Prolog zu dem Roman, den ich nie geschrieben habe

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Schnellen Schrittes lief er mittig auf der gepflasterten Straße entlang. Es war eine jener Nächte, in der der Regen so sehr auf die Stadt klatschte, dass nicht einmal reisende Kutscher unterwegs waren. Die Fackeln an den Häuserwänden, die sonst die engen Straßen erleuchteten, waren alle erloschen. Nur ab und an sah man noch eine verglühen, während der Regen auf ihr zischend verdampfte.
Zusammen ergaben der durchsichtige Regen, die grauen Gebäude der Stadt und die Schwärze der Nacht ein Bild, das ziemlich unheimlich war. Doch das war ihm gleichgültig. Er achtete zwar aufmerksam auf Gefahren von rechts und links, aber das konnte er auch, indem er nur nach vorn auf die Pflastersteine sah.
Dass er überhaupt etwas sehen konnte, lag am großen Feuer im Wachturm der Stadt, das hier jede Nacht sicher brannte.

Zielstrebig setzte er einen Fuß vor den anderen, mal auf Stein, mal auf Wasser. Schon längst hatte der Regen alles an ihm durchnässt: Seine schwarzen Haare, die ihm im Gesicht klebten, seinen schäbigen Mantel und auch seine großen Lederstiefel. Doch das schien ihn nicht zu kümmern. Jetzt bog er scharf ab auf eine etwas größere Straße, um nicht auf den Marktplatz zu gelangen.

Plötzlich hörte er aus einer der dunklen Seitengassen ein merkwürdiges Geräusch. Er wusste genau, was sich hier nachts für ein Gesindel herumtreibt, aber eigentlich müsste selbst das sich bei diesem Wetter nach drinnen verziehen. Er schaute kurz nach links, wo das Geräusch herkam, doch er konnte nichts erkennen. Deshalb ging er weiter, seine Aufmerksamkeit nun leicht auf die Dunkelheit zu seiner Linken gerichtet. Sofort hatte er das Gefühl, verfolgt zu werden. Aber vielleicht war das (wie so oft) nur Einbildung.

Doch dann, als er an einem Haus vorbei kam, in dem noch Licht brannte, nahm er für einen flüchtigen Augenblick einen Schatten war, der sofort wieder verschwand. Nun blieb er stehen. Dort, wo er die Bewegung gesehen hatte, war eine schmale Gasse. Nach hinten wurde sie immer schwärzer. Langsam aber entschlossen schritt er auf sie zu. Mit der rechten Hand umklammerte er fest den Griff seines Dolches, den er am Gürtel trug. Seine linke Hand hielt die eingewickelte Schriftrolle, die mittlerweile vollständig durchnässt war. Gerade, als er etwas in die Gasse rufen wollte, sah er es: Eine Katze sprang hinter der Hauswand in den Regen hervor. Die Augen leuchteten und geradeso konnte er ihre Konturen erkennen. Leicht beschämt, aber vor allem sehr erleichtert ließ er seinen Dolch los. Er wollte schon gehen, da stutzte er und drehte sich noch einmal um. Ja, es war nur eine Katze. Sogar eine ziemlich große. Aber was zum...

Ziemlich klischeehaft...😄😉🤪

Innere Kinder weinen oft - Große Jungen lachen nochWo Geschichten leben. Entdecke jetzt