Kapitel 19

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Im Lager saß Nebelschweif am Rand der Lichtung und beobachtete alles. Sandsturm war mit den Jungen, Nebelfuß und den beiden FlussClan-Schülern zur Trainingskuhle gegangen. Weißpelz sprach mit Feuerstern, der gerade aus seinem Bau getreten war. Die Schüler besserten den Wall aus. Plötzlich traten durch den Ginstertunnel Graustreif, Borkenpelz und Mikusch. Dicht gefolgt von Rauchschweif und Rabenpfote. Die beiden Einzelläufer traten zu Feuerstern heran. Mit großem Interesse sah die Älteste zu ihnen. Mikusch sah mehr als nur beunruhigt aus. Feuerstern führte die Einzelläufer in seinen Bau. Der Anführer sah zu Nebelschweif und deutete ihr mit einem Schwanzschnippen, ihm zu folgen. Angestrengt hievte sie sich hoch und lief zur Höhle unter dem Felsen.

In der Höhle begrüßtendie beiden Einzelläufer die alte Kätzin. Nebelschweif kauerte sich nieder.,,Was gibt es?" fragte Feuerstern die beiden Einzelläufer. Rabenpfote sahsich ehrfürchtig in dem Bau um. Mikusch hockte sich zitternd nieder, er fühltesich auch nicht sonderlich wohl. ,,Ich bin am Zweibeinerort geboren." finger leise an. ,,Ich weiß viel über Geißel und seine Krieger. Ich ... ich denke,man könnte sagen, dass ich einmal zum BlutClan gehört habe." Nebelschweifund Feuerstern wechselten einen interessierten Blick. ,,Sprich weiter."miaute die Älteste ungeduldig. ,,Das Erste, woran ich mich erinnere, ist einStück Ödland, auf dem ich mit meinen Geschwistern gespielt habe." erklärteMikusch. ,,Unsere Mutter lehrte uns, zu jagen und im Abfall der ZweibeinerNahrung zu suchen. Später hat sie uns gezeigt, wie wir uns verteidigenkönnen." Nebelschweif verzog das Gesicht als sie das mit dem Abfall hörte.,,Deine Mutter hat dich ausgebildet?" fragte Feuerstern überrascht. ,,Euchalle?" hakte Nebelschweif nach. Mikusch nickte. ,,Der BlutClan hat keinordentliches System aus Mentor und Schüler. Das ist anders als bei euchWaldkatzen. Die meisten Katzen hören auf Geißel, weil er der Stärkste und derBösartigste ist." Nebelschweif schüttelte ratlos den Kopf. ,,Ich kann mirnicht vorstellen das Kurzer...ich meine Geißel so Bösartig sein kann."murmelte sie ungläubig. Mikusch schnaubte schwach. ,,Du hast ja keine Ahnungwie Bösartig. Dann gibt es noch Knochen, er ist so eine Art Stellvertreter,weil er für Geißel die Drecksarbeit macht." ,,Knochen? Ist das ein großerschwarz-weißer Kater? Er war beim Baumgeviert." fragte Feuerstern miteinem besorgten Blick auf Nebelschweif. ,,Das könnte er gewesen sein, ja."Klang Mikusch' Stimme voller Abscheu. ,,Er ist fast so schlimm wie Geißel. JedeKatze, die nicht tut, was er will, wird davongejagt, wenn sie Glück hat, in denmeisten Fällen werden sie umgebracht." Nebelschweif zog scharf Luft ein.,,Und wer kümmert sich um die Jungen und die Ältesten?" hakte der Anführernach. ,,Der Gefährte einer Kätzin jagt in aller Regel für sie, solange sie dieJungen säugt. Sogar Geißel kapiert, dass es ohne Junge früher oder späterkeinen Clan mehr gibt. Aber Älteste oder kranke oder verletzte Katzen...naja,die müssen selbst sehen, wie sie zurechtkommen. Töten oder getötet werden,jagen oder verhungern. Für Schwäche ist kein Platz." erzählte Mikuschernst. Feuersterns Fell sträubte sich. ,,Warum schließt sich Geißel überhauptirgendeine Katze an?" platzte es aus ihm heraus. ,,Manche haben Spaß amTöten." Mikuschs Stimme war kalt, und er starrte mit leeren Augen aufeinen Punkt auf der Wand. ,,Und andere haben zu viel Angst, um sich abzusetzen.Man kann am Zweibeinerort nicht machen, was man will, wenn man keinHauskätzchen ist und kein Nest hat, wo man hingehen kann. Entweder bist du fürGeißel oder gegen ihn. Und Katzen, die gegen ihn sind, halten nicht langedurch." Rabenpfote rückte näher an seinen Freund heran und berührte ihnmit der Schnauze an der Flanke. ,,Deshalb ist Mikusch gegangen. ErzähleFeuerstern davon, Mikusch." miaute Rabenpfote. ,,Da gibt es nicht viel zuerzählen." Mikusch duckte sich tiefer, als würde er vor einer Erinnerungzurückschrecken. Das kannte die weiße Kätzin allzu gut. ,,Ich konnte nichtertragen, was Geißel tat, also habe ich mich eines Nachts fortgeschlichen. Ichhatte schreckliche Angst, dass mich Geißel mit seinen Kriegern erwischenkönnte, schaffte es aber bis zum Rand des Zweibeinerorts und überquerte denDonnerweg. Ich roch Katzen im Wald, aber damals dachte ich, die wären alle wieGeißel und sein Haufen, also hielt ich mich von ihnen fern. Und schließlichlandete ich bei der Farm, wo es so aussah, als könnte ich da in Frieden leben.Die Zweibeiner lassen mich in Ruhe. Sie können mit Mäusen nichtsanfangen." erzählte der schwarz-weiße Einzelläufer. Nebelschweif dachteeindringlich nach. ,,Geißel muss eine Schwachstelle haben. Es muss einen Weggeben, ihn zu schlagen." miaute der Anführer. Mikusch beugte sich vor.,,Seine eine große Stärke ist auch eine große Schwäche. Geißel und seineKrieger glauben nicht an den SternenClan." ,,Dann...halten sie sich auchnicht an das Gesetz der Krieger?" fing Feuerstern an. ,,Und das soll eineSchwäche sein? Es bedeutet nur, dass sie tun was sie wollen, und kein Ehrgefühlhaben, das sie von irgendwas abhalten könnte." Nebelschweif sah auf. ,,Dasbedeutet, das keine Treue diesen Clan zusammen hält, sondern Angst."murmelte die Älteste nachdenklich. Feuerstern nickte nachdenklich. ,,DankeMikusch, ich werden darüber nachdenken, was du mir gesagt hast. Und ich werdees auch nicht vergessen, dass du versucht hast, uns zu helfen." dankte derrote Kater. Rabenpfote erhob sich auf die Pfoten. ,,Wir werden noch mehr tun.Kurzbart hat uns berichtet, dass ihr Geißel zum Kampf herausfordern wollt. Wennihr das tut, werden wir beide mitmachen." Feuerstern starrte ihnüberrascht an. ,,Aber ihr seid Einzelläufer. Das ist nicht euer Kampf..."fing Nebelschweif an. ,,Moment mal, wenn Geißel mit seiner Bande den Waldübernimmt, was glaubst du, wie lange wir durchhalten? Es würde keinenViertelmond dauern, bis sie unsere Scheune mit all den trägen Mäusen finden.Wir könnten uns aussuchen, ob wir verschwinden oder uns umbringen lassen."gab Mikusch zurück. ,,Lieber kämpfen wir für unser Freunde." fügteRabenpfote leise hinzu. Nebelschweif sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.Der Kater knetete mit den Pfoten auf dem Boden. ,,Na gut, ich möchteRauchschweif und meinen Jungen beistehen." gab er zu. ,,Ich danke euch.Alle Clans werden euch dafür ehren." bedankte sich Feuerstern. Mikuschschnaubte verächtlich. ,,Das interessiert mich nicht. Ich will bloß ein ruhigesLeben führen und das kann ich erst, wenn der BlutClan erledigt ist."Nebelschweif hievte sich hoch. ,,Natürlich, das geht uns allen so."stimmte die Älteste zu. ,,Es gibt für uns alle keine Hoffnung, solange sichGeißel im Wald aufhält." miaute Feuerstern. ,,Was wäre wenn ich mit ihmrede und ihn überzeuge, weiter zu ziehen?" schlug Nebelschweif vor.Mikusch sah sie mit gesträubtem Fell an. ,,Du bist wahnsinnig, wenn du glaubstmit Geißel reden zu können." Nebelschweif zuckte mit den Schultern.Feuerstern neigte seinen Kopf. ,,Ihr könnt solange in unserem Lagerbleiben." bot er an. Mikusch und Rabenpfote neigten ebenfalls den Kopf undverließen den Bau. Feuerstern wandte sich an Nebelschweif. ,,Bei allem Respekt,Nebelschweif, aber ich wünschte, du hättest Geißel damals nicht geholfen."miaute der Anführer leise. Die weiße Kätzin sah ehrfürchtig zu ihm und nickteleicht. ,,Ja, langsam kommt mir das auch wie ein Fehler vor." murmelte sieleise. ,,Kommst du mit zusehen, wie Sandsturm mit dem Training der Jungenvorankommt?" fragte Feuerstern und lief mit Nebelschweif aus dem Bau.,,Wie du dir mit Sandsturm die Zunge gibst?" hakte sie nach. ,,Dabeimöchte ich dir nicht unbedingt zusehen." gab sie zurück. Feuerstern sahsie verlegen an, bevor er etwas sagen konnte, kamen Langschweif und Frostfellzu den beiden. ,,Erzähl du es ihnen." miaute Frostfell zu demgraugetigerten Kater. Langschweif nickte. ,,Wir sind bis zum Baumgeviert an derSchattenClan-Grenze patrouilliert. Da kommt der Geruch nach BlutClan aus demTerritorium des SchattenClans. Den fauligen Gestank kriegt man sogar über denDonnerweg hinweg in die Nase." berichtete Langschweif. ,,Sie versteckensich wahrscheinlich da drüben." fügte Frostfell hinzu. ,,Aber wo ist dannder SchattenClan?" fragte sich die Älteste laut. ,,Davon wollte ich dochgerade erzählen." miaute der Krieger ungeduldig. ,,Wir haben ihren Gerucham Baumgeviert entdeckt. Der Geruch von vielen Katzen, die alle in dieselbe Richtungreisen. Ich glaube, sie sind ins FlussClan-Gebiet übergewechselt."Nebelschweif und Feuerstern wechselten einen unbehaglichen Blick. ,,Sie sindalso zu ihren Verbündeten gezogen." sinnierte der Anführer. ,,DankeLangschweif. Wir müssen darüber Bescheid wissen. Geht und esst etwas."miaute Feuerstern. Die beiden Krieger nickten und liefen zum Beutehaufen. ,,Duwillst wirklich nicht mit?" fragte Feuerstern erneut. Nebelschweifschnurrte vergnügt. ,,Nein." miaute sie kopfschüttelnd und wandte sichab. 

Warrior Cats- Sturm der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt