Besessen

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-Scott-


Er zerrte an den unsichtbaren Fesseln, stemmte sich mit aller Kraft dagegen, doch sie lockerten sich kein Stück. Die Rufe und Schreie verließen seinen Mund und hallten leer durch den unendlich großen Raum. War es überhaupt ein Raum? Es kam ihm überdimensional groß vor, auch wenn er nur in die Dunkelheit starrte. Jedoch war es keine reine Schwärze, die ihn umgab. Es war wie schwarzer Nebel, der das Sonnenlicht versuchte einzudämmen. Aber trotz dem durchdrückenden Lichtschimmer konnte er nichts erkennen.

Seine Hände pulsierten, das die Fesseln fest daran zogen. Scott war sich nicht wirklich sicher, ob es Fesseln waren, denn es fühlte sich nicht nach Metall oder Ähnlichem an. Eher, als würde ein geschmeidiger warmer Rauch sich um seine Handgelenke schlingen und sich seine Arme hinab ranken. Diese Schlingen zogen um seine Beine und den Bauch, krochen langsam Richtung Hals. Die Berührung dieses festen, lebendigen Rauches brannte auf seiner Haut und ließ den Alpha laut aufschreien. Qualvoll jaulend, versuchte er sich loszureißen, aber das führte nur dazu, dass die Ranken fester zusammenzogen und Scott die Luft aus den Lungen presste.

Er konnte sich nicht mehr bewegen, wurde an Ort und Stelle gehalten und sein ganzer Körper fühlte sich an als würde er in Flammen stehen. Plötzlich erstrahlte alles in grellem, weißen Licht und ein zerberstend hoher Ton ließ seine Trommelfälle bersten. Der Schmerz in seinen Ohren klang langsam ab und hinterließ ein leises Summen. Seine Augen tränten, als er versuchte seine Augen an das Licht zu gewöhnen, trotzdem formten sich langsam Konturen und er erkannte die Umgebung. Er war im Wald von Beacon Hills, aber sein Körper bewegte sich und sein Sichtfeld schwenkte umher, ohne dass er dies steuerte. Was zur Hölle?

Er konnte sehen, was er tat und wohin er ging, aber nichts davon löste er durch seinen Willen aus. Wie sollte er, wenn er hier festgebunden war. Aber wo war hier? So wie es schien, war er in seinem eigenen Körper, gefesselt und völlig überfordert. Ganz leise drangen die Stimmen von Isaac und Liam zu ihm durch, doch er konnte sie nicht sehen, da sein Blick stur nach vorne gerichtet war. Warum konnte er seinen eigenen Körper nicht kontrollieren? Was hatte Gaia mit ihm angestellt?

Wild warf er sich noch mal gegen die Ranken, die ihn hilflos an diesem Ort hielten. Doch was würde er tun, wenn er hier raus kam? Er hatte keine Ahnung, wie er das alles wieder hinbiegen sollte.

„Lass mich hier raus!", schrie er wütend, unterdrückte seine Verzweiflung, die sich langsam in seiner Brust festsetzte. Ein dreckiges Lachen halte dröhnend durch seinen Kopf und er biss die Zähne zusammen, als dieses Gelächter eine Schmerzenswelle durch seinen Körper jagte.

„Ist da jemand wieder unter den Lebenden?", fragte eine verhöhnende Stimme, die Scott nicht zuordnen konnte.
„Du wirst nicht freikommen, Kleiner. Hör auf gegen mich anzukämpfen. Du bist sowieso zu schwach, Winzling!"
Eine Furche bildete sich auf Scotts Stirn, durch die Wut die durch seinen Körper pulsierte.

„Ich bin kein Winzling! Ich bin der Alpha und ich schwöre dir, wenn ich freikomme..."
Doch er kam nicht weiter mit seiner Ansprache, denn das herablassende Lachen, dass daraufhin ertönte, ließ seine Trommelfälle vibrieren.

„Jetzt bin ich der Alpha! Deine Krallen werden mir nützlich sein, wenn ich deine Freunde in Stücke reiße und du wirst alles mitansehen und fühlen." Die anwidernde Stimme schmerzte und pochte in seinem Kopf, engte ihn ein und raubte seine Konzentration.

„Wo bin ich, verdammt?! Wie ist das möglich?" Scott hatte diese Scheiße von Gaia endgültig satt. War das wieder eines ihrer Psychospielchen, bei denen er ihr als Versuchskaninchen diente, oder was? Und was war mit Isaac und Liam? Irgendwas sagte ihm, dass es ihnen gleich erging wie ihm.

„Du bist besessen, du Trottel! Gefangen in deinem eigenen Verstand und Körper. Noch nie was von Dämonen gehört? Und vor dir sollten wir Angst haben? Du solltest dieser große, mächtige Alpha sein, vor dem man sich in Acht nehmen sollte? Ich hatte ein Leichtes damit in dich einzudringen und seine Seele an den hintersten Ecken deiner Hülle zu binden."

Besessen? Wie Stiles von dem Nogitsune? Aber Stiles hatte nie was von Schmerzen gesagt. Eher, dass er sich machtvoll gefühlt hatte und dass er alles spüren und wahrnehmen konnte. Oder war es ihm etwa gleich ergangen? Nur wie hatte es Stiles geschafft, wieder die Kontrolle über seinen Körper zu erlangen..." Denken war anstrengend, wenn sein Bewusstsein schwand und sein Wille unterdrückt wurde. Er musste sich irgendwie von all dem befreien, sich dagegen wehren. Wie er das anstellen wollte, war selbst für ihn ein Rätsel.

„Du wirst sehen uns spüren, was ich die sehen und spüren lassen will. Du wirst dich an das erinnern, was ich als Erinnerung zurücklassen will. Gaia wird die Hölle auf Erden lostreten. Vielleicht überlebst du und kannst als Hülle für Dämonen fungieren, wer weiß. Nützlich wäre es aus jeden Fall." Ein weiteres dreckiges, verkorkstes Lachen, dass Scott vor Schmerz fluchen ließ.

„Gib einfach auf, lass es zu, Junge.", flötete der Dämon. „Es bereitet dir weniger Schmerzen zu sterben als hier gegen deinen Wirt zu kämpfen, findest du nicht?"
„Hättest du wohl gern." Scott würde diesem Dämon auf keinen Fall das Leben und Töten erleichtern. Er würde dagegen ankämpfen, egal, ob er dabei draufgehen würde. Also kratzte er alle Willenskraft, die noch zu finden war, zusammen. Aufgeben war nicht sein Ding und er würde jetzt auch nicht damit anfangen.
-Stiles-

Sein Bein wippte in einem schnellen Tempo auf und ab, seine Hände kneteten sich gegenseitig, bis die Knöchel weiß hervortraten. Die Nervosität hob mit jeder Sekunde und seine Sorgen stiegen ins Unermessliche. „Stiles, Stopp!" Derek trat in sein Sichtfeld und Stiles traf auf einen strengen, aber besorgte Blick. Die Aufforderung des Werwolfs war nicht ganz zu ihm vorgedrungen, den sein Körper versuchte die überschüssige Energie, die durch seinen Körper pulsierte, loszuwerden.

Energische Schritte waren zu hören und dann legten sich zwei warme Hände auf seine Oberschenkel und brachte das Wippen zum Stillstand. „Stiles.", ertönte die ruhige Stimme von Derek und brachte den Jungen dazu, aufzuschauen. „Du machst dir zu viele Gedanken. Du hast die Zeichen des Rituals perfekt im Kopf. Es wird nichts schief gehen.", baute Derek ihn ein wenig auf, doch die Nervosität blieb bestehend.

„Ich weiß, aber es kann so viel falsch laufen, Derek. Was, wenn wir was vergessen, was wenn wir versagen? Wir könnten uns aus Versehen die Pulsadern aufschlitzen und verbluten! Oder Gaia findet uns doch und tötet uns, bevor wir überhaupt was ausrichten konnten." Derek rollte nur mit den Augen und hielt den zitternden Jungen an den Schultern. „Das wird nicht passieren." Derek erhob sich und holte die Kopie von Deaton.

„Also, das Symbol kannst du. Und was ist mit den drei Worten, die hier stehen? Wir müssen sie aufsagen, so viel kann ich entziffern.", fragte Derek und Stiles nickte und wiederholte sie. „Exilium Terra dea."

Er seufzte. Weißt du überhaupt, was diese Worte bedeuten?" Derek sah ihn mit hochgezogenen Augen an. „Wieso sollte ich Latein können?" Stiles zuckte nur mit den Schultern. „Du kannst auch fließend spanisch. Es hätte mich also nicht gewundert.", meinte er.

„Ich kann lateinisch.", sagte eine Person hinter ihnen. Peter hatte sich in ihr Gespräch eingeklinkt und lehnte nun mit verschränkten Armen an der Wand. „Und Stiles hat Recht, es kann vieles schief gehen."

„Halt die Klappe, Peter.", antwortete Derek nur und wandte sich wieder der Zeichnung auf der Kopie zu. Aber Stiles wandte sich an Dereks Onkel. „Was bedeuten die Worte?" „Exilium Terra dea. Eigentlich klingen diese lateinischen Rituals Sprüche immer so geheimnisvoll, sind es aber nicht. Es bedeutet lediglich: Verbannung der Göttin der Erde." Stiles wandte sich enttäuscht wieder Derek zu. „Ich habe was cooleres erwartet, wenn wir hier schon die Welt retten."

„Meistens sind die, die die Welt retten am Schluss immer noch die, die keiner kennt. Niemand wird erfahren, was ihr getan habt und keiner wird euch feiern. Es ist genau wie diese Worte, unbedeutend und nichts Spezielles.", meinte Peter und beäugte Stiles aber weiter.

Stiles studierte mit Derek das Symbol und zeichneten es nochmal Linie für Linie ab. Die Blicke von Peter brannten auf Stiles' Haut und störten seine Konzentration. „Was starrst du so?"

„Ich denke nur nach.", rechtfertigte sich der Ältere. „Dafür musst du mich anstarren?"

Sie blickten sich gegenseitig in die Augen und das Misstrauen konnte man im ganzen Raum spüren. „Peter, was willst du?", fragte nun Derek, dem es nicht wohl bei der ganzen Sache war.

„Was ist so besonders an Stiles Stilinski?" Diese Frage ließ Stiles stutzen und das ernste Gesicht des Werwolfs bereitete ihm noch mehr Unbehagen. „Was meinst du damit?" Derek sprach aus, was Stiles dachte.

„Ich meine, was ist so besonders an diesem einen Menschen? Nicht darauf bezogen, dass du als Werwolf schon wieder einem Menschen verfallen bist, was mir normalerweise missfallen würde. Aber falls du es noch nicht bemerkt hast, seit Scott ausgefallen ist, hat dieser schwächliche Mensch das Rudel übernommen und jeder unterwirft sich ihm. Sogar ich habe keine Chance gegen dieses verdammte Gefühl der Gehorsam. Ich kann es mir nicht erklären. Ihr möchtet ein Ritual ausführen für das höchstwahrscheinlich irgendwelcher Hokuspokus beansprucht wird. Euer Blut wird von einer Göttin gefordert. Ich frage jetzt nochmal. Was ist so speziell an dem Menschen Stiles Stilinski?"

Die beiden starrten ihn an und keiner hatte eine Antwort auf diese Frage. „Was sollte ich Besonderes können? Ich habe eine große Klappe und Beine, die ich in die Hand nehmen, wenn es mir zu eng wird." Stiles verstand nicht, aber irgendwie riefen diese Aussagen ein ungutes Gefühl in ihm hervor. Könnte es sein, dass er doch nicht einfach ein Mensch war? „Vielleicht liegt es an dem speziellen Band, das Derek und ich haben sollten?", schlug Stiles vor.

Peter kniff nur die Augen zusammen. „Vermutlich..." Doch man sah dem ehemaligen Alpha an, dass das Thema noch nicht vom Tisch war. Aber darum musste sich Stiles später kümmern. Zuerst sollten sie dieses Ritual überleben und erfolgreich durchführen. Sie mussten Scott und die anderen befreien. Das war nun ihr Ziel.

Peter war wieder aus dem Raum geschlendert und Derek hob nun das Kinn des Gedankenversunkenen Jungen an, sah ihm in die Augen. „Der Mond wird bald aufgehen. Bereit?", fragte Derek.
„Bereit."

Sie riefen das restliche Rudel zusammen. Ethan und Peter werden sie begleiten, Kira würde auf Lydia Acht geben und Melissa war immer noch in Lydias Zimmer und sah immer wieder nach der Wunde. Die drei würden sich gegenseitig beschützen.
Jetzt war es an der Zeit dem Ganzen ein Ende zu setzen und das ein für allemal.

The RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt