2 - Die Sache mit der Schokolade

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Hermines Pov

Auf dem Weg nach Hogwarts im Express

Ich habe Lachtränen in den Augen. Ginny erzählt einfach immer die besten Witze.

Ich halte mir noch immer den Bauch vor Lachen, doch nun spüre ich umso deutlicher das stetige Hungergefühl in meinem Magen.

Als ich mich endlich beruhige und auch die anderen sich wieder fangen blicke ich fragend in die Runde.
"Hat noch wer Hunger? Ich würde mir etwas von dem Süßigkeitenwagen holen."
"Ne, also ich nicht. Ich bin versorgt" antwortet Ron.
"Danke, Mine, aber ich hab grad keinen Appetit", verkündet Harry neben ihm entschuldigend.
"Ich komme mit dir." Ginny steht bereitwillig auf. "Aber ich folge dir nur bis zur Toilette. Da muss ich nämlich hin."
"Okay, dann lass uns gehen" lache ich und ziehe meine beste Freundin hinter mir aus dem Abteil heraus.

Lachend arbeiten wir uns durch den hinteren Teil des Zuges in die Mitte durch, wo sich die Toiletten befinden. Ich verabschiede Ginny und laufe weiter, auf der Suche nach der alten Dame mit dem Süßigkeitenwagen. Mir ist grade einfach so nach Süßkram, obwohl ich sonst eigentlich größtenteils darauf verzichte.

Somit stolziere ich weiter an den Abteilen vorbei. Ab und zu lasse ich meinen Blick in eines hineinschweifen. Da entdecke ich Neville und Luna in einem Abteil sitzen und sich unterhalten.
Ich winke ihnen fröhlich zu, aber kann mir ein verschmitztes Augenzwinkern nicht verkneifen. Die beiden wären schon süß zusammen...

Als ich den Kopf wieder nach vorne richte, entdecke ich ihn endlich. Fröhlich holpert das Wägelchen an den Abteilen vorbei, während die zierliche Frau ihren Kopf durch die Türen steckt, um ihre Süßigkeiten anzubieten.

Ich steuere direkt auf sie zu. Gerade will sie die Tür eines Abteils schließen, als ich ihr Wägelchen erreiche. Ein breites Lächeln macht sich auf ihrem Gesicht breit und sie macht Platz, damit ich mich bedienen kann.

Dankbar stelle ich mich vor den Wagen und schaue unschlüssig zwischen den Süßigkeiten hin und her. Sonst weiß ich immer, was ich nehmen soll, aber ich habe auch immer das Gefühl, der Süßigkeitenbestand würde von Jahr zu Jahr wachsen. Mein Blick fällt schließlich auf eine Schale mit verschiedener Schokolade. Ach, mit Schoki kann man nichts falsch machen, geht es mir durch den Kopf.

Herzhaft greife ich in die Schale. Nur muss ich aufpassen, keine falschen Sorten zu erwischen. Denn in den Ferien hatten meine Eltern mich mal auf verschiedenste Lebensmittel testen lassen. Die meisten vertrug ich auch überraschend gut, nur die Allergie gegen Nüsse hatte leider zugenommen.

In dem Moment, wo ich gerade die einzelnen kleinen Schokoladentafeln inspiziere, sehe ich aus dem Augenwinkel eine weitere Person auf die Süßigkeiten zugetrabt kommen. Sie bleibt neben mir steht und mich beschleicht eine dunkle Vorahnung.
"Na, Granger, versuchst du selbst über die Schokolade noch etwas zu lernen?"

Malfoy! Also tatsächlich. Was ein Dreck! Da muss man schon Hogwarts mit diesem Frettchen teilen und dann trifft man schon im Zug auf ihn!

"Malfoy", gebe ich betont überrascht zurück, "du hier? So wie du auf dein Äußeres achtest... Oder brauchst du nur etwas Nervennahrung bei deinen anstrengenden Freunden?"

Malfoy schnaubt und lässt ebenfalls seinen Blick über die Süßigkeiten schweifen. "Ich brauche für mein äußeres gar nichts mehr zu tun, ich wurde schon so rein geboren.... Was auf andere ja nicht unbedingt zutrifft."

Meine Augen verengen sich zu Schlitzen. Wie konnte er es wagen? Selbstverständlich verstehe ich seine Anspielung, doch ich darf nicht darauf eingehen. Das will er doch nur erreichen... mich verletzen.

Doch Malfoy lässt nicht locker." Oder was sagst du dazu... Schlammblut?" haucht er mir entgegen. Es war zwar leise, doch ich hatte es durchaus gehört. Und es trifft mich, wie jedes Mal, wenn er dieses Wort über die Lippen bringt. Mitten ins Herz. Warum eigentlich? Seine Meinung kann mir doch eigentlich egal sein...

Die Lippen zusammengepresst starre ich auf meine Fingerspitzen.
"Weißt du was, Malfoy? Wenn du meinst, mich schon im Zug wieder so runtermachen zu müssen, dann lass es einfach. Ich wollte eigentlich nur die Zeit genießen, in der ich noch nicht ständig deine dreckige Visage vor mir sehen muss." Ich schlage förmlich in die Schüssel mit der Schokolade und hole eine besonders große Portion heraus. Doch zu meiner Überraschung erwidert das Frettchen gar nichts mehr auf meine Aussage. Immer noch wütend stopfe ich mir wahllos einen Schokotafel in den Mund und blicke aus dem Fenster.

Die Landschaft zieht an uns vorbei. Ich sehe zu wie sich die Wiese langsam in Sträucher und bald in einen dichten Wald verwandelt. Keine Wolken sind zu sehen und die Sonne scheint fröhlich durch die Scheiben des Zugs. Doch dies ändert leider nichts an meiner Laune - denn die ist nun endgültig versaut.

Soll ich lieber gehen? Ginny wollte mich eigentlich abholen, aber wenn ich mich nicht bald von diesem Idioten entferne, gibt es womöglich am Ende noch Tote.

Neben mir raschelt Malfoy mit einer Packung Schokofrösche. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, um nach der netten Dame Ausschau zu halten, die mal wieder um eine Ecke verschwunden war. Ich will nur bezahlen und dann wieder zurück. Nicht länger als nötig neben dem Frettchen stehen bleiben. Doch gerade dieser macht gerade wieder den Mund auf und fängt plötzlich an zu reden.

"Hör zu, Granger."
"Nein, lass es einfach, okay. Ich lasse mich nicht weiter von dir beleidigen." Ich drehe mich demonstrativ von ihm weg, als mir plötzlich etwas schwindelig wird. Ich muss mich kurz an dem Wagen festhalten, um mich wieder zu fangen. Malfoy jedoch scheint dies gar nicht mitbekommen zu haben und fährt fort:
"Nein, das meine ich auch gar nicht... Es... Es tut mir Leid. Das musste nicht sein gerade eben..."
Was sagte er da gerade? Es tut ihm Leid? Ich verstehe gar nichts mehr...und schon gar nicht was er danach sagt.

Ich spüre nur wie mir plötzlich warm wird, mein Atem beschleunigt sich und es wird auf einmal alles dunkel im mich herum. Ich will mich krampfhaft irgendwo festhalten, doch ich spüre wie meine Beine nachgeben und ich unsanft auf dem Boden aufschlage. Das Bild vor meinen Augen flackert ständig und ich nehme nur schemenhaft wahr wie sich jemand über mich beugt und hochhebt.

Von der andern Seite sehe ich eine besorgte Ginny stürmisch auf mich zulaufen. Doch ich kann keinen Laut von mir geben. Ich halte mich nur an dem fest, was mich da in den Händen hält. Meine Finger krallen sich in den weichen Stoff und ich nehme einen leichten Minze-Geruch wahr. Das letzte was ich sehe ist wie die Person ein 'Halte durch' mit ihren Lippen formt.

Blinzelnd öffne ich meine Augen, um mich an das grelle Licht zu gewöhnen. Ich fühle mich erschöpft...so schwer. Trotzdem versuche ich aufzustehen, ich will wissen wo ich bin. Als ich sitze wird mir wieder etwas schwindelig.

"Bleib ruhig liegen." Ich zucke zusammen. Ich hatte die zweite Person hier drin gar nicht bemerkt. Hier drin? Ich schaue mich um. Ich liege längs auf den Sitzen eines Abteils und vor mir Platz genommen - Draco Malfoy!

"Was machst du hier?" kommt es beinahe lautlos aus meinem Hals. "Wo ist Ginny?" "Sie bringt mit Madame Pomfrey die Medikamente zurück." "Und lässt mich mit dir allein?" "Naja, ich habe dich immerhin hierher getragen. Du hattest einen allergischen Schock." erwidert Malfoy etwas beleidigt. "Ohh." sage ich nur als mich die Erinnerungen wieder einholen.

Wieso? Wieso hatte er das für mich getan? Draco Malfoy? Ich bekomme schon Kopfschmerzen von den vielen Gedanken und bringe erstmal nur ein schwaches "Danke" zustande.
Sehe ich da etwa ein Lächeln in seinem Gesicht? Da fällt mir wieder etwas ein.

"Was wolltest du mir denn eigentlich sagen, bevor ich.. naja... zusammengebrochen bin?“ Ich schaue zu ihm rüber und für einen Moment treffen sich unsere Blicke bevor er zu Boden sieht.
"Ähm, naja, es hat sich darauf bezogen, dass ich so gemein zu dir war. Weißt du, es hört sich jetzt doof an, aber es ist fast so etwas wie Gewöhnungssache. Es wurde mir immer eingetrichtert, dich zu beleidigen und... ja, ich denke halt nie richtig darüber nach. Du bist halt eigentlich schon voll in Ordnung."

Ein entschuldigendes Lächeln ziert sein Gesicht und ein Paar schuldbewusste sturmgraue Augen treffen auf undschuldige rehbraune.
Ich bin komplett überfordert mit der Situation. "Ich... Ich weiß nicht was ich sagen soll", stottere ich ergeben. "Du musst auch nichts sagen."

Lächelnd beugt Draco sich vor und ich spüre wie er seine zarten warmen Lippen auf meine legt. Ein glückseliges Gefühl durchströmt mich. Ich versuche erst gar nicht, es zu hinterfragen und gebe mich dem hin.

Als wir uns wieder voneinander lösen blickt er mich grinsend an. "Ach, ich hab dir übrigens deinen kleinen Einkauf bezahlt". "Ach, danke", antworte ich lachend und beuge mich erneut vor, um ihn zu küssen.

Dramione Oneshots 💕Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt