Du bietest mir an zu helfen. Oder zumindest zuzuhören, für mich da zu sein.
Jetzt rast mein Kopf, musst du wissen.
Da rast dieser Gedanke durch mein Hirn:
Du hast keine Ahnung, um was du hier bittest. Keine. Ahnung. Aus meiner Sicht erscheint dieses Angebot absolut naiv. Und wüsstest du, was dich erwartet, dann würdest du nicht wollen, dass ich es dir erzähle.Du meinst, egal was es wäre, wir könnten es gemeinsam tragen.
Pah. Du kennst mich nicht. Du hast keine Ahnung wer ich bin und was für ein Monster sich in mir und hinter meiner Freundlichkeit versteckt.
Pass auf, Folgendes wird passieren:
Ich werde alles daran setzen, dass du mir nicht helfen wirst. Um die Verzweiflung meiner psychischen Lage deutlich zu machen, werde ich dir jeden Ausweg, jede Idee, wie sich meine Situation bessern könnte und jede Tür zu einem Fluchtweg vor der Nase zuwerfen. Nur weil ich dich an meiner Hoffnungslosigkeit teilhaben lassen möchte, so wie du mir das angeboten hast. Und ich dich dafür leiden lassen will. Wenn du es schon so wolltest...
Du wirst mir sagen: "Aber wie wäre es denn mit Strategie XY?"
Vergiss es. Denn ich habe sie schon alle gehört. Ich habe mich schon mit allen Taktiken, Denkstrukturen und Ideen zum Bekämpfen des Leides in mir beschäftigt, ich kenne sie alle und weiß um ihre Wirksamkeit. Folglich werde ich auch für jede von diesen Ideen, die du mir vorlegst, weil du ein optimistischer Mensch bist und mir helfen möchtest, dich mit einer gewieften Argumentationsstrukur meines hyperaktiven Superegos überzeugen können, warum genau diese Idee bei mit NICHT funktionieren wird, und dich mit ihr ein Stück mehr wie mich selbst machen: hoffnungsloser.We sagt denn, dass ich nicht leiden will?
Oh ja, ich werde alles mit mir mitreißen in die Hölle, aus der ich mich ohnmächtig zu befreien versuche und es deshalb längst aufgegeben habe. Denn eigentlich will der Mensch doch nicht sich selbst gewinnen, sondern die anderen verlieren sehen.
Das alles tue ich nur aus reinem Selbstmitleid. Ich werde mich immer beklagen, wie schlecht es mir geht, einfach nur dass es dich kümmert und ich von dir Liebe verlangen kann, ohne das direkt zu sagen.
Erst werde ich von dir verlangen, dass du mich aus einer unmöglich zu entkommenden Lage rettest und werde es dir dabei so schwer wie möglich machen, mich daraus zu retten. Danach werde ich dir Vorwürfe machen, dass du die Schuld daran hättest, dass es mir schlecht geht.
Ich werde dir Liebe für mich mit allen Tricks aus allen Poren saugen, sodass du es gar nicht merkst, und wenn ich ihrer überdrüssig bin, weil es nicht genug für mich ist, dann werde ich beleidigt sein und dir mehr aus den Adern saugen wollen wie ein blutrünstiger Vampir.
Wenn du mich dann zu hassen beginnst, dann werde ich mich an dich klammern und dich so stark festhalten, dass du keine Chance hast, von mir loszukommen. Und mein Leiden wird so groß sein, dass du dich schuldig fühlen würdest, von mir abzulassen.Bleib einfach fern mit solchen Angeboten.
Weil ich dich auffresse, sobald du mir zu nahe kommst. Von wegen, ich beiße nicht. Hinter dem "netten Typ", dessen Persona du kennengelernt hast, verbirgt sich ein dunkler Schatten. Geh lieber weg von mir, bevor ich dich erst an mich binden werde, mich dann abhängig von dir mache, dich dann nicht selbstständig sein lassen möchte und an mich reiße. Nur um letztendlich meinen Klauen in dir festzukrallen, damit du gezwungen bist, das Monster zu lieben, dem du ohne es zu wissen mit deinem Angebot, mit mir zu reden, täglich Futter gegeben hast.Und noch ein Tipp: geh nicht darauf ein, wenn es sagt, dass es sich allein fühlt. Es ist nur ein Trick. Lass es einfach stehen und leiden und geh. Das ist besser für dich.
Ich glaube, du überlegst nochmal, ob du das wirklich willst. Und ich überlege nochmal, ob ich mich wirklich darauf einlasse.
In leichter Anlehnung an Dostojewski.
Aus Fragmenten von
April 22 + Oktober 22;
In der Zwischenzeit lagen 0 Therapiestunden, Besuche bei 3 Psychologen mit 3 halben Diagnosen, zahlreiche Telefonate mit Praxen, viel Verzweiflung, aber noch mehr Inaktivität.
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Innere Kinder weinen oft - Große Jungen lachen noch
Storie brevi- Und Mädchen auch! Kurprosa-Texte, an denen manchmal ein Körnchen Wahrheit zu finden ist, manchmal aber auch ein ganzer Reissack. Soll heißen, dass diese Geschichten mir entweder wirklich passiert sind, oder nur von einem winzigen Gedanken inspirie...