-Eisblau// Teil 2

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Ich habe wohl doch zu lang gestarrt'

Ertappt zerspringt das Eis, was mich bis eben noch fest umarmt hatte und es mir nicht gewährte mich zu bewegen und lässt mich verschreckt aufzucken. Schnell drehe ich meinen Kopf weg, in der Hoffnung es würde sich noch irgendetwas an dieser peinlichen Situation ändern. Prompt spüre ich wie sich meine Wangen erhitzen.

Ich sehe aus dem Augenwinkel wie sich die Person langsam aufrichtet und auf mich zu kommt. Verkrampft und mit geballten Händen studiere ich weiterhin den zertretenen Schnee am Boden, der sehr interessant geworden zu sein scheint. Das knirschen der Schritte haben aufgehört du die, nicht sonderlich zum Winter passenden, Converse Schuhe machen genau vor meiner starren Gestalt halt. Angestrengt zerkaue ich meine trockenen Lippen und gehe im Kopf alle Möglichkeiten durch dieser äußerst peinlichen Situation bestmöglich zu entfliehen, doch bevor ich mich für eine entscheiden kann, die es bestimmt nicht besser machen würde, kommt mir die Person zu vor. Ein amüsiertes Lachen lässt mein Kopf in dessen Richtung schnellen.

,,Hör' auf zu lachen, das ist nicht witzig!", keife ich die lachende Wollmütze vor mir an. Doch entgegnet mir nur eine tiefe und amüsierte Stimme:,, Oh doch und ob es das ist. Ich habe dich echt vermisst, meine Süße''. Damit schlang sich ein Arm seitlich um meine Schultern, sodass wir nun neben einander stehen. Ich bin nicht viel kleiner als die Person neben mir, wir stehen gerade so auf Augenhöhe. Doch warum fühle ich mich jedes Mal nach nur einem Blick, in diese Eisblauen Augen so unglaublich klein?!

Sanft blicken sie in meine, woraufhin sich auch auf meine Lippen, ein unterdrücktes Lächeln schleicht. Wir setzen uns langsam in Gang und laufen in einem angenehmen Tempo Richtung Ausgang des Parks, der Arm immer noch um meine Schultern.

,, Kommt davon wenn du so lange weg bist'', nuschle ich in meinen Schal und drehe meinen Kopf leicht zu dessen Gesicht. Ein Gesicht, was im Sportbereich sehr bekannt ist, doch nun mit trauriger Mine auf den Boden starrt. ,, Ich weiß, ich weiß'', kommt es laut seufzend. Ein Gesicht was ich schon so lange nicht mehr von nahem betrachten konnte. ,, Kayden'', lenke ich seine Aufmerksamkeit auf mich. Es tut so gut seinen Namen wieder aus zusprechen. Kein anderer Name, geht so weich von meinen Lippen. Kein Name klingt annähernd so berauschend schön, wie seiner in meinen Ohren.

,,Willkommen zu Hause'', sage ich nun und bleibe stehen um ihn sanft und so überglücklich, wie ich mich fühle, anzulächeln. Zuerst schaut er mich geschockt und unbeholfen an, bevor wieder das bekannte Grübchen-Lächeln zum Vorschein kommt. Und mit einem Mal lässt er meine Schultern los und zerrt mich an meiner Hand hinter sich her. ,, Hey?! Wohin gehen wir? '', versuche ich ihn etwas zu verlangsamen, doch verschnellert er stattdessen sein Tempo umso mehr, während er mich über seiner Schulter hinweg anguckt und aufgeregt schreit:,, Wir haben so einiges nach zu holen!'' Somit stolziert er mit erhobenem Arm und mich hinter her ziehend aus den vereisten Park.

~Zeitsprung~

Es ist mittlerweile mitten in der Nacht als er mich, gentlemanlike, vor meinem Haus abstellt. ,,Also, bis morgen Kayden''. Winke ich ihm noch mal zu. ,, Ja bis morgen und komm gut zu Hause an.'' Ich muss auflachen während ich nur ein:,, Jaja du auch, Idiot'', erwidere. Und mit einem geflöteten: ,,Träum von mir'', zwinkert er mir noch einmal charmant zu, bevor er sich umdreht, um sich nun auch auf den Weg nach Hause zu machen.

Ich schaue ihm noch weiter hinterher, doch statt seiner dicken Winterjacke scheint er auf einmal das Trikot seiner Mannschaft zu tragen. Sein Name und darunter die Nr. 20, verschwitzt und mit einem Volleyball in der Hand, wie er sich immer weiter von mir entfernt. Alles um ihn herum scheint zu verschwimmen und nun einer großen Halle zu gleichen, alle Schauplätze belegt von lauter jubelnden Menschen. Das Quietschen der Schuhe sind zu vernehmen und die Geräusche vom aufprallenden Ball.

Schnell schüttle ich meinen Kopf, um diese Einbildung schnellstmöglich wieder weg zu bekommen. Seufzend drehe ich mich nun um und schließe die Tür auf. Wir hatten uns Monatelang nicht mehr gesehen. Er ist mit seiner Mannschaft schwer beschäftigt, wenn er mal nicht durchgehend am Trainieren ist, ist er in einem anderen Land für ein weiteres Spiel. Und ich bin unglaublich stolz auf ihn und seinem Team, doch gleichzeitig auch überaus froh wenn er wieder hier bei mir ist. Ich habe es vermisst mit ihm zu reden und ihm von nahem wieder in die Augen schauen zu können. Ihn endlich wieder berühren zu können und das glitzern seiner Augen zu betrachten, wenn er mich wieder so dämlich angrinst.

Müde lasse ich mich in mein Bett fallen und fahre da mit meinen Gedankengängen fort. Denn, obwohl er für seine Verhältnisse als Volleyball Spieler nicht gerade der Größte ist, ist er mit seinem Team ausgesprochen gut, sehr gut sogar wenn man überlege wie weit sie es schon geschafft haben und es noch viel weiter schaffen werden. Und trotzdem, egal wie viele Termine er hat oder wie unaufhörliche Interviews ihm noch bevor stehen, nimmt er sich immer Zeit für mich. Worüber ich ihm unglaublich dankbar bin.

Ich stelle mir sein fröhliches Grinsen vor, was mich automatisch auch dazu verleitet wie der letzte Idiot, mit geschlossenen Augen und über beide Ohren grinsend auf dem Bett zu liegen. Ach Kayden, was stellst du bloß mit mir an, seufze ich in Gedanken.

Deine Eisblauen Augen, die mich jedes Mal aufs Neue versteinern lassen. Deine wilden Locken, durch die ich nur zu gerne meine Finger gleiten lasse. Deine freche Art. Und zuletzt dein Lächeln, wobei es das letzte ist, was ich sehe bevor ich endgültig in einen tiefen Schlaf falle.

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