Alles fing damit an, dass Simon am Montagabend noch mal anrief.
Lynn lag frisch geduscht und dösend in ihrem Bett, als ihr Smartphone auf dem Nachttisch anfing zu vibrieren und nicht mehr aufhörte.
Leise stöhnend tastete sie nach dem Telefon, schaute mit zusammengekniffenen Augen aufs Display und nahm das Gespräch an.
»Was ist?«
»Hey! Stör ich etwa?«
Lynn rollte zurück in ihre Ausgangsposition. »Nee.« Mit geschlossenen Lidern runzelte sie die Stirn.
»Na dann! Hör mal, was ich vorhin ganz vergessen habe zu sagen: Valerie hat unter der Woche ein paar Termine und Verabredungen und es wäre toll, wenn du sie da nach der Schule hinbringen könntest. Ich würde dir nachher die genauen Daten schicken. Ist das in Ordnung für dich?«
»Ja, ich denke schon.« Überrumpelt sagte Lynn zu. Wie viel konnte ein Grundschulkind nach der Schule schon zu tun haben?
»Großartig!« Sie konnte Simon erleichtert ausatmen hören. »Und sonst? Was hast du mit deinem Oskar noch Schönes besprochen?«
Allein bei der Erwähnung des Namens fing Lynns Herz schneller an zu schlagen. Dabei war sie sich noch immer nicht sicher, was sie von dem plötzlichen Sinneswandel ihres Kollegen halten sollte.
Hatte er wirklich ernsthaftes Interesse an ihr? Oder wollte er doch nur mit ihr spielen?
Unruhig rutschte sie auf der Matratze hin und her. »Geredet haben wir gar nicht so viel.«
Erschrocken hielt sie die Luft an. Sie hatte ihre Überlegung, wenn auch leise, tatsächlich ausgesprochen.
Mit glühenden Wagen hoffte sie, dass Simon ihren Satz nicht gehört hatte. Im Dunkeln richtete sie sich auf und schob ihr Kissen nach oben.
»Er ist nicht mein Oskar!« Sie lehnte sich zurück. »Und was wir beide miteinander bequatschen, geht dich gar nichts an!« Ihre Stimme war viel zu laut. Aber anders konnte sie ihre Verlegenheit nicht verbergen.
Simon lachte spöttisch. »Natürlich nicht. Da hast du vollkommen recht.« Er wurde mit einem Mal ernst. »Gehts dir denn gut so weit? Du hast vorhin wirklich nicht gut ausgesehen.«
Sein beschwichtigender Ton ließ Lynns Ärger fast augenblicklich verrauchen. Sie rutschte mit dem Körper wieder etwas nach unten und seufzte. »Ja, bei mir ist alles okay.«
Sie fühlte sich tatsächlich besser als noch am Morgen. Und scheinbar reichte Simon diese Aussage. Kurze Zeit später verabschiedeten sie sich voneinander und wünschten sich eine gute Nacht.
Erst am nächsten Morgen sah Lynn wieder auf ihr Smartphone und fiel fast aus allen Wolken. Simons Nachricht, was Valeries Termine und Pläne für die Woche waren, schien gar nicht enden zu wollen.
Valerie ging zum Schwimmkurs, den anderen Tag zur Kinderchorprobe und dazwischen war sie an einem der Nachmittage mit Emma zum Spielen verabredet. Und natürlich sollte die Achtjährige überall hingefahren und danach wieder abgeholt werden.
Dabei fragte sich die 32-Jährige, wer bei den ganzen Aktionen mehr Stress haben würde. Sie oder das Kind?
Unruhig packte Lynn ihre Tasche für die Arbeit und setzte sich kurz danach hinters Steuer. Während der Autofahrt fiel ihr ein, dass sie auch noch überlegen musste, was sie die restliche Woche Kindgerechtes zu Abendessen machen konnte.
Im Büro angekommen, schrieb sie sogleich eine Einkaufsliste, damit sie später nichts vergaß und stöhnte im Stillen. Sie fühlte sich bereits so abgekämpft, wie sie sich sonst nach einer ganzen Arbeitswoche fühlte.
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Sag noch mal, dass du mich liebst
RomanceAuf der Weihnachtsfeier hat Oskar zuviel getrunken. Auf der Heimfahrt teilt er sich ein Taxi mit seiner Kollegin Lynn. „.... Ich liebe dich, du mich doch auch, oder?" "Ja. Natürlich." Keiner der beiden hat diese Worte ernst gemeint und doch ist dana...