Kochclubaktivitäten

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»Dein Freund ist spät dran, Schwesterherz.«

Simon lümmelte mit dem Smartphone in der Hand auf einem der Stühle am Küchentisch. Er schaute zu seiner Schwester rüber, die ihm gegenübersaß und an den letzten Seiten eines Romans las, und grinste, als sie aufsah.

Lynn war sofort klar, wen ihr Bruder meinte. Und auch, dass er sie nur wieder aufziehen wollte. Aber hatte ihr Herz trotzdem bei dem Wort Freund ungewollt schneller angefangen zu schlagen.

Um sich abzulenken, sah sie auf ihre Armbanduhr, die anzeigte, dass es viertelvorsechs war.

»Mach mal keinen Stress! Ich bin auch erst seit fünf Minuten da«, entegegnete Conny an Lynns Stelle, die gerade ihren Anteil an Lebensmitteln aus ihrem mitgebrachten Korb auf der Küchenanrichte ausbreitete, woraufhin Lynn der Meinung war, ihrem Bruder nicht auch noch eine Antwort geben zu müssen.

Stattdessen steckte sie ihren Kopf zurück ins Buch und hoffte, nicht zu sehr zu zeigen, wie aufgeregt sie war. Aufgeregt, Oskar wiederzusehen. Denn nachdem sie mit ihm geredet und sie sich nach der anstrengenden Einkaufstour wieder beruhigt hatte, war der gestrige Abend noch richtig schön und entspannt gewesen.

Oskar und sie hatten gemeinsam gekocht und gegessen. Und als ob er gewusst hätte, dass sie, obwohl sie gerne in seiner Gesellschaft war, zum Feierabend hin auch etwas Raum für sich brauchte, hatte er sich kurz darauf mit einem langen Abschiedskuss von ihr verabschiedet.

Die 32-Jährige merkte, wie es allein bei dem Gedanken an ihn schon wieder in ihr kribbelte.

Sie lugte kurz zu ihrem Bruder und besten Freund herüber, dem sie noch nicht erzählt hatte, dass ihr äußerst beliebter Kollege und sie nun ein Paar waren. Und das, obwohl sie sonst so gut wie alles mit Simon teilte. Und er sich sicher auch für sie freuen würde.

Doch war ihr einfach noch nicht danach. Vielleicht weil sie es selbst noch nicht realisieren konnte, das erste Mal in ihrem Leben mit einem Mann zusammen zu sein. Und dazu noch mit dem attraktivsten, den sie kannte.

Dabei hätte Oskar, davon war Lynn noch immer fest überzeugt, selbst unter den anderen Kolleginnen eine viel bessere Wahl treffen können. Was vielleicht auch einer der Gründe war, warum sie daran gezweifelt hatte, dass er wirklich an ihr interessiert war.

Auch wenn sie sich insgeheim natürlich schon leise Hoffnungen gemacht hatte. Doch nur bis letzten Sonntag.

Denn war es nicht legitim gewesen zu denken, dass er mit ihren Macken einfach nicht klarkam? Wieso sonst hätte er sich am Ende ihrer Hausführung so schnell aus dem Staub machen und die Folgetage kaum mit ihr reden sollen?

Rückblickend hatten Oskar und sie ohnehin keinen guten Start und auch nicht die besten Voraussetzungen gehabt, zusammenzukommen.

Ihr privates Näherkommen hatte schon mit Missverständnissen begonnen und dann hatte es noch mal eine ganze Weile gedauert, bis sie beide überhaupt so weit gewesen waren, sich zu sagen, dass sie sich mochten.

Doch half auch dieses gegenseitige Eingeständnis nicht im Geringsten, die Hürde zu überwinden, die fast wie eine Wand zwischen ihnen stand: dass sie Oskar körperlich nicht so an sich heranlassen konnte, wie er es offensichtlich gewohnt war.

Sie hatte ihn nach ihrem ersten Kuss und seines stürmischen Versuchs, ihr unter die Kleidung zu gehen, regelrecht ausbremsen müssen. Weil seine körperliche Nähe zu viel gewesen war und seine Herangehensweise beängstigend auf sie gewirkt hatte.

Mittlerweile schien sich Oskar allerdings ihretwegen zurückzuhalten. Auch wenn nicht zu übersehen war, wie schwer ihm das manchmal fiel. Musste es ihm daher nicht lachhaft erscheinen, wie lange ihr Körper brauchte, um seine Berührungen zuzulassen?

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