10 - Zimmergenossen

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Da stand ich nun mit meinem Gepäck vor der mächtigen Tür, die den Turm der Schulsprecher freigab. Ich seufzte. So lange hatte ich davon geträumt, Schulsprecherin zu werden. Ich fand, dass ich perfekt für diese Rolle war. Ich liebte es einfach, verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen und darauf zu achten, dass alles seinen geregelten Lauf nahm...

Und jetzt? Jetzt musste ich mir dieses Amt mit einem gewissen Slytherin teilen. An sich hatte ich ja nichts gegen Teamwork, im Gegenteil: Ich liebte es sogar. Aber musste es ausgerechnet Draco Malfoy sein? Mein Erzfeind? Auch noch in ein und demselben Turm? Na herzlichen Dank auch. Ich seufzte erneut. Naja, dachte ich, ich konnte jetzt nunmal nichts an der Situation ändern und enttäuschen wollte ich die Lehrer auf gar keinen Fall. Also riss ich mich zusammen, murmelte das Passwort und trat langsam in den großen, einladenden Raum ein.

Ich ließ meinen Blick kurz durch unsere zukünftigen Räumlichkeiten schweifen und bog dann aber schnell in meinen eigenen Raum ein. Er war hell und einladend und unverzüglich huschte ein Lächeln über mein Gesicht.

Ein großes rot-goldenes Himmelbett stand mitten im Raum. Rechts neben der Tür erstreckte sich ein hübscher Kleiderschrank aus dunklem Holz über die Wand. Auf der anderen Seite des Raumes waren ein Stuhl und ein großer Tisch platziert, an dem genug Platz war, seine Hausaufgaben zu erledigen. Gegenüber der Tür waren schließlich zwei große, geschwungene Fenster, die reichlich Licht in das Zimmer ließen.

Ich atmete durch und stellte mein Gepäck erstmal vor den Kleiderschrank. Dann setzte ich mich auf das Bett, strich sanft mit der Hand über die Bettwäsche und wippte leicht, um es zu testen. Zufrieden blickte ich mich erneut um und entdeckte noch ein paar hübsche Bilder an den freien Wänden.

Mit neuer Motivation beschloss ich, mir nun auch die anderen Räume genauer anzugucken. Ich trat aus meinem Raum hinaus und entdeckte sogleich das Badezimmer. Es war sehr geräumig und ebenfalls hübsch eingerichtet. Schließlich begab ich mich wieder in den Flur, welcher in eine Art Gemeinschaftsraum oder Wohnzimmer mündete. Ein kleines Sofa und zwei Sessel standen um einen kleinen runden Tisch. Große Fenster und ein niedlicher Kamin schmückten den kleinen Raum.

Ich war begeistert. Vielleicht würde es ja gar nicht soo schlimm werden. Vom Optimismus gepackt ließ ich mich auf das gemütliche Sofa fallen und blickte nach draußen. Es war herrliches Wetter und die Vögel zwitscherten munter...

Ich war gerade dabei, ein wenig einzunicken als die Tür knarrend aufging und lautes Gepolter ertönte. Ich rieb mir kurz die Augen und blickte verärgert zur Tür. Draco Malfoy stand im Flur. Vollgepackt mit Gepäck würdigte er mich keines Blickes und bog in sein Zimmer ab. Ich presste meine Lippen zusammen und wollte schnell wieder in mein eigenes Zimmer, um jegliche Konversation zu vermeiden.

Es lag direkt gegenüber von Malfoys Zimmer. Leise und zielstrebig schlug ich meinen Weg ein, als ich bemerkte, dass er seine Tür gar nicht geschlossen hatte. Hinter einigen Koffern verborgen zog er sich gerade sein Oberteil aus und warf es auf das fürsorglich gemachte Bett. Ich musste schlucken. Wollte ich nicht gerade die Tür zu machen? Meine Augen hefteten sich automatisch auf den blassen, muskulösen Rücken des Slytherin. Dieser schnappte sich nun ein T-Shirt aus einem seiner Koffer und zog es sich über.

Als er sich nun umdrehte versuchte auch ich in letzter Sekunde, ihm den Rücken zu kehren. Nun stand ich meinem Zimmer zugewandt in der Tür und blickte angestrengt durch die hohen Fenster nach draußen. Malfoy schaute herüber...ich konnte es genau spüren. Keiner von uns beiden sagte etwas. Es herrschte komplette Stille...

Dann seufzte er laut. "Na gut, Granger, hör zu. Wir werden uns wohl nicht ewig aus dem Weg gehen können. Also will ich von vorne rein etwas klarstellen, damit das Leben hier in diesem Turm für uns beide nicht zur Hölle wird."

Ich drehte mich langsam um und schaute ihm fest in die Augen. Er deutete nur stumm auf die Sessel und ging vor. Ich biss die Zähne zusammen und folgte ihm. Den Blick starr nach vorne gerichtet vergrub ich mich in einem der Sessel, schlug ein Bein auf das andere und verschränkte die Arme. Malfoy setzte sich gegenüber von mir in den Sessel und stützte die Ellenbogen auf seine Knie. Es herrschte wieder Stille.

"Also, als erstes will ich einen Plan für die Badzeiten. Muss jetzt nicht sein, dass ich mir am frühen Morgen auch noch das Bad mit dir teilen muss.."
"Beruht auf Gegenseitigkeit." kommentierte ich spitz.
"Außerdem geht keiner in das Zimmer des anderen."
"Ach keine Sorge, mich bringen da keine zehn Pferde rein." lachte ich gekünstelt.
"Wie schön." sagte er vor Sarkasmus triefend.
"Ja, finde ich auch."
"Gut."
"Ja."
"Ja."

"Okay, dann habe ich aber auch noch ein paar Forderungen" unterbrach ich unser Wortduell.
"Ich höre?"
"Man hinterlässt unseren "Gemeinschaftsraum" immer ordentlich und wenn man Freunde mit hier her bringt, fragt man den anderen vorher und gibt Bescheid."
"Alles klar."
"Gut, dann sind wir uns ja einig."

Erleichtert atmete ich auf, als er zustimmend nickte. Ich wollte schon aufstehen, als er mich am Arm festhielt. Verwirrt drehte ich mich zu ihm um.

"Auch wenn wir uns nicht ausstehen können, hoffe ich trotzdem, dass wir es hinbekommen, zusammen zu leben." Er rang sich ein Lächeln ab und hielt mir die Hand hin. "Auf dass wir uns an die Vereinbarungen halten und gut zusammen leben werden."

Ich zögerte kurz und schaute ihm in die Augen. Sein Ausdruck war ernst, aber freundlich. Ich nahm seine Hand und wir schüttelten sie. Und schließlich musste auch ich lächeln...

Dramione Oneshots 💕Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt