Nervös blickte Lynn mindestens schon zum dritten Mal auf ihr Smartphone. Es verblieben dennoch noch 10 Minuten, bis es 20 Uhr war.
Unruhig schob sie das Kissen in ihrem Nacken zurecht und robbte auf der Couch ein Stück nach oben. Dann kuschelte sie sich wieder ordentlich in ihre Decke ein und lauschte in die Stille hinein.
Die Nacht hatte sie nicht sonderlich gut geschlafen. Und das, obwohl die letzten Tage ungewohnt anstrengend gewesen waren.
Wie vermutet hatte sie darum tatsächlich den Samstag über mehr oder weniger nur im Haus herumgelungert. Sie hatte das Allernötigste aufgeräumt und sauber gemacht und sich mittags eine schnelle Tomatensuppe gekocht.
Am Nachmittag hatte sie noch mit Simon telefoniert, der sie sogleich erneut nach ihrem Befinden gefragt hatte. Scheinbar war auch ihm nicht entgangen, dass seine Schwester nach der Woche ziemlich erschöpft war.
Lynn hatte daraufhin fast mit schlechtem Gewissen gestanden, dass sie am liebsten nur in der Rolle als tolle Quatschmach-und-Kuschel-Tante bleiben wollte. Auch wenn sie wusste, dass es ohnehin eine Ausnahme gewesen war, dass Simon seine Schwester nach Hilfe gefragt hatte.
Dennoch war sie erleichtert gewesen, als ihr versichert wurde, dass niemand deswegen böse war.
Simon hatte im Anschluss sogar relativ schnell das Thema gewechselt und ihr mit Begeisterung von seinen Menüvorschlägen für das Koch-Event am nächsten Wochenende erzählt. Als ob das viel wichtiger gewesen wäre.
Seufzend schloss die junge Frau für einen Moment die Augen. In den letzten Wochen war so vieles passiert, was sie aufgewühlt hatte. Kein Wunder also, dass sie kaum noch Schlaf fand.
Dabei wirbelte vor allem eine Person ihr Leben gehörig auf: Oskar.
Und wer war vor allem an ihrem jetzigen Gefühlschaos schuld? Richtig. Ihre Kolleginnen und Kollegen, mit denen sie sonst gar nichts zu tun hatte.
Nur wegen ihnen hatte Oskar erfahren, dass sie in der gleichen Nachbarschaft wohnten. Wovon sie selbstverständlich schon früh gewusst hatte. Dennoch war er für sie immer nur ein Kollege gewesen.
Bis er mit einem Mal zum Bekannten wurde. Lynn runzelte die Stirn. Und nun dachte sie sogar daran, wie es wohl wäre, mit ihm zusammenzukommen.
Lynn spürte, wie sie heiße Wangen bekam.
Ob ihre Kolleginnen das überhaupt so einfach akzeptieren würden? Oder würde es zum Zickenkrieg kommen?
Die junge Frau blinzelte. Das war das Letzte, was sie wollte: eine Meute Frauen, die ihr aus Eifersucht auf der Arbeit das Leben zur Hölle machten.
Sie seufzte noch mal und schob jede weitere Überlegung zur Seite. Es war noch viel zu früh, sich über eventuelle Wenn-Dann-Situationen den Kopf zu machen.
Wahrscheinlich würde es eh nicht lange dauern, bis Oskar die Geduld mit ihr verlor. Und dann würde so etwas Abstraktes wie das Wort Beziehung bei ihnen beiden gar kein Thema werden.
Zumindest vermutete Lynn das. Na gut, sie befürchtete es.
Gedankenverloren spielte sie mit ihrem Haar und fuhr zusammen, als es plötzlich in ihrem Schoß vibrierte. Sofort baute sich in ihrem Inneren die gewisse Anspannung auf, die sie nun schon des Öfteren verspürt hatte.
Zitternd griff sie nach ihrem Smartphone, starrte eine Sekunde lang auf das Display ihres Smartphones und nahm schließlich das Gespräch an.
»Hey, Oskar.«
»Hey, Lynn.« Sie spürte das Blut an ihrem Ohr pochen, sobald er ihren Namen aussprach und schluckte. »Ist alles okay bei dir? Du wirkst so atemlos.«
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Sag noch mal, dass du mich liebst
Storie d'amoreAuf der Weihnachtsfeier hat Oskar zuviel getrunken. Auf der Heimfahrt teilt er sich ein Taxi mit seiner Kollegin Lynn. „.... Ich liebe dich, du mich doch auch, oder?" "Ja. Natürlich." Keiner der beiden hat diese Worte ernst gemeint und doch ist dana...