Kapitel 1

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Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Mit meinem Fuß tippte ich immer wieder wütend auf den Boden. Mein Gesichtsausdruck war todernst.
Neben mir kauerte mein Freund und schaute mich mit riesengroßen Hundeaugen an.

"Ach komm schon, Liebling." Seine Stimme klang so zuckersüß wie Honig und den Kosenamen "Liebling" verwendete er nur, wenn er etwas ausgefressen hatte. Und das war heute definitiv der Fall.
"Ich bin ausversehen dagegengestoßen... Das hätte dir genauso passieren können!"
Ich reagierte immer noch nicht, ich zog bloß eine Augenbraue hoch.

"Naja gut, ich hätte nicht lachen sollen..."

"Ja, vielleicht bin ich auch ein kleines bisschen hochgesprungen, um den Ast der Tanne so zu erwischen, dass der Schnee auf dich drauffällt..."

"Aber das ist doch kein Grund, mich nicht mehr lieb zu haben!", schloss er weinerlich und sank theatralisch vor mir auf die Knie. "Oh, was kann ich bloß tun, damit Ihr mir mein unrühmliches Handeln verzeiht, Mylady!"
Ich musste beinahe lächeln.
"Ha, ich habs gesehen, Fay! Du wolltest lächeln! Du liebst mich wieder!", krakeelte er und da war es um mich geschehen. Das Lachen brach explosionsartig hervor.
"Ich hab doch nie damit aufgehört, du Blödmann!", kicherte ich und grinsend drückte er mir einen Kuss auf den Mund. Voller Leidenschaft erwiderte ich ihn und Fred drückte mich rücklinks in die Sofakissen, während er langsam mit seinen Händen an meiner Taille entlang fuhr und seine Finger meine nackte Haut streiften, da mein Shirt hochgerutscht war. Ich ließ meine Hände durch seine roten Haare gleiten und zog ihn noch näher an mich heran.
In der Sekunde stürmte jedoch jemand durch das Porträt des Gryffindorgemeinschaftsraums. Viele Möglichkeiten, wer das sein konnte, gab es nicht, da nur unsere Klasse gerade eine Freistunde hatte, und somit stand Angelina vor uns und hielt sich kreischend die Augen zu.
"Ich weiß nicht, ob ich das Bild jemals wieder aus meinem Kopf bekommen werde! Mensch, geht in euer Zimmer für so etwas!" Ich kicherte und schob Fred von mir runter. "Hey, Angie, du wolltest uns doch immer zusammenbringen!"
Sie verdrehte bloß die Augen.

Mein Freund stöhnte genervt, als sich Angelina auf dem Sofa uns gegenüber niederließ und somit keine Anstalten machte, uns etwas Privatsphäre zu gönnen. Deshalb begnügte er sich damit, mich in seine Arme zu ziehen und mit mir zu kuscheln.

Die Ereignisse des Trimagischen Turniers waren jetzt beinahe ein halbes Jahr her. Ich hatte nach diesem Fiasko mit der ersten Aufgabe nicht länger mitgekämpft und Cedric war es gelungen, den Pokal zu erlangen. Seltsamerweise verstarb er dabei, jedenfalls tauchte seine Leiche mit dem Pokal wieder auf, der wohl ein Portschlüssel gewesen war. Der Gedanke, dass vielleicht nicht Cedric das Ziel dieses Anschlags gewesen war, spukte durch unser aller Köpfe, doch niemand traute sich, es auszusprechen.

Ich war seit dem Ball mit Fred zusammen und er war der tollste Freund der Welt. Lieb, aufmerksam und zuvorkommend, aber auch leidenschaftlich.
Ich war so sehr in ihn verliebt, es war schon beinahe gruselig.
Ich konnte von seinen Küssen nie genug bekommen, aber obwohl wir schon oft rumgemacht hatten, waren wir nie weiter gegangen. Ich hatte ein wenig Angst davor und für Fred war es völlig in Ordnung zu warten. Er war so verständnisvoll und so lieb und einfach... wunderbar. Ich hatte die ganzen Sommerferien bei den Weasleys verbracht, wo hätte ich auch sonst hingekonnt? Freds Eltern waren sehr nett, seine Mutter hatte sich um mich gekümmert, als wäre ich ihre zweite Tochter, anstatt bloß Freds Freundin. Es waren die schönsten Ferien gewesen, die ich jemals hatte. Wir hatten viel Spaß gehabt, Fred hatte mir sogar das Fliegen beigebracht, was aber nicht unbedingt zu meinen Stärken gehörte. Was aber vielleicht auch daran lag, dass ich die Hälfte von dem, was mein Lehrer mir zu erklären versuchte, nicht gehört hatte, weil ich ihn ständig nur angehimmelt hatte. Hach ja, schon Monate mein Freund, und trotzdem konnte ich immer noch nicht die Augen von ihm lassen. Er aber auch kaum von mir, wir nahmen uns nichts.

Das dunkle Mal - Eine Fred Weasley FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt