Kapitel 10 [Marcus]

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Genervt blickte ich meinen Bruder an, als er immer wieder nach meinem Handy griff.
„Lass es doch einfach, Dane!", zischte ich. Konnte er mich nicht einfach in Ruhe Musik hören und mit Dele schreiben lassen? Als wäre es nicht schon genug, dass ich seit Stunden mit ihm zusammen im Auto saß.
Er streckte mir die Zunge raus und holte wieder aus. Ich hielt seine Handgelenke fest.
„Du sollst es lassen, habe ich gesagt!"
„Jungs, es reicht da hinten!", meinte meine Mutter mit scharfer Stimme und ich ließ von meinem kleinen Bruder ab.
„Er will die ganze Zeit mein Handy haben! Er hat doch ein eigenes!", brummte ich und widmete mich wieder meinem Chat mit meinem Freund.
„Mum! Er schreibt wieder Herzchen mit Dele!", rief Dane laut durchs Auto. Ich verdrehte die Augen. Wie konnte er eigentlich schon in die 8. Klasse kommen? Er benahm sich wie ein Fünfjähriger und von Liebe hatte er anscheinend noch gar keine Ahnung.

„Dane, es reicht jetzt! Nerv deinen Bruder nicht!", ermahnte ihn unsere Mutter und ich warf ihm einen siegessicheren Blick zu, während er beleidigt seine Arme verschränkte.
Hoffentlich kam er bald mal in die Pubertät und würde dann endlich mal erwachsen werden.

- -

„So, wir sind da!" Kaum kam das Auto zum Stehen, öffnete ich die Tür und stieg aus. Ich hatte echt genug von meinem Bruder und dem dämlichen Rumsitzen. Ich nahm meinen Koffer aus dem Kofferraum, bevor ich ihn zum Eingang unseres Ferienhauses zog. Ich liebte es hier in Italien und war unglaublich froh, dass wir hier jeden Sommer verbrachten und in dieses Haus investiert hatten. Ich konnte zwar nicht fließend italienisch, aber trotzdem konnte ich mich ganz gut verständigen. Das beste hier waren die Leute. Über die Jahre hinweg hatte ich viele Freunde gefunden mit denen ich mich dann fast jeden Abend zum Fußballspielen am Strand traf.

Nachdem mein Vater die Tür aufgeschlossen hatte, lief ich sofort in mein Zimmer und fing an meine Sachen in den Schrank zu räumen, dann zog ich mir eine Badehose an und nahm mein Handtuch.
„Ich gehe an den Strand!", rief ich durch das Haus, während ich es verließ. Auf dem Weg zum Strand rief ich Dele per FaceTime an.
„Na Hübscher?", grinste er und ich
lächelte. „Wohin des Weges?"
„Wir sind gerade angekommen und ich gehe jetzt nochmal schnell zum Strand und treffe dort vermutlich ein paar Freunde. Vielleicht spielen wir noch ein bisschen Fußball", erzählte ich ihm.
„Läufst du immer oberkörperfrei rum?" Er zog eine Augenbraue hoch, was mich zum Lachen brachte. Ich wusste, dasss er nicht eifersüchtig war, sondern nur so tat, aber trotzdem fand ich es süß.
„Meistens, ja. Der Strand ist nicht weit entfernt vom Haus, da will ich nicht unnötige Sachen mitnehmen." Ich drehte meine Kamera und zeigte ihm erst den Strand, der nur noch knapp 100 Meter entfernt war und dann unser Haus. Die Sonne ging gerade unter und es war wirklich wunderschön.
„Es sieht traumhaft aus. Lass dich nicht von Mädchen oder Jungs anabggern, ja Babe?", lächelte mein Freund und ich nickte.
„Natürlich nicht." Ich biss mir kurz auf die Lippe. „Ich wünschte, du wärst hier."
Er sagte einen Moment nichts, sondern seufzte nur leise, dann setzte er wieder an. „Das wünschte ich auch. Ich würde alles für ein romantisches Dinner am Strand mit dir geben. Früher oder später bekommen wir das auch noch, versprochen."
„Klingt gut." Ich kam jetzt am Strand an und sah schon von Weitem ein paar Jungs Fußball spielen. Sofort wusste ich, dass da ein paar meiner Freunde dabei waren. „Ich muss jetzt auflegen, ja?"
„Ja. Meld dich nochmal, wenn du wieder zuhause bist. Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch. Bis dann." Ich warf ihm einen Luftkuss zu, dann legte ich auf.

„Ciao!" Kaum hatte ich die Begrüßung gerufen, schauten alle auf.
„Marcus!", rief dann Francesco, mein bester Freund hier, begeistert und kam auf mich zu, um mich zu umarmen. Sie wussten, dass ich heute kommen würde, jedoch nicht wann genau, weshalb wir ausgemacht hatten, dass ich einfach abends irgendwann an den Strand kommen würde, da sie meistens eh den ganzen Tag dort waren.
Nach und nach begrüßte ich alle und war froh, dass ich bis auf zwei alle kannte.

„Wie geht es dir? Du bist doch umgezogen, oder?" Francesco legte den Kopf schief. Wir hatten uns zu zweit ans Wasser gesetzt und tranken ein Bier.
„Mir geht es soweit gut. Ich habe jetzt einen Freund, auch wenn das alles ein wenig kompliziert ist", meinte ich leise.
„Glückwunsch! Hast du ein Foto von ihm?"
Ich nickte und entsperrte mein Handy, um ihm ein Selfie von uns beiden zu zeigen.
„Süß. Wie habt ihr euch kennengelernt?"
„Ich war vor ein paar Wochen mit meinen besten Freunden auf so einem Festival und habe ihn dort getroffen. Er wohnt halt in London und ich in Manchester, was es nicht ganz leicht machen wird, aber wir werden das schon schaffen."'
„Da bin ich mir sicher", lächelte er aufmunternd. „Und sonst? Wie läuft's in der Schule?"
„Gut. Ich glaube ich habe mein bestes Zeugnis seit Jahren", lachte ich leise, musste jedoch auch gleichzeitig an Jesse denken. „Ich habe wirklich sehr gut Freunde gefunden, die besten."
„Das ist schön." Er schaute mich von der Seite an. „Bedrückt dich was?"
Überrascht schaute ich ihn an, dann blickte ich wieder aufs Wasser. „Naja, ich hatte da so eine Sache mit einem Typen aus der Schule, aber er ist ein Arschloch. Trotzdem kann ich ihn irgendwie nicht vergessen und das macht mir ein schlechtes Gewissen, immerhin bin ich in einer Beziehung und ich bin auch wirklich glücklich!"
„Du sahst auch wirklich glücklich aus, als du mir das Foto gezeigt hast", nickte der
Italiener. „Nur, weil du über den anderen Jungen nachdenkst, muss dass ja nicht heißen, dass du Gefühle für ihn hast. Wenn er dich verletzt hast, bist du vielleicht einfach noch nicht über den Schmerz hinweg."
Er war der erste, dem ich von meinen Bedenken erzählt hatte und es fühlte sich sehr gut an. Es war schön, Freunde zu haben, die so etwas neutral betrachten konnten, weil sie die Leute nicht kannten. Natürlich könnte ich dafür auch Phil anrufen, aber er war nunmal nicht...der Hellste, um es nett zu sagen.

Nachdenklich nickte ich und trank ein Schluck von meinem Bier, als Francesco einen Blick auf sein Handy warf.
„Meine Oma hat gekocht und erwartet, dass du mit uns isst."
„Da werde ich natürlich nicht nein sagen", grinste ich und stand auf. Seine Oma war die beste Köchin, die ich kannte. „Aber ich muss auf dem Weg nochmal zuhause vorbei und mich umziehen. Kommst du mit?"
„Klar."

- -

„Buona sera, Giulia", grüßte ich Francescos Oma und küsste kurz ihre Wange, bevor ich das gleiche bei seiner Mutter tat. Mit seinem Vater schlug ich ein, dann setzten wir uns alle. Mit ihnen unterhielt ich mich meistens auf italienisch, da sie nicht so gut englisch sprachen, aber das ging klar. Sie waren wie eine zweite Familie für mich, sodass wir über meine Fehler immer lachen konnten, ohne dass es unangenehm wurde.

Das Essen schmeckte wie immer köstlich und wir redeten über viel, was hier in Italien geschehen war und natürlich erzählte ich viel über meinen Umzug.

Spät abends lief ich dann alleine nach Hause, wo ich meine Familie begrüßte und dann sofort in mein Zimmer verschwand, um Dele zu schreiben und nochmal mit Paul, Lucy und Andreas zu telefonieren.

- -

„Schreib mir, wenn du reden willst", lächelte Francesco und umarmte mich fest. Etwas traurig erwiderte ich die Umarmung. Die drei Wochen in den Sommerferien, die wir immer in Italien verbrachten, vergingen immer viel zu schnell und immer hieß es danach, dass die Schule bald wieder losgehen würde. Dieses Jahr hatte ich noch weniger Lust darauf als sonst, da ich nicht wusste, was mit Jesse sein würde. Ich war noch nicht bereit, ihn wiederzusehen. Dele hatte mir gesagt, dass ich ihn immer anrufen sollte, wenn ich das Gefühl hatte, dass es mir zu viel mit Jesse wurde, denn er ließ mich meine Probleme vergessen. Immer, wenn ich seine Stimme hörte, dachte ich an nichts anderes außer an ihn und es machte mich glücklich. Ich war froh, dass Dele nicht eifersüchtig wurde, sonst wäre das sicherlich ein großes Problem geworden. Immerhin wusste ich nicht, wie ich auf Jesse reagieren würde, beziehungsweise wie mein Körper auf ihn reagieren würde. Ich wusste nur, dass ich mal Gefühle für ihn hatte, die ich aber jetzt nur noch für Dele hatte. Mein Freund vertraue mir in dieser Hinsicht voll und ganz, wofür ich ihm echt dankbar war.

„Mache ich, Cesco", lächelte ich und löste mich wieder aus der Umarmung, um mich von den anderen zu verabschieden.
Schließlich stieg ich ins Auto ein und meine Mutter fuhr los. Mein Blick blieb noch lange an dem Haus und meinen Freunden, welche uns hinterher winkten, hängen. Ich konnte mich einfach nicht dazu bringen, ihn anzuwenden. Schließlich seufzte ich leise und setzte meine Kopfhörer auf, bevor ich meine Augen schloss.

Ein Paar Kapitel müsst ihr das ganze noch aushalten🤭

Kommentar von dreaming_t
[also ich lese bei Francesco immer Marco, komisch. Aber Deles und Marcus Gespräch ist irgendwie cute.<3 Bin gespannt aufs nächste Kapitel.💘]

High School Love [Lingard x Rashford]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt