Bemühungen

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8. Kapitel

Kjell

Ich flenne wie ein Wasserfall und muss Milan dabei ins Gesicht sehen.

Weil mir jemand aufs Maul gehauen hat.

Schon wieder.

Also quasi, wenn man jemand schlägt mir ausversehen den härtesten Ellenbogen der Welt ins Gesicht so definieren kann, denn nichts dramatischeres ist passiert.

Doch Milans Laune spricht Bände. Er ist angepisst. Und das so richtig.

Er dirigiert mich in einen Raum und zwingt mich auf eine der Sitzgelegenheiten. Das Licht hier drinnen ist so hell, dass ich ein paar Mal blinzeln muss. Sehen kann ich aufgrund der Tränen ohnehin nichts.

Woher ich dennoch weiß, dass es Milan ist, der um mich herum tänzelt? Sein Duft.

Und woher weiß ich, dass er angepisst ist? Sein Fluchen.

Ich spüre, wie seine Finger nach mir tasten und über mein Gesicht fahren. Vermutlich will er sich ein Bild des Schadens machen, wie auch beim letzten mal. Beim letzten Mal, dabei bin ich erst eine Woche hier.

»Wer war das?«

»Keine Ahnung. Der härteste Ellenbogen der Welt?«

»Was soll das bedeuten?«, fragt er rau und ich glaube er kniet zwischen meinen Schenkeln.

Glaube. Ich.
Das macht mich wahnsinnig.

Noch wahnsinniger mach mich die Berührungen seiner Finger, die so sanft ist, dass ich sie mir überall auf meinem Körper vorstellen kann.

»Jemand hat mir seinen Ellenbogen ins Gesicht gerammt?« Dass meine Aussage mehr nach einer Frage klingt ist beabsichtigt. Denn ich behaupte, dass es ein Ellenbogen war. Aber es war auch Dunkel und eine Menge los, sodass ich das ich jedenfalls keine Eidesstattliche Versicherung auf diese Aussage geben würde.

»Mit Absicht?«

»Vermutlich nicht.«

»Wieso seid ihr überhaupt gegangen?«

»Devon wurde angerufen und musste was erledigen, er hat gefragt ob ich mitkomme.« Und ehrlich gesagt, kam mir das genau Recht. Ich wollte gar nicht zusehen, wie Milan kämpft. Vor allem nicht, wenn sein Gegner ganz offensichtlich auf irgendwelchen Drogen ist und wie ein Irrer auf ihn einprügelt. Das habe ich einfach nicht ertragen.

»Merk dir das: Wenn Devon etwas zu erledigen hat, gehst du niemals mit.«

»Mhm.« Ich blinzle gegen die Tränen in meinen Augen an, um wieder etwas sehen zu können.

Langsam klärt sich meine Sicht und ich bereue es sofort. Denn jetzt bin ich mir hundertprozentig sicher, dass Milan zwischen meinen Schenkeln Kniet.

Nackt.

Naja, fast. Er trägt nur noch seine weite Shorts und den Schweiß auf seinem Körper.

»Und wieso wart ihr im Red-Room?«

»Fandest du es jetzt blöd, dass wir gegangen sind, oder, dass wir da waren?« Er verwirrt mich.

»Beides!«, brummt er und tupft mit einer Lösung an meiner Nase herum, die scheinbar schon aufgehört hat zu bluten. Und trotzdem sind seine Hände zu viel. Viel zu viel auf meinem Gesicht, meiner Haut vorhanden, sodass ich kaum einen klaren Gedanken fassen kann.

»Aha. Sag mal .. du solltest das lassen«, schlage ich deshalb vor.

»Was genau?«

»Mich anzufassen.« Milan hält inne und lässt die Hände kurz sinken, während er mich perplex ansieht. Dann zieht er spöttisch die Brauen in die Höhe.

To be RecklessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt