Kapitel 10

54 1 1
                                    

Als ich wieder zu mir kam, fühlte sich mein Körper geradezu angenehm warm an. Verwundert blinzelte ich einige Male.
Ich hätte den Tod nie so warm erwartet. Und so... hell.

Ich lag in einem unglaublich weichen, riesigen Bett, über dem mit dunkelblauen, silbernen und goldenen Tüchern ein gewaltiger, glitzernder Nachthimmel aufgespannt war. Die Bettwäsche war so weich, als läge ich in fluffigen Wolkenbergen. Also demnach das Einzige, das sich ein bisschen wie der Himmel als Leben nach dem Tod anfühlte.

Der Raum, in dem ich lag, wurde durch ein prasselndes, warmes Kaminfeuer beleuchtet, dessen Schein flackernde Schatten auf tiefrote, samtüberzogene Wände warf und deren Goldapplikationen zum Glitzern brachte.
Langsam setzte ich mich auf, erwartete Schmerzen, Erschöpfung oder Ähnliches. Doch ich spürte nichts dergleichen. 

Mir ging es gut. Ich fühle mich warm, geborgen und erholt.

Irritiert schwang ich meine Beine über die Bettkante und richtete mich auf. Ich trug unbekannte Kleidung, eine flauschige Hose und einen gefütterten übergroßen Pullover.

Noch bevor ich mir überlegen konnte, was ich als Nächstes tun sollte, ich meine, was macht man so, wenn man tot ist?, öffnete sich die schwere Holztür mit einem Knarzen.
Gespannt erwartete ich die Person, die den Raum betreten würde. Doch da war niemand. Die Tür schloss sich wieder.

Merkwürdig.

"Sie sind ja wach! Wie geht es Ihnen? Darf ich Ihnen irgendwie zu Diensten sein?", fiepte eine leise Stimme, deren Quelle von unten zu kommen schien. Ich senkte den Blick und entdeckte eine winzig kleine Hauselfe, die mich ängstlich ansah.
Ich runzelte die Stirn. Sogar im Leben nach dem Tod mussten die Hauselfen uns noch dienen?

"Ja, vielen Dank. Ich wüsste gern, wo ich hier bin. Und... was geschehen ist", murmelte ich, überrascht, wie heiser meine Stimme klang.
Die kleine Hauselfe wuselte schnell zu einem Nachttisch neben dem Bett und reichte mir ein Glas Wasser.
Mit einem mehr als erleichterten Dankeschön nahm ich dieses entgegen.

Irritiert blickte mich die kleine Hauselfe an.
"Dankeschön?", wiederholte sie verdutzt.

"Ja, vielen Dank. Für das Wasser."

Die kleine Hauselfe starrte mich an, ihre Augen wurden immer größer. Ihr Blick aus diesen kugelrunden, riesigen taubengrauen Augen wirkte gleichermaßen entsetzt wie vollkommen verwirrt. Ich steckte nervös eine Haarsträhne hinter mein Ohr, die mir daraufhin sofort wieder ins Gesicht fiel. "Habe ich etwas Falsches gesagt?", fragte ich die Elfe mit nervöser Stimme. Noch immer blickte sie mich nur an und schien keine Antwort hervorbringen zu können. Irgendwann räusperte sie sich mehrfach, jedoch brachte sie keinen Ton hervor. Schließlich ging sie zu einer hübschen Kommode, deren verschnörkelte Holzverzierungen wie das ganze Zimmer zugleich alt und majestätisch anmuteten. Die Elfe reckte sich, stürzte einmal zu Boden, erhob sich wieder und bekam schließlich einen Gegenstand auf der Kommode zu fassen, den sie augenblicklich zu mir brachte. 

Es war ein dünnes, dunkelgrünes Samt-Haargummi.  "Damit Ihnen ihre Haarsträhnen nicht länger ins Gesicht fallen", erklärte die kleine Elfe mit zarter Stimme. "Ich werde mal die Herrschaften von Ihren Erwachen unterrichten. Sie warten schon seit Tagen sehnsüchtig darauf, dass Sie wieder das Bewusstsein erlangen", fügte die Elfe noch hinzu und huschte schnell aus dem Zimmer. 

Verblüfft schaute ich ihr nach, dann stand ich vorsichtig auf und ging durch das Zimmer. An der einen Wand hing ein kleiner runder Spiegel, mit dessen hilfe ich meine Haare notdürftig zu einem Zopf zusammenband, damit sie mir nicht ständig ins Gesicht hingen. Dann betrachtete ich, so gut es ging in dem kleinen Spiegel, meine restliche Erscheinung. 

Mein Gesicht war sehr blass, meine sonst glänzenden Augen sahen matt aus, im Augenblick mehr grau als blau. Ich trug einen zu großen, dunkelgrünen Pullover, an dessen Brust ich ein Slytherinwappen entdeckte. Einen Moment, hieß das etwa...?

Das dunkle Mal - Eine Fred Weasley FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt