Kapitel 15

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Aus den Reihen der DonnerClan-Katzen trat Aschenpfote hervor. ,,Halsbänder? Schaut sie euch an. Das sind Hauskätzchen! Die schlagen wir locker." miaute der Schüler verächtlich. Nebelschweif schluckte schwer. Von den hinteren Reihen trat ein riesiger schwarz-weißer Kater hervor und blieb neben Tigerstern stehen. Dann kam Geißel hervor. Feuerstern musterte die anderen Katzen. ,,Nun, Tigerstern. Willst du uns deine neuen Freunde nicht vorstellen?" miaute Feuerstern schließlich. ,,Dies ist der BlutClan. Sie kommen vom Zweibeinerort. Ich habe sie in den Wald gebracht, damit sie euch Narren davon überzeugen, dass ihr euch uns anschließen müsst. Ich wusste, dass ihr nicht genug Verstand besitzt, um freiwillig zuzustimmen." Entrüstetes Fauchen zischte durch den WindClan und DonnerClan. ,,Siehst du, Feuerstern? Ich bin mächtiger als der SternenClan, denn ich habe aus vier Clans im Wald zwei gemacht. Der TigerClan und der BlutClan werden zusammen regieren!" sprach Tigerstern laut. ,,Du hast nur Krieg über den Wald gebracht!" fauchte Nebelschweif schwach. Schwarzfuß grub seine Krallen in ihr Fell. Die weiße Kätzin zischte schmerzvoll auf. ,,Lass Nebelschweif in Ruhe. Wenn du kämpfen willst, dann kämpfen wir. Der SternenClan wird zeigen, wer der Mächtigere ist." miaute Feuerstern ruhig. Tigerstern schnaubte verächtlich. ,,Du bist ein Narr mit einem Mäusehirn! Ich bin heute hergekommen, um mit dir zu reden. Vergiss nicht, dass du es warst, der uns so weit gebracht hat. Und wenn um dich herum deine Clan-Gefährten sterben, werden sie dich mit ihrem letzten Atemzug daran erinnern, dass du schuld bist!" fauchte Tigerstern. Nebelschweif spannte sich an. ,,BlutClan, greift an!" befahl Tigerstern. Keine Katze rührte sich. Der dunkle Tigerkater riss die Augen auf. ,,Greift an, ich befehle es euch!" jaulte er. Keiner der Krieger rührte sich vom Fleck. Geißel trat einen Schritt vor und blickte Feuerstern an. ,,Ich bin Geißel, der Anführer des BlutClans." stellte er sich vor und wandte sich an den SchattenClan-Anführer. ,,Tigerstern, du hast meinen Kriegern nichts zu befehlen. Sie werden angreifen, wenn ich es ihnen befehle, nicht eher!" Tigerstern funkelte ihn hasserfüllt an. Warum erinnerte er sich nur nicht an Geißel, fragte sich Nebelschweif verzweifelt. Feuerstern schwieg und musterte den kleinen Kater. ,,Sei gegrüßt Geißel. Ich bin Feuerstern, der Anführer des DonnerClans. Ich wünschte, ich könnte euch im Wald willkommen heißen. Aber ihr würdet mir nicht glauben, und mir liegt nichts daran, euch zu belügen. Im Gegensatz zu eurem angeblichen Verbündeten bin ich eine ehrenhafte Katze. Falls ihr an irgendeine seiner Versprechungen geglaubt habt, dann habt ihr einen Fehler gemacht. " Mit seiner Schwanzspitze deutete Feuerstern auf Tigerstern. Geißel zuckte energisch mit der Schwanzspitze und sah auf Nebelschweif herab, ehe er sich wieder Feuerstern zu wandte. ,,Tigerstern sagte mir, dass er im Wald Feinde hat." miaute Geißel und trat zu Nebelschweif. ,,Stimmt es, was dieser Kater sagt?" fragte Geißel die weiße Kätzin. Schwarzfuß grub seine Krallen tiefer in ihr Fell. ,,Ja." presste sie heraus und sah zu Feuerstern. ,,Erzähle es ihnen." forderte sie den roten Kater auf. Schwarzfuß stemmte seine Pfote auf ihre Kehle. ,,Halt die Klappe!" zischte er. ,,Katzen aller Clans," hob Feuerstern eilig an. ,,und vor allem Katzen des BlutClans, ihr könnt mir glauben oder auch nicht, aber Tigersterns Verbrechen