Langsam hielt ich es nicht mehr aus. Jesse und ich hatten nach dem merkwürdigen Gespräch einen Tag nicht miteinander geredet und danach so getan, als wäre nie etwas gewesen. Der Fakt, dass wir es einfach verdrängten, machte aber alles zwischen uns noch viel unangenehmer, was wir aber auch immer überspielten. Kurz gesagt: wir befanden uns immer mal wieder in wirklich sehr merkwürdigen Situationen. So wie jetzt.
„Marcus..." Jesse drückte mich von sich, als ich gerade seinen Hals küsste und es mir auf seinem Schoß gemütlich gemacht hatte. „Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du das tust."
„Dann konzentrier dich auf mich statt auf dein Game", meinte ich.
„Meine Eltern kommen bald nach Hause", meinte er entschuldigend, pausierte jedoch jetzt das Spiel.
„Dann lass uns das in deinem Zimmer fortführen."
„Du bist süchtig nach mir", schmunzelte er. Ich sagte gar nichts mehr, sondern runzelte nur die Stirn. Fettnäpfchen, Jesse... Fettnäpfchen.
Als er bemerkte, wie unangenehm es wurde, räusperte er sich schnell und versuchte das Thema zu wechseln. „Hast du Hunger?"
Gott, wie ich die Schnauze voll davon hatte, dass wir dem Thema aus dem Weg gingen. War er nicht nach mittlerweile fast fünf Wochen mal bereit über Gefühle zu sprechen? Wovor hatte er so sehr Angst? Oder hatte er einfach keine Gefühle für mich?„Jesse-", flüsterte ich und rutschte von seinem Schoß runter.
„Wir hätten Pizza oder Nudeln", bot er mir an, während er nervös aufstand.
„Jess! Können wir bitte darüber reden?", flehte ich. „Ich halte es nicht mehr aus...bitte."
„I-Ich...nicht jetzt, Beans." Verzweifelt schaute er mich an. „Und vor allem nicht hier."
„Ach komm, als ob du jemals bereit für dieses Gespräch bist. Warum drückst du dich so sehr davor, hm?"
„Weil ich nicht weiß, was ich dir sagen soll! Ich weiß nicht, ob ich dich liebe!", rief er aus. Geschockt riss ich meine Augen auf. Wow...„Dann gehe ich wohl lieber", brachte ich verletzt über die Lippen, während ich zur Tür ging und mir die Schuhe anzog.
„Marcus, geh jetzt nicht. Wir können das klären!"
„Es gibt kein Wir, Jesse! Das gibt es nur, wenn man zusammen ist!", fuhr ich ihn an, bevor ich verschwand.
Frustriert steckte ich die Hände in meine Hosentaschen. Warum konnte ich mir nicht einmal einen richtigen Typen aussuchen?- -
Am nächsten Tag fühlte ich mich nicht wirklich bereit dazu in die Schule zu gehen und Jesse zu treffen, also blieb ich zuhause.
Um etwa 11 Uhr klingelte es an der Tür und da ich alleine zuhause war, musste ich wohl gehen. Naja, war eh nur die Post. In Jogginghose und Pullover öffnete ich die Tür, hätte sie am liebsten aber direkt wieder zugeschlagen. War ich nicht extra nicht zur Schule gegangen, um Jesse nicht zu sehen? Wenn er jetzt hier war, hätte ich auch gehen können.
Er hatte einen riesigen Blumenstrauß in der Hand und blickte mich entschuldigend an.„Jesse, was machst-"
Weiter kam ich nicht, da er seine Lippen auf meine gepresst hatte und mich in mein Haus schob. Aus Reflex erwiderte ich, löste mich dann jedoch direkt wieder.
„Was soll das? Du kannst nicht einfach-"
Mal wieder konnte ich nicht ausreden, da er mich unterbrach.
„Ich liebe dich, Marcus."
Fassungslos schaute ich ihn an. „W-Was?"
„Ich liebe dich, man!" Verzweiflung machte sich in seiner Stimme breit. „Und es tut mir Leid, dass ich es gestern noch nicht sagen konnte, sondern dich erstmal dafür verlieren musste, aber ich liebe dich wirklich. Ich will nicht ohne dich."
„Jesse, ich-"
„Bitte Stoß mich nicht von dir! Bitte, Beans! Ich mache alles, was du willst!"
War heute der Marcus-Bloß-Nicht-Ausreden-Lassen-Tag?
„Jesse! Ich mein's ernst! Lässt du mich jetzt mal bitte ausreden?", schmunzelte ich und griff nach seiner Hand.
„Ja, ja...tut mir Leid." Beschämt senkte Jesse den Blick. Das war aber mal eine ganz neue Seite von ihm.
„Schau mich an", forderte ich ihn auf und legte meine freie Hand an sein Kinn, um es hochzudrücken. „Ich liebe dich auch, Jess. Und das weißt du ganz genau. Also Ja, natürlich verzeihe ich dir."
Stürmisch küsste er mich ein weiteres Mal. Irgendwie schien er immer noch ziemlich durch den Wind zu sein, weswegen ich mich wieder löste.
„Wie wäre es, wenn wir uns erstmal wieder beruhigen?", schlug ich sanft vor.
„Ich bin ruhig", behauptete er, was mich zum Schmunzeln brachte.
„Sicher, Jesse...Sicher."
„Die Blumen sind übrigens für dich." Mein Freund, endlich konnte ich ihn so nennen, streckte mir den Strauß entgegen und ich nahm ihn dankend an. Dann führte ich Jesse behutsam mit in die Küche.
„Warum bist du so nervös, Jess? Dachtest du wirklich, dass ich dir nicht verzeihen würde?", wollte ich wissen, während ich die Blumen mit Wasser versorgte.
„Ich habe noch nie ‚ich liebe dich' zu jemandem gesagt und es wirklich so gemeint", gestand er mir. Er hatte noch nie jemanden richtig geliebt?
„Oh...okay."
„Jaaaa..." Verlegen kratzte er sich am Nacken und setzte sich auf einen Stuhl.
„Dann bin ich umso glücklicher, dass du dann doch noch eingesehen hast, dass du mich liebst." Zufrieden ließ ich mich auf seinen Schoß nieder und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Sofort legte er die Arme um mich.
„Ich weiß nicht, o-ob ich es meinen Eltern sofort sagen kann." Unsicher suchte er meinen Blick, jedoch lächelte ich sanft.
„Wir haben alle Zeit der Welt."Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir die unsichere Seite an Jesse nicht gefallen würde. Ich fand es schön, dass er bereit war mir Gefühle zu offenbaren, die er normalerweise nicht zeigte. Das machte mir bewusst, wie sehr er mich liebte.
„Lass uns auf ein Date gehen", nuschelte Jesse dann plötzlich.
„Was?" Ich musste leicht lachen, als ich ihn ungläubig anschaute.
„Date, wir beide. Und zwar jetzt sofort."
„Aber wohin?"
„Ich habe was vorbereitet." Er legte seine Hände etwas unterhalb meines Hinterns ab, dann hob er mich so hoch.
„Du hast was vorbereitet?", fragte ich skeptisch.
„Ja, schau nicht so. Ich kann romantisch sein."
„Ich weiß, ich weiß. Tut mir Leid."- -
Ich konnte es auch immer noch nicht glauben, als wir beim See ankamen. Jesse hatte also wirklich ein Date geplant. Wir waren zwar schon ganz am Anfang auf einem Date, jedoch war das was anderes. Er hatte mich halt ins Kino und in ein Café eingeladen. Dass er sich selber so viel Mühe gab, war mir neu.
„Kannst du die Decke nehmen?" Er reichte mir die Decke, welche er in seinem Motorradkoffer verstaut hatte. Ich nahm sie ihm ab und schüttelte schmunzelnd den Kopf, als er ziemlich viele Tüten mit Essen rausholte.
Zusammen liefen wir auf die Wiese nah an den See, wo ich die Decke ausbreitete.
Da es Januar war und zusätzlich mittags an einem Wochentag, war absolut nichts los.„Wir hätten das definitiv im Frühling oder Sommer machen sollen", murrte ich nach einer Weile.
„Komm her." Jesse breitete die Arme aus, in welche ich mich sofort kuschelte. Dann nahm ich ein Stück Orange, klemmte es mir zwischen die Zähne und blickte ihn an. Er hob grinsend eine Augenbraue, biss jedoch ab. Lächelnd küsste ich ihn dabei.
Es war wirklich schrecklich kitschig, aber irgendwie machte es verdammt viel Spaß, sodass ich nicht aufhören konnte. So hatte ich wenigstens einen Grund ihn ununterbrochen zu küssen.„Ich finde es praktischer dich ohne etwas im Mund zu küssen", bemerkte Jesse dann, als er gerade ein Stück Orange heruntergeschluckt hatte. „Außerdem habe ich langsam keine Lust mehr auf Orange."
„Auf was hast du denn Lust?"
„Auf dich. Ohne irgendwelche Früchte." Sanft legte er seine Lippen auf meine. Es dauerte nicht lange, bis er mich in einen Zungenkuss verwickelte und seine Hände zu meinem Hintern fuhren.
Da war sie also wieder, Jesses selbstsichere Seite. Vielleicht war sie mir doch etwas lieber als die andere. Womöglich aber auch, weil ich es passender fand. Ich hatte von Anfang an eher den passiveren Part gespielt, was eben unter anderem seinem Ego zuzuschreiben war. Ich hatte ihn so lieben gelernt. Seine andere Seite fand ich nicht schlimm oder nervig, sogar eher süß, aber eben unpassend. Er war von Natur aus eigentlich kein unsicherer Mensch, sondern eher mein Fels in der Brandung.
Am liebsten mochte ich halt seine selbstsichere und gleichzeitig liebevolle Art.„Baby", hauchte er an meine Lippen. Hatte er mich gerade wirklich ‚baby' genannt? Ich schmunzelte.
„Was ist?"
„Ich liebe dich." Grinsend Schloss er die Augen. Ich betrachtete ihn verträumt, sodass ich vergaß seine Worte zu erwidern. Schon bald öffnete er die Augen, um mich empört anzuschauen.
„Was?", wollte ich verwirrt wissen.
„Liebst du mich nicht?"
Ich brach in Lachen aus. Sein Gesicht war einfach zu herrlich. Sofort richtete sich Jesse auf und fing an mich zu kitzeln.
„Sag, dass du mich liebst!", forderte er.
„Nein", kicherte ich und schnappte nach Luft, als er kein Erbarmen zeigte.
„Sag es!"
„N-Niemals!"
„Gut, dann wirst du weiter gefoltert."
Nach weiteren Sekunden tat mein ganzer Körper vor Lachen weh und ich musste einfach nachgeben.
„Okay, okay! Ich liebe d-dich!", brachte ich zwischen Lachern hervor, wodurch er sofort aufhörte mich zu kitzeln.
„Wie war das?"
„Ich liebe dich, Jesse!", grinste ich. „Soll ich es nochmal sag-"
Ein Weiches Lippenpaar auf meinen unterbrachen mich. Liebevoll erwiderte ich Jesses Kuss und spürte sein glückliches Lächeln ganz genau.
Ich war mir sicher, dass uns jetzt nichts mehr so schnell trennen konnte.
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High School Love [Lingard x Rashford]
Fiksi Penggemar„Ich sage dir mal was, Marcus." Er betonte meinen Namen extra abfällig. „Du solltest dir lieber meinen Namen merken, denn wenn du denkst, dass du mich nochmal so dumm anmachen kannst, werde ich es sein, der Dir dein Leben in der Schule zur Hölle mac...