrocken. Eilig schaute sie wieder nach vorne, sah aber noch, wie Oskars Lächeln noch breiter wurde und biss sich auf die Unterlippe.
»Das freut mich.« Die Klangfarbe seiner Stimme verursachte ein Kribbeln in ihrer Magengegend und sie fragte sich krampfhaft, was sie daraufhin sagen sollte. »Und was hast du für heute noch geplant?«
Lynn atmete innerlich erleichtert auf, als Oskar in normaler Tonlage weiterredete, und stellte fest, dass sie nur noch wenige Meter von ihrem Haus entfernt waren. »Gar nichts. Noch etwas Ausspannen und es mir gemütlich machen.« Im Plauderton zu reden, fiel ihr um einiges leichter und entspannte Lynn auch wieder etwas.
»Das klingt gut. Ich glaube, da schließe ich mich an.« Sie drehte Oskar erschrocken das Gesicht zu und er sah sie für einen Moment verständnislos an, bis er zu begreifen schien, was sie hinter seinem Satz vermutete. Er grinste, lachte sogar kurz auf und korrigierte sich sogleich. »Ich meine, ich werde bei mir zu Hause wahrscheinlich das Gleiche tun.«
Peinlich berührt, dass sie überhaupt auf den Gedanken gekommen war, dass er es anders gemeint haben könnte, erwiderte Lynn gequält Oskars belustigtes Lächeln. Sie ging die letzten Meter schweigend neben ihm her, bis sie am Treppenabsatz des Hauses ankamen und dort stehen blieben.
Noch immer war die Distanz zwischen ihnen minimal, was Lynn erst jetzt bewusst wurde, woraufhin sie ihre Schulter leicht nach oben zog und hastig in einer der Manteltaschen nach ihrem Schlüsselbund wühlte. Sie zog ihn kurz darauf heraus und stockte, als sie Oskars Stimme vernahm.
»Danke.«
Irritiert sah Lynn auf und blickte in dunkelblaue Augen, die sie ernst anschauten. »Wofür?«
»Dass wir uns heute gesehen haben und uns aussprechen konnten. Du hast heute echt meinen Tag gerettet.« Oskar beugte sich leicht vor. »Und mich irgendwie auch.«
Er hatte wieder das gut riechende Aftershave aufgetragen und Lynn widerstand der Versuchung, den Geruch mit einem tiefen Atemzug einzusaugen. Als er erneut ein Lächeln aufsetzte, spürte sie, wie ihre Knie weich wurden. Schnell trat sie auf die Treppenstufe, um sich seiner Nähe zu entziehen, und konzentrierte sich erneut auf das Schlüsselbund in ihren Händen.
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Sag noch mal, dass du mich liebst
RomanceAuf der Weihnachtsfeier hat Oskar zuviel getrunken. Auf der Heimfahrt teilt er sich ein Taxi mit seiner Kollegin Lynn. „.... Ich liebe dich, du mich doch auch, oder?" "Ja. Natürlich." Keiner der beiden hat diese Worte ernst gemeint und doch ist dana...