sprechen für sich. Als er noch Krieger im DonnerClan war, hat er Rotschweif, unseren Stellvertreter umgebracht, weil er hoffte, selbst Stellvertreter zu werden. Anschließend wurde jedoch Löwenherz zum Stellvertreter erwählt, aber als jener edler Krieger im Kampf gegen den SchattenClan starb, wobei Tigerstern zugesehen hatte, wie er getötet wurde, erreichte Tigerstern doch noch sein Ziel." Feuerstern hielt inne. Ein beharrliches Schweigen legte sich über die Senke. ,,Jaul nur weiter, Hauskätzchen. Das ändert auch nichts." brummte Tigerstern verächtlich. Feuerstern beachtete ihn nicht. ,,Stellvertreter zu sein reichte ihm nicht. Tigerstern wollte Anführer des Clans werden. Er dachte sich mit Buntpelz eine Falle für Blaustern am Donnerweg aus, in die aber dann meine eigene Schülerin getappt ist. So ist Rußpelz zu ihrem verkrüppelten Bein gekommen." Entsetztes Gemurmel breitete sich auf der Lichtung aus. Rußpelz war in den Clans sehr beliebt. ,,Dann verbündete sich Tigerstern mit Braunschweif, dem ehemaligen Anführer des SchattenClans, als er im DonnerClan gefangen gehalten wurde. Er lockte ein Rudel Streuner ins DonnerClan-Lager," Feuerstern sah zu Schwarzfuß und fuhr fort. ,,und versuchte dann selbst, Blaustern umzubringen. Nebelschweif und ich konnten ihn stoppen, und nachdem wir den Angriff abgewehrt hatten, schickten wir ihn und Buntpelz in die Verbannung. Als Streuner ermordete er noch einen unserer Krieger, Sturmwind. Dann, bevor wir wussten, was geschah, hatte er sich selbst zum Anführer des SchattenClans gemacht." Feuerstern legte wieder eine Pause ein. Geißel hörte der ganzen Geschichte völlig gleichgültig zu. Plötzlich wurde es Nebelschweif bewusst, er hatte sich bereits entschieden. Geißel hatte nie vor ein ehrliches Bündnis mit Tigerstern einzugehen, er hatte von Anfang an vor, ihn umzubringen. Feuerstern hob erneut an. ,,Aber Tigerstern wollte sich immer noch am DonnerClan rächen. Vor drei Monden lief eine Hundemeute frei im Wald herum. Tigerstern hat für sie Beute gemacht, dann mit toten Kaninchen eine Spur zwischen dem Schlupfwinkel der Hunde und dem Lager des DonnerClans ausgelegt, um die Hunde zu uns zu locken. Er ermordete eine unserer Königinnen, Buntgesicht, und ließ sie in der Nähe des Lagers liegen, damit die Hunde auf den Geschmack von Katzenblut kommen würden. Wenn wir das nicht gerade noch rechtzeitig herausgefunden hätten, um zu fliehen, wäre der ganze DonnerClan in Stücke gerissen worden." Tigerstern schnaubte verärgert. ,,Glück gehabt." knurrte er. ,,Unter den gegebenen Umständen," zwang sich Feuerstern weiterzuerzählen. ,,starb unsere Anführerin Blaustern den tapfersten Tod einer Katze, indem sie mich und ihren Clan vor der Meute rettete." Feuerstern schwieg kurz und Nebelschweif schluckte schwer. ,,Das ist die Geschichte von Tigerstern. Sie zeigt, dass Tigerstern alles tut, um an die Macht zu kommen. Falls er versprochen haben sollte, den Wald mit euch zu teilen, glaubt ihm nicht. Er wird keine Pfotenlänge abgeben, weder an euch noch an irgendeine andere Katze." Geißel kniff die Augen zusammen. ,,Tigerstern hat mir von seinem Plan mit den Hunden erzählt, als er mich vor zwei Monden besuchte." Geißel drehte sich zu dem SchattenClan-Anführer um. ,,Er sagte mir nicht, dass sein Plan vereitelt wurde." Tigerstern schnitt ihm ungehalten das Wort ab. ,,Was jetzt auch überhaupt keine Bedeutung mehr hat. Wir haben inzwischen eine Abmachung mit dir, Geißel. Wenn du jetzt an meiner Seite kämpfst, bekommst du alles, was ich dir versprochen habe." knurrte Tigerstern. ,,Mein Clan und ich, wir entscheiden selbst, wann wir kämpfen." sagte Geißel und wandte sich an Feuerstern. ,,Ich werde über das nachdenken, was du berichtet hast. Heute wird es keinen Kampf geben. Nehmt ..." noch bevor Geißel zu Ende sprechen konnte, setzte Tigerstern wütend zum Sprung an. ,,Vorsicht!" warnte Nebelschweif krächzend. ,,Verräter!" jaulte Tigerstern und sprang auf Geißel zu. Nebelschweif hielt die Luft an. Geißel machte einen Satz zur Seite und fuhr seine Krallen aus, die unnatürlich aufblitzten. Sie waren mit Hundezähnen verstärkt. Geißel traf Tigerstern an der Schulter und brachte ihm aus dem Gleichgewicht. Tigerstern fiel auf die Seite, sodass der Bauch frei lag und Geißel schlug ihm die Krallen in die Kehle. Blut sprudelte hervor, als ihm der kleine schwarze Kater mit einer einzigen Bewegung ein riesiges Loch in den Bauch riss. Schwarzfuß trat erschrocken zurück. Nebelschweif starrte mit Entsetzen auf den dunklen Tigerkater. Tigerstern stieß einen wütenden Entsetzensschrei aus, der in einem erstickten Laut endete. Sein Körper krampfte sich zusammen, seine Beine zuckten und sein Schwanz schlug hin und her. Einen Herzschlag wurde er still. Das Blut floss unaufhörlich weiter. Plötzlich zuckte der massige Körper wieder auf. Tigerstern riss wieder den Mund vor Entsetzen auf und dann wurde es wieder still. Er stirbt neun Tode, dann wird er im Wald der Finsternis aufwachen. Nebelschweif sah auf den Tigerkater hinab. Bis er letztendlich still liegen blieb. Es war vorbei, Tigerstern war Tod. Nebelschweif spürte einen Stich im Herzen. Es war ein grausames Ende, selbst für jemanden wie Tigerstern. Aber nun würde Rauchschweif und der DonnerClan in Sicherheit sein. Die Katzen des TigerClans flüchteten, während die Katzen des BlutClans sich angriffsbereit machten. Aber Geißel hielt seine Blutgetränkte Pfote hoch und seine Krieger stoppten. ,,Du siehst, was mit Katzen passiert, die sich dem BlutClan widersetzen." warnte Geißel gelassen. ,,Dein Freund hier glaubte, er könnte uns bezwingen. Er hat sich geirrt." Der schwarze Kater zeigte abfällig auf Tigersterns Körper. ,,Wir wollen euch nicht bezwingen. Wir wollen nur in Frieden leben. Es tut uns leid, dass Tigerstern euch unter falschen Versprechungen hierhergeführt hat. Jagt, so viel ihr möchtet, bevor ihr nach Hause geht." miaute Feuerstern. ,,Nach Hause? Wir werden nirgendwo hingehen, Waldnarr. In der Stadt, aus der wir kommen, gibt es viele, viele Katzen und lebende Beute ist rar. Hier im Wald werden wir uns nicht mehr vom Müll der Zweibeiner ernähren müssen. Wir werden jetzt dieses Territorium übernehmen. Wir werden die Stadt und den Wald regieren. Ich gehe aber davon aus, dass ihr vielleicht eine Weile darüber nachdenken müsst. Ihr habt drei Tage, um zu verschwinden oder euch meinem Clan im Kampf zu stellen." Nebelschweif sah den kleinen Kater verwirrt an. ,,Wieso?" hauchte sie ungläubig. Geißel drehte sich zu ihr herum. ,,Wir haben uns beide verändert." miaute er. Dann wandte er sich noch ein letztes Mal zu Feuerstern. ,,Und damit ihr meinen guten Willen seht, könnt ihr Nebelschweif wieder haben. Ich erwarte eure Entscheidung bei Sonnenaufgang des vierten Tages." miaute Geißel und wandte sich ab. Er blieb kurz bei Nebelschweif stehen. ,,Meine Lebensschuld ist beglichen. Auf Wiedersehen." verabschiedete er sich leise und lief mit seinen Kriegern davon. 

Warrior Cats- Sturm der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt