Ich wachte ziemlich früh auf. Voller Elan schwang ich mich aus meinem Bett, um meinen morgendlichen Pflichten nachzukommen. Meine Reithose und ein dünner Pulli waren schnell gefunden. Leise schlich ich die Treppe hinunter, um niemanden zu wecken.
Nachdem ich in meine Stiefeletten geschlüpft war, ging ich in den Stall. Bevor ich das Licht einschalten konnte, brummelten mir die Pferde schon entgegen. Schnell verteilte ich das Heu, damit ich den Frühstückstisch decken konnte.
Der Tisch war gedeckt und ich ging noch mal raus zu den Pferden, um das Kraftfutter zu verteilen.
Tisch gedeckt, Pferde gefüttert. Dann noch mal ab ins Bett und die letzte Ruhe genießen!
Und das tat ich auch. Nach einer Weile klopfte es an meiner Tür und ich zuckte zusammen. „Herein." Marina steckte ihren Kopf durch die Tür. „Guten Morgen, Clara." Ich lächelte, daran könnte ich mich gewöhnen, dass meine Mutter(!!!) mich weckte. „Guten Morgen."-„Wo ist denn euer Bad?" Schnell stand ich von meinem kleinen Sofa auf und zeigte ihr den gesuchten Raum.
Gerade, als ich aus dem Badezimmer gehen wollte, fiel mir noch etwas ein. „Falls du Duschen willst; die Handtücher sind hier in dem Schrank über der Waschmaschine und du kannst das Nivea-Shampoo nehmen, das ist meins." Marina lächelte mich dankend an und ich verließ den Raum glücklich.
Ungefähr 15 Minuten später, die ich Kaffe kochend in der Küche verbrachte, kam Marina die Treppe runter. Ihr folgten mein Vater und Leonie. „Guten Morgen, Frühstück ist schon fertig." Papas Augen blitzten auf, das Frühstück war definitiv seine Lieblingsmahlzeit. Neben Mittagessen und Abendbrot, versteht sich. Es gab keinen Zweifel, ich war zu 100% seine Tochter.
Wir setzten uns und mein Vater griff nach dem Kaffe, Leonie nach den Brötchen, Marina ließ sich Kaffe von Papa einschenken. Und ich genoss einfach die Zeit, die wir verbrachten.
So muss sich Familie anfühlen. Gefällt mir.
Ich war gerade in meinen Gedanken verloren und griff nach einem Brötchen, als meiner guten Laune ein Tritt versetzt wurde. „Mooorgeeeen!"
AAAAAAGGGGHHH!!!! Ich hasse diese Frau! Kann sie nicht endlich mal verschwinden?!
Mein Vater sah nur kurz zu seiner (leider) Frau. Alle anderen würdigten sie keines Blickes.
Celina setzte sich mit an den Tisch und tat, als wäre nie was gewesen.
Sag mal...Ist die nüchtern?! Okay...Ist morgens wohl nicht zu viel verlangt, aber nicht mal Restalkohol scheint sie zu haben.
Was hatte sie da eigentlich an? Das letzte Mal, als sie edel, geschweige denn elegant oder normal aussah, war vielleicht vier Wochen nach der Hochzeit.
Als würde sie einen Heiligenschein tragen, drehte sie sich zu meinem Vater. „Christianschatz?"
Würg!
Seine Augen weiteten sich. Er sah panisch aus. „Mhm?" Panik verwandelte sich in Misstrauen. „Lass uns doch heute einen kleinen Spaziergang durch den Wald machen. Was hältst du davon?" Das Misstrauen wurde stärker-und meins übrigens auch.
Was hat die Alte vor? Hat sie Angst, dass Marina besser ist, als sie? Sollte sie auch, ist nämlich so. Aber mal ehrlich...Was ist deine Mission alter?!
,Christianschatz' hustete. Ja Papa, da würde ich auch nicht schlecht staunen! Zu meiner Überraschung nickte er.
Wieso?! Gott...hab ich das laut gesagt? Es guckt niemand verständnisvoll, also nein.
Celina drehte sich wieder zurück und lächelte Marina gehässig an. Ich riss mich zusammen, um ihr nicht an die Gurgel zu springen. Marina schien das zu bemerken. „Ähm Clara, zeigst du mir heute mal den Hof? Dann kann ich in Zukunft mal mit anpacken." Sie zwinkerte mir zu. Well played Mom, well played. „Oh ja! Das ist doch eine super Idee!" meldete sich nun auch mein Vater. „ Nehmt doch bitte Leonie mit." Alter! Meine Eltern sind Genies! Celina saß nun etwas überfordert am Tisch. „Ja! Ich wollte dir eh Unterricht geben, Leonie." Celina verstand gar nichts mehr. Aber ihre Tochter verstand und ihre Augen, ach was sage ich, ihr ganzes Gesicht strahlte.
Ich wollte gerade den Tisch abräumen, als wir fertig waren, da stoppte Celina mich. „Lass nur. Geht ihr man den Hof erkunden." In dem letzten Satz lag ein wenig Hass. Aber mir sollte es recht sein, solange sie bald weg ist. Ich machte eine einladende Handbewegung zu Marina und wir verließen das Haus. Leonie war schon vorher in ihr Zimmer gegangen, um ihre Reithose anzuziehen, sie würde dann nachkommen.
Derweil standen Marina und ich auf dem Hofplatz. „Ja...Hier warst du ja schon. Lass uns doch als erstes in den Stall." Ich ging gerade Wegs auf die Dielentür zu, durch die wir gerade gekommen waren. Anstatt dann aber rechts ins Haus abzubiegen, bog ich nach links. Ich schaute auf die Uhr. „Wenn wir fertig sind, können wir die Pferde rausbringen. Aber hier sind die Pferde. Das ist Leonies und mein Pony Zimtie. Nebenan steht Maja, unsere kleine Lehrmeisterin. Danach kommt Quantano. Hier stehen noch unsere beiden Zuchtstuten. Die Scheckstute da rechts ist ,Pina Collada',genannt ,Pina'. Die Rappstute links ist ,Catch her if you can' oder kurz ,Catchy'. Sie ist die Mutter zu Pina und die wiederum ist von Capitol 1 aus dem TG."
Wir gingen zu den drei Paddockboxen. „Hier vorne steht Papas ganzer Zuchtstolz." Ich zeigte auf unsere beiden Nachwuchstalente von vor drei Jahren. „Vorne an steht ,Püppi', einen eingetragenen Namen hat sie noch nicht. Und neben ihr steht ,Convention', beziehungsweise ,Convention 3'. Papa war sich bei ihm sofort sicher, was den Namen anging. Er ist ein Vollbruder zu Pina. Er will auch beide behalten, aber wir suchen noch einen, der die beiden einreitet. Ich darf nicht von ihm." Ich machte eine Redepause und streichelte unsere beiden Nachwuchspferde. Marina tat es mir gleich.
„Die beiden sind die einzigen, die er behalten wollte. Bis jetzt hat er jedes Fohlen verkauft."-„Krass. Ich wusste, dass Christian Pferdeverrückt ist und das wahrscheinlich vererbt hat, aber das hier übertrifft all meine Vorstellungen."
Aus der letzten Box hörte man schon ein ungeduldiges Scharren. „Da ist aber jemand aufgeregt." Marina hatte sofort richtig erkannt. Whisper war sehr wohl etwas aufgeregt. Irgendwas passte ihm nicht. Ich nahm an, es war die fehlende Aufmerksamkeit. Seitdem er bei uns war, verhätschelte ich ihn. Etwas zu sehr vielleicht, aber was soll's. „Ist ja gut Großer. Wir kommen." lachte ich.
Mit jedem Schritt zur letzten Box wuchs mein Stolz. Ich stellte mich seitlich zur Boxentür, um die Reaktion meiner Mutter besser sehen zu können. Mein Grinsen ging wohl kaum breiter und ich stand noch nie gerader, als in diesem Moment.
„Und das ist W-..." Marina unterbrach sofort. „Wiancos Whisper!" Geschockt und erstaunt starrte sie den Fuchswallach an. „Ähm ja." Ich war verwirrt. Sah sie den Wallach gerade genau so an, wie sie mich gestern angeschaut hatte? So voller Liebe, Sehnsucht und Erstaunen.
Ihr Blick hat etwas, das ich nicht deuten kann.
Whisper wirkte genau so geschockt. Nach ewigen Sekunden setzte er sich in Bewegung und ging einen Schritt auf Marina zu. Sie streckte eine Hand nach ihm aus und streichelte seine Nüstern. Es war wie Magie.
„Gott ist das lange her...Was macht er bei euch? Warum ist er nicht bei den, jetzt ja offensichtlich, Vorbesitzern?"
Kann mich mal bitte einer aufklären?! Ich verstehe nichts mehr! Wies...HÄ?!
Man sah mir meine Verwirrung offensichtlich an, denn Marina setzte erneut an. „Als ich abgehauen und nach Spanien gegangen bin, habe ich nie mit dem Reiten aufgehört. Es war, als wäre dein Vater jedes Mal wieder ein Stück bei mir...oder ich bei ihm. Und irgendwann hatte ich die Ehre diesen Burschen einzureiten."
I'm out!
Ich musste mich kurz sortieren, aber es passte tatsächlich alles zusammen. Da ich ein Riesen Fan dieses Pferdes bin, hatte ich damals so einige Stunden an einem Laptop verbracht, um alles herauszufinden. So hatte ich dann auch herausgefunden, unteranderem, dass er aus Spanien kam. „Wow. Also das war so..." Und so erzählte ich ihr die Geschichte, wie der zehn jährige Wallach in unseren Stall kam. Am Ende der Geschichte drehte Marina sich zu Whisper. „Das hört man aber nicht gerne über seine Schützlinge! So habe ich dich nicht erzogen, Bubi!"
„Bubi also, mh?" Ich lachte, während ich Whisper über den Hals strich und ihm ein Leckerlie aus meiner Hosentasche gab.
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Ficção AdolescenteClara, 14 Jahre alt, lebt den Traum aller Pferdemädchen. Gemeinsam mit ihrem Pony Zimtie bildet sie das perfekte Dreamteam und verunsichern jeden Turnierplatz. Reiten ist für sie die Chance, Probleme zu vergessen, zum Beispiel die alkoholabhängige F...