Kapitel 13

1.6K 106 28
                                    


Mich fest an den silbernen Wolf klammernd saß ich nun also auf seinem Rücken, während wir durch den Wald rasten. Ich spürte, wir er nach einer Zeit langsamer wurde- so langsam, dass ich mich wieder gerade aufsetzen konnte. Als ich endlich durch das Dickicht der Bäume zu blicken vermochte, konnte ich eine riesige Lichtung erkennen. Doch das war bei Weitem nicht das interessanteste daran, nein- überall auf jener tatsächlich sehr, sehr großen Lichtung konnte man Werwölfe sehen. Mehrere Häuser und Wege, fast wie ein kleines Dorf wirkte dieser Ort. Nur eben mit dem Unterschied, dass freie Wölfe und dort herumliefen.
Versteht mich nicht falsch, natürlich liefen auch ein paar Menschen- oder wohl eher Wölfe als Menschen dort herum, aber die Anzahl der Verwandelten war doch bezeichnend.
Mit halb geöffnetem Mund stieg ich von dem riesigen Wolf, welche ich meinen Geigenlehrer nennen konnte ab, und rieb mir noch einmal ungläubig die Augen.
"Xander, also-", fing ich an, wurde jedoch unterbrochen, als eine große, dunkelhaarige junge Frau auf uns zu kam. "Alpha, wen hast du denn hier angeschleppt? Sie riecht so", sie schnupperte einmal an mir.
"menschlich... Und irgendwie gleichzeitig ein wenig nach Holz."
Die Wölfin lachte in einer recht tiefen Stimmlage leise vor sich hin.
Xander seufzte leise. "Carina? Darf ich dir Elizabeth vorstellen? Sie ist meine Mate." antwortete er gefasst. "Das- sie- oh mein Gott! Sie ist endlich da? Ich kann endlich amtierende Beta werden?" die Braunhaarige lächelte nun breit und musste sich stark zusammenreißen, um nicht augenblicklich loszuspringen. Der- natürlich schon längst zurückverwandelte- Wolf stand neben mir und nickte leicht. "Aber lass es erstmal langsam angehen."
Carina nickte und sprang glücklich hüpfend davon. Ich hingegen starrte ihr nur verstört hinterher und versuchte in irgendeiner Weise zu verstehen, was gerade passiert war. Plötzlich spürte ich, wie Xander eine Haarsträhne von mir in seine Hand nahm und drehte meinen Kopf wieder in seine Richtung.
"Meine wunderschöne Mate, das alles muss für dich unglaublich verwirrend sein. Bitte glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich dir alles so bald es geht erklären werde. Allerdings gibt es nun erst einmal andere Prioritäten, um die wir uns kümmern müssen. Aber lass uns erst einmal ins Haus gehen- wir werden bereits erwartet."
Der Wolf nahm sanft die meine Hand in seine und führte mich durch die Häuser, welche auf der Lichtung verbreitet waren hindurch.
Inzwischen waren wir bei einem relativ großen, aber nicht zu riesigen Haus angekommen, welches auf mich unglaublich wohnlich wirkte. Wir betraten es, und nachdem Xander die Tür geschlossen hatte, hörte ich bereits, wie in einem anderen Raum lautstark diskutiert wurde.

"Nein, du warst nicht diejenige, die die beiden empfangen sollte, Carina! Das ist noch allein meine Aufgabe. ICH bin der Beta, du bist nur zukünftige Beta!"
"Jetzt halt endlich Mal den Rand, Sam, sie ist auch meine Luna und vor allem bin ich ihre Beta! Sie hätte mich so oder so kennenlernen müssen, und nur, weil du ein Typ bist, hast du bei weitem nicht mehr Rechte, als ich sie habe! Schon vergessen, du Idiot? Die Luna steht neben dem Alpha, nicht unter ihm! Du regst mich so verdammt auf! Wie kann es sein, dass du der gottverdammte Mate meiner Schwester bist? Ich sollte dich steinigen, du frauenfeindlicher Welpe!"

Okay, ja, das war definitiv Carinas Stimme- von sehr glücklich hatte diese allerdings mittlerweile auf ziemlich sauer gewechselt. Als Xander und ich das Wohnzimmer, in welchem die beiden sich befanden allerdings betraten, wurden beide still und starrten uns mit großen Augen an.
"Carina, Sam- genau so solltet ihr euch nicht vorstellen...", der Alpha sah beide ein wenig geknutscht an. "bitte geht erst einmal raus und beruhigt euch- Eliza und ich wollten sowieso noch ein bisschen reden."
"Aber Alph-", wollte Sam protestieren, kassierte allerdings einen funkelnden Blick von Xander und beschloss dann, gemeinsam mit Carina das Haus zu verlassen.

"Bitte entschuldige, Elizabeth. Die beiden sind eigentlich nicht immer so- es ist nur so, dass sie sehr aufgeregt sind, dich kennenzulernen. Du bist wahrscheinlich sehr viel wichtiger für die Meisten hier, als du bis jetzt weißt. Aber darum soll es eigentlich gar nicht gehen."
Der Wolf setzte sich behutsam auf die Couch und klopfte auffordernd neben sich, woraufhin auch ich mich hinsetzte.

"Ich habe mitbekommen, wie deine Mutter dich behandelt.
Schon das erste Mal, als wir uns gesehen hatten, kam mir die Situation eigenartig vor. Als ich dich dann gesucht und gefunden hatte, mich um deinen Geigenunterricht gekümmert habe, ist mir aufgefallen, wie schroff sie ist. Aber heute Morgen..."

Mein Blick ging voller Scham zur Seite.
Ich wollte nicht, dass gerade er von all dem erfuhr. Ich wollte, dass er mich mochte- nicht, dass er mich wegstieß, weil ich schwach war.
Tränen schossen mir in die Augen.
"Elizabeth, du bist meine Mate. Du weißt es vielleicht noch nicht, aber das bedeutet, dass wir seelenverwandt sind. Und ich kann deinen Gesichtsausdruck förmlich lesen.", er legte eine Hand auf meine Wange, und drehte mein Gesicht sanft so, dass ich ihm in die Augen schauen musste.
"Was sie tut, ist nicht okay. Und ich möchte nicht, dass du so leben musst."
"Xander, ich-" versuchte ich einen Satz anzufangen.
Jedoch konnte ich bei dem liebevollen Blick nicht verhindern, dass ein Schluchzer aus mir hervorkam.
"Shht, es ist okay.", mit Bedacht zog der Wolf mich in eine Umarmung und strich mir über die Haare.
"Du bist sicher, okay?"

Der Klang meiner Violine~ MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt