Unser Moralapostel verabschiedet sich

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22 – Taylor Swift

Um Punkt halb Elf standen wir bei den Baltimores vor der Haustür. Sie wohnten in einem schönen Haus aus weißem Stein das etwas grösser war wie unseres. Im Vorgarten gab es einen großen, ziemlich alt aussehenden Baum und einen Teich und Mom musste Dad daran erinnern das wir zum Brunch hier waren und nicht um Bäume zu bewundern.
"Oh da seid ihr ja!", sagte Mrs. Baltimore gerade erfreut und verteilte Luftküsschen. Uns gab sie die Hand und scheuchte uns dann alle durch ein modern eingerichtetes Wohnzimmer in den Wintergarten auf der anderen Seite des Gebäudes. Mr. Baltimore schenkte gerade Champagner ein als wir eintraten. Die Zwillinge und Leia fielen sich in die Arme und Mr. Baltimore eilte zu uns um allen die Hand zu schütteln.
"Oh da bist du ja", sagte Mrs. Baltimore und als ich mich umdrehte fand ich mich Ben gegenüber. Er lächelte freundlich und begrüßte meine Familie. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit und ich schob es auf den Alkohol den ich gestern getrunken hatte. Vielleicht hatte ich ihn doch nicht so gut wegesteckt wie ich gedacht hatte.
"Hallo Mary", begrüßte Ben mich nüchtern als er vor mit angelangt war. Ich hatte die Hoffnung dass er nicht mehr so sauer auf mich sein würde. Doch als ich sein Gesicht sah begrub ich den Gedanken schnell. Ich hatte ihn wirklich verletzt. Das war mir klar. Aber ich war auch nicht bereit die ganze Schuld nun auf mich zu nehmen. Er hatte damit angefangen. Sein Lächeln war verblasst und er sah mich regungslos an. Er machte keine Anstalten mich zu umarmen wie er es gestern noch getan hatte.
"Hey Ben", antwortete ich ebenso bemüht unbeteiligt zu wirken und damit war unsere Unterhaltung beendet. Wir setzten uns und ich hatte den Eindruck Ben wählte mit Absicht den Platz neben seiner Mutter, der am weitesten von mir entfernt lag. Mr. Baltimore reichte mir ebenfalls ein Champagnerglas und mein Blick fiel auf die Flasche. Es war derselbe Champagner wie an meinem Geburtstag. Es versetzte mir einen Stich als ich an den Abend dachte an dem Ben und ich uns so gut verstanden hatten. Dort hatte ich das erste Mal wirklich das Gefühl gehabt mit ihm befreundet zu sein. Ich sah zu Ben, doch dieser beachtete mich nicht und starrte in sein eigenes Glas. Je länger wir brunchten umso unangenehmer wurde es für mich auf meinem Platz zu sitzen. Ben ignorierte mich nach bestem Wissen und unterhielt sich angeregt mit unseren Eltern. Obwohl Mrs. Baltimore eine riesige Auswahl an essen auf den Tisch gezaubert hatte und ich Pancakes normalerweise liebte, brachte ich kaum einen Bissen runter.
Als mein Handy vibrierte half ich gerade Geschirr in die Küche zu tragen. Ich stellte die Teller rasch auf einer freien Stelle in der großen Küche ab und zog mein summendes Handy aus der Gesäßtasche. Beinahe wäre es mir aus der Hand gerutscht als ich den Namen auf dem Display sah. Ich sah mich um damit niemand mich belauschen konnte bevor ich den Anruf entgegen nahm.
"Hey Nathan", sagte ich und fühlte wie sich mein Puls leicht beschleunigte. Ich schlüpfte in meine Schuhe und zur Haustür hinaus damit ich meine Ruhe hatte.
"Hallo Mary", erklang Nathans Stimme vom anderen Ende der Leitung. "Störe ich?" Ich schüttelte den Kopf bis mir einfiel das er das ja nicht sehen konnte.
"Nein, nein gar nicht. Was gibt's?" Ich war viel zu schnell. Tief atmete ich durch.
"Ah, gut. Ich wollte mich nur wegen meinem Abgang gestern entschuldigen." Ich hielt die Luft an. Damit hatte ich nicht gerechnet. "Ich habe gemerkt wie falsch das für dich gewirkt haben muss. Aber Jay war wirklich ziemlich am Ende und hat mich terrorisiert. Ich habe erst nachher gemerkt dass es auf dich den Eindruck einer Flucht haben musste." Nathan lachte als wäre ihm das ganze unangenehm. Ich blinzelte ein paar Mal. Mit allem hatte ich gerechnet nur nicht damit dass er sich entschuldigen würde. Bisher hatte ich noch keine Lösung gehabt wie ich das mit ihm wieder geradebiegen würde. So wie es aussah löste sich wenigstens dieses Problem gerade selbst.
"Ich dachte Ben hätte dich vertrieben", sagte ich. "Ich wollte mich dafür sowieso noch entschuldigen. Keine Ahnung was mit ihm los ist das er sich so aufführt", gestand ich.
"Dann bist du mir nicht böse?", fragte Nathan und ich schüttelte wieder den Kopf bevor ich meinen Fehler bemerkte. Anscheinend wirkte das Glas Champagner.
"Nein, natürlich nicht", bestätigte ich ihm. "Ich hoffe du mir auch nicht?"
"Bestimmt nicht, es war ja nicht deine Schuld." Ich atmete tief durch.
"Gut das wir das aus der Welt haben", sagte ich ehrlich.
"Finde ich auch", pflichtete Nathan mir bei. "Sehen wir uns heute noch?", fragte er und ich stimmte überrumpelt zu bevor ich mich verabschiedete um wieder nach drinnen zu gehen.

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