Kapitel 10

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Es war sicherlich bereits um zwei Uhr in der Nacht, als immer noch hellwach auf meinem Balkon stand und in den dunklen Wald starrte. Die Vögel waren bis auf einzelne Fälle verstummt, und die kühle, feuchte Nachtluft nagte bereits an mir. Tief atmete ich ein, als ich einen Ruf vernahm. Keinen wirklichen Ruf aus dem Wald, oder einen lauten Ruf, sondern eher ein leises Flüstern, welches sich vom Kopf in meinen gesamten Körper ausbreitete.
Es war, als würde eine Frau zu mir singen, und in dem Moment musste ich alle Besinnung verloren haben, aber ich sprang von meinem Balkon- ja, ich sprang. Einfach so aus dem zweiten Stock hinunter auf den Boden. Und ich verletzte mich keinesfalls, nein, mein Aufkommen auf dem Boden hinterließ kein Geräusch. Es war, als wäre ich auf Wolken gelandet.
Meine Beine fingen wie von selbst an zu laufen, und währenddessen konnte ich das weit entfernte Heulen eines Wolfes wahrnehmen.
Der Vollmond schien hell auf den Waldboden herab, und anders als in einem normalen Zustand hatte ich keinerlei Angst, meinen Weg durch das Dickicht des Waldes zu finden.
Nach und nach konnte ich immer weniger Bäume in meiner Umgebung wahrnehmen, stattdessen legte sich ein dicker Nebel über den Wald. Ich atmete die kühle Luft tief ein und genoss den Moment, als eine Frau, weiß-blau gekleidet und mit weißen Haaren anmutig aus dem Nebel trat.
"Elizabeth." sprach sie sanft, nachdem zwei weiße Wölfe mit einer glühenden Mondsichel auf der Stirn neben ihr erschienen waren.
"Wer bist du?" fragte ich sanft, wie in Trance und starrte die Frau an.
"Wer ich bin spielt keine Rolle, mein Kind.", sanft lächelte die Frau mich an. "Wer du bist spielt allerdings eine Rolle." Sie legte sanft eine meiner roten Stähnen hinter mein Ohr.
"In der nächsten Zeit wird vieles nicht einfach werden. Aber du sollst nie vergessen, wer dir gegenüber loyal ist, und wer dir beisteht. Vertraue auf dein Schicksal, auf deine Kräfte- und vor allem: Finde und erfülle deine Aufgabe. Einige Menschen sind nicht diejenigen, für die du sie hälst."

Ich konnte nichts auf ihre Worte antworten, sondern nickte nur gebannt.

Die Frau kam mir ein Stück näher, küsste mir einmal auf die Wange, und abrupt spürte ich eine leichte Wärme von einem Teil meiner Kopfhaut ausgehen.
Mit leicht geöffnetem Mund stand ich also da, als die wunderschöne Frau wieder Abstand von mir nahm, und sich langsam gemeinsam mit ihren Wölfen im Nebel auflöste, welcher sich nach kurzer Zeit lichtete.
Ich fasste die Stelle an, an der die Frau mir einen Wangenkuss gegeben hatte, und ließ meine Hand weiter zu meinen Haaren schweifen, inmitten ich eine weiße Strähne ausmachen konnte, und diese überrascht ansah.
In meiner Trance in der ich war erschien es mir am Besten, mich auf den Boden zu legen, und einfach einzuschlafen.

Und in dieser Nacht, mitten auf einer Lichtung im Wald, schlief ich so gut, wie schon lange nicht mehr.

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Hey meine Lieblingsleser, es tut mir unglaublich leid, dass jetzt so lang nichts mehr kam, aber ich hatte irgendwie total die Schreibblockade. Lustigerweise hat sich diese aber soeben durch einen Song aufgelöst, welchen ich euch noch einmal oben zum Anhören eingestellt habe!
Ich hoffe, euch hat mein Kapitel gefallen.<3

~Nelly

Der Klang meiner Violine~ MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt