54. Von Küssen und Orangensaft

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Küsse fangen für gewöhnlich vorsichtig an, tastend, vielleicht auch sanft, je nachdem.
Da ist dieses erste Berühren der Lippen, der Schockmoment, dann geht es weiter mit Zunge und... naja, wie auch immer. 

Der Punkt ist, dass jeder Kuss irgendwie anfängt.

Doch dieser Kuss mit Eros ist anders.
Da gab es keinen Anfang, ich wurde förmlich in den Kuss hinein geschleudert wie in das Auge eines Hurrikan – ein passender Vergleich, wenn man mich fragt, denn, meine Güte, ist dieser Kuss stürmisch!

Er küsst mich, als würde er mich am liebsten hier und jetzt verschlingen. Seine muskulösen Arme sind um meine Mitte geschlungen, sodass unsere Körper komplett aneinander gepresst sind. Alles von mir berührt alles von ihm. Ich weiß gar nicht mehr, wo ich aufhöre und er anfängt.

Unsere Lippen streifen, necken sich, saugen aneinander und als er mir schließlich in die Unterlippe beißt, kralle ich meine Nägel so tief in seine Oberarme, dass er vermutlich bluten muss. Unwillkürlich stöhnt er rau, ob vor Lust oder Schmerz kann ich nicht genau sagen.
Ich fühle, wie er sich einen dicken Strang meiner nachtblauen Haare um seine Faust wickelt und sanft daran zieht, sodass mein Kopf weit in den Nacken sinkt und der Kuss noch tiefer wird.

Ich spüre ein lautes Grollen in meiner Brust, allerdings höre ich es nicht, da ich so in diesem Kuss gefangen bin... Ich klinge wahrscheinlich wie eine brünstige Hirschkuh.

Seine großen Hände schließen sich um meine Pobacken, er hebt mich mit einem Ruck hoch und presst mich an den Kühlschrank. Ich schlinge die Beine um seine Mitte und vergrabe die Hände in seinen dichten, schwarzen Wellen.

Sein Mund löst sich von meinem und wandert über meinen Kiefer, meinen Hals hinab. Er saugt sich sanft an meiner Haut fest und am liebsten würde ich schreien: »OH, MEIN GOTT, WEHE, DU HÖRST DAMIT AUF!«, aber das hätte erstens, Michele geweckt (wahrscheinlich sogar Manja nebenan) und zweitens, wäre es doch vielleicht etwas merkwürdig rübergekommen...

Ein unartikuliertes, tiefes Stöhnen entweicht meinen Lungen und ich fühle die Vibration seines leisen Lachens an meinem Schlüsselbein. »Lachst du mich etwa aus?«, murmle ich atemlos.

Er hebt den Kopf und sieht mich aus verhangenen Bernsteinaugen an, ich erwidere den Blick fest. Doch anstatt mir zu antworten, presst er wieder stürmisch seine Lippen auf meine.

Seine Zunge streift neckend an meiner Unterlippe entlang, woraufhin ich meinen Griff um ihn verstärke. Ich bin mir sicher, er wird blaue Flecken davontragen. 

Seine großen Hände legen sich auf meine Oberschenkel und streichen von dort aus zu meinen Hüften hoch, bestimmt und doch gleichzeitig sanft. Ich schlinge meine Beine um seine Mitte, eine wortlose Aufforderung, uns von hier wegzubringen. Während ich mich in trägen Bewegungen an ihm reibe, spüre ich seine Härte. 

Er bringt seine Lippen an mein Ohr und murmelt: »Dir ist klar, dass ich es nicht mehr lange aushalte?« 

»Ist mir bewusst«, hauche ich mit einem triumphierenden Lächeln an seiner Wange, wobei ich meine Bewegungen trotzdem nicht unterbreche. Ein unartikulierter Laut entringt sich seiner Kehle und er wirbelt mich herum. »Huch!«, entfährt es mir und ich schließe erschrocken meine Arme um ihn, um nicht runterzufallen. 

Im Halbdunkeln erkenne ich, dass er uns ins Wohnzimmer bringt. Schwer atmend legt er mich auf der Couch ab und blickt mit brennenden Augen auf mich herunter. Allein schon die Art und Weise, wie er mich ansieht, bringt mein Blut zum Kochen. Ich beiße mir auf die Unterlippe und locke ihn mit gekrümmtem Finger zu mir. Eros lässt sich nicht zweimal bitten. 

Als sein massiger Körper meinen vollständig bedeckt, entfährt mir ein zufriedenes Stöhnen. »Das ist gut«, flüstere ich, woraufhin er mir einen kurzen und intensiven Kuss gibt. »Aber nicht gut genug«, brummt er an meinen Lippen. Ich lasse meinen Daumen an seinem Kinn über seinen Hals herab gleiten und gebe ein zustimmendes Geräusch von mir. »Was könnten wir denn dagegen tun?«, necke ich leise. Sein rabenschwarzes Haar kitzelt an meiner Wange, als er beginnt, sanft an meinem Ohrläppchen zu knabbern. »Ich hätte da eine Idee.«

Finja spuckt FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt