In meinem Kopf

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  -Scott-


Er sah die zwei entsetzt an. Dereks Krallen waren ausgefahren und steckten in der Holzwand dahinter, nur Zentimeter von Stiles Hals entfernt. Die Augen glühten, doch in seinem Blick stand kein Ärger oder Mordlust geschrieben, sondern Verblüffung. Er hörte Stiles Herz, dass wild gegen seine Brust schlug. „Derek! Lass sofort Stiles los! Was ist dein Problem?!" Der ehemalige Alpha drehte sich zu Scott um. „Ich habe ihm nichts getan!", rechtfertigte er sich. Er sah wieder vollkommen menschlich aus, nur in seinen Augen schimmerte ein Hauch von Blau. „So sah es aber nicht aus!"

„Riechst du irgendwelches Blut? Siehst du eine Verletzung? Nein. Ich habe ihn nur zum Schweigen gebracht."

Stiles stand immer noch wie angewurzelt an der Wand und nahm den Streit zwischen ihm und Derek nicht wirklich wahr.

„Alles in Ordnung mit dir?", fragte sein Freund ihn besorgt. Es schien, als hätte er die ganze Zeit seinen Angreifer angestarrt, doch er löste den Blick von ihm als er bemerkte, dass Scott ihm eine Frage gestellt hatte.
„Hm?... Ah ja, mir geht es gut, wirklich. Es war mein Fehler. Ich habe ihn mal wieder gereizt", antwortete er noch immer ein wenig abwesend. Scott fand das Ganze etwas verwirrend, doch Stiles war nichts passiert und er wusste, dass keiner ihn angelogen hatte. „Okay, ich weiß nicht, was das gerade war, aber ich glaube, Stiles kommt mit mir nach Hause."




-Stiles-

Er richtete den Blick wieder auf Derek, der seinen Blick erwiderte. Scott funkelte den Sourwolf noch einmal an und zog Stiles mit sich. Doch Derek schien das kalt zu lassen. Isaac stand die ganze Zeit am selben Ort und verfolgte das Geschehen. „Ich geh dann mal... naja bis morgen... denke ich." Dann lief der Beta ohne ein weiteres Wort hinter Scott her. Stiles schaffte es, den Blick von Derek abzuwenden und ließ sich von Scott aus dem Loft ziehen.


Während der Fahrt nach Hause schwirrten ihm tausend Gedanken im Kopf herum. Warum küsste Derek ihn? Wieso hatte er ihn danach angesehen, als hätte es ihn selber überrascht? Doch das Wichtigste und über das, worüber er sich selbst am meisten den Kopf zerbrach: Warum hatte es ihm gefallen? So sehr, dass er noch mehr wollte?


Zu Hause angekommen, rutschte er von Scotts Motorrad herunter. Scott sah ihn immer noch mit einem leicht besorgten Blick an. „Scott, wirklich, es ist alles in Ordnung. Du kennst Derek, er ist ein schlecht gelaunter Werwolf in Dauerschleife. Vielleicht sollte er auch mal lächeln und das nicht nur Nachts in seinen feuchten Träumen." Sein bester Freund schaute ihn fragend an. „Wie kannst du...?" „War nur ein Scherz, Scott. Ich möchte nicht wissen, wie die am Schluss enden. Sie fangen vielleicht ganz gut an, aber am Ende wir es blutig und..." „Okay Stiles, keine Details", unterbrach ihn Scott. Stiles lächelte und umarmte seinen Bruder. „Dann bis morgen in der Schule."


Er öffnete die Tür und begrüßte seinen Vater, der am Esstisch saß und über Polizeiakten brütete. „Hast du Hunger? Ich könnte was kochen", bot Stiles seinem Dad an. „Ja, das wäre echt toll", sagte er erschöpft. Stiles wollte ihn nicht mit Fragen quälen und bereitete ein Abendmahl zu. Er aß mit seinem Vater und danach ging er nach oben in sein Zimmer. Als er keine Beschäftigung fand und sich auf sein Bett fallen ließ, kam wieder dieser Gedanke. Derek.


Er konnte nicht aufhören, an ihn zu denken. Er spukte in seinem Kopf herum und ließ ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es musste etwas geben, das ihn ablenken konnte. Erst jetzt fiel ihm ein, dass es noch Hausaufgaben zu machen galt und er fing an. Doch schon nach fünf Minuten konnte er sich nicht mehr konzentrieren. Verdammt! Derek sollte aus seinem Kopf verschwinden!



Nachdem er sich frustrierend die Zähne geputzt, sich umgezogen und seinem Vater gute Nacht gewünscht hatte, lag er in seinem Bett und entschied sich das Problem mit Derek, der sich in seinem Kopf festgekrallt hatte, anders anzugehen. Er ging noch mal so detailliert wie möglich den heutigen Nachmittag durch.



Es war alles ganz normal. Er spielte mit den anderen Jungs ein Playstation Game und hatte verloren. Nicht gerade der Stimmungsheber, aber es konnte ihm ja egal sein. Die Anderen gingen, er war mit Derek alleine, wurde von ihm an die Wand gedrückt und geküsst. Warum nahm ihn das so mit? Wieso fand er das nicht anekelnd oder abschreckend? Er konnte sich sogar daran erinnern, dass es ihm gefallen hatte. „Ach egal", sagte er zu sich selbst, „ich sollte einfach schlafen". Was er dann auch tat.




-Derek-


Seit Isaac seine Schultasche gepackt hatte, zu Scott nach Hause gegangen und es ruhig geworden war, überlegte er, was er tun sollte. Dieser blasse, hyperaktive Junge, den er heute, aus welchem Grund auch immer, geküsst hatte, ging ihm einfach nicht mehr aus dem Schädel. Also trainierte er zwei Stunden, um sich die Zeit mit Sinnvollerem zu vertreiben, als an Stiles zu denken.
Inzwischen war es spät und die Sonne hatte am Himmel dem Mond Platz gemacht. Nachdem er geduscht hatte, legte er sich in sein Bett und versuchte einzuschlafen. Was aber nicht funktionierte. Wieso musste er ständig an diese Nervensäge denken? Dieser Junge klebte einfach immer an Scott und darum musste Derek ihn auch jedes Mal ertragen. Doch was hatte sich verändert?


In seinem Kopf war zu viel los um noch ans Einschlafen zu denken. Er zog sich eine Jogginghose und ein T-Shirt an und ging aus dem Loft. Wenn er schon nicht schlafen konnte, konnte er auch durch den Wald joggen, um seinen Kopf frei zu bekommen.


Er lief gedankenverloren, aber in einem schnellen Tempo voran. Er konzentrierte sich darauf Nichts zu denken oder zumindest nur an belanglose Dinge. Als er irgendwann zum Stehen kam, hatte der Mond schon seinen Höchststand erreicht. Er schaute sich um.


Wieso?! Wieso stand er wenige Meter vom Haus der Stilinski's entfernt? Er fasste es nicht, dass seine Füße ihn unbewusst genau hier hin führen mussten. Er wollte schon den Rückweg antreten, als er kurz innehielt. Er hörte genauer hin. Zwei Herzschläge konnte er im Haus wahrnehmen. Der Eine Herzschlag war konstant, der Andere aber wurde unregelmäßig und schneller und Derek ging näher an das Haus heran. Dieser schnelle Herzschlag und der Geruch von Angst kamen aus Stiles' Zimmer.  

The RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt