Auf nimmer Wiedersehen

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„Wenn du jetzt gehst, ist es für immer, Madame. Glaube ja nicht, dass du wieder angekrochen kommen kannst, wenn es nicht so läuft wie du es willst. Sobald du diese Tür geschlossen hast, habe ich keine Tochter mehr!" Das Gesicht meines Vaters war wutverzerrt als er mir diese Worte entgegen schrie.
„Lotte, Kind, bitte bleib. Dieses Musikding das du dir in den Kopf gesetzt hast, wird doch eh nichts. Du hast doch einen guten Job und bald heiratest du und bekommst Kinder, das sind deine Aufgaben als Frau. Der Martin ist doch so ein toller Mann, den kannst du nicht für so ein Hirngespinst verlassen" meine Mutter versuchte mich auf der lieben Schiene zum hier bleiben zu überreden.
„Mama, wir leben im 21.ten Jahrhundert. Es gibt sowas wie die Aufgaben einer Frau und eines Mannes nicht mehr. Ich will doch einfach nur glücklich sein und Musik macht mich eben glücklich. Ihr versteht mich einfach nicht. Außerdem bin ich verdammt nochmal 25 und kann tun und lassen was ich will!" meine Hand, die den kleinen Koffer festhielt, der so gut wie alles beinhaltete das ich besaß, verkrampfte sich immer mehr.
Wie häufig hatten wir diese Diskussion schon? Meine Eltern waren das Paradebeispiel für das konservative Kleinstadtleben. Mein Vater arbeitete in einer großen Produktionsfirma für Autoteile und meine Mutter war Hausfrau.
Dass ich aus diesem tristen Leben ausbrechen wollte, war mir schon früh klar gewesen.
Damals hatte ich zum ersten Mal eine Castingshow gesehen und wusste, dass genau das mein Ding war. Musik machen und mit meinen Songs auf den großen Bühnen der Welt stehen.
Das aus den meisten der Gewinner nur die typischen Onehitwonder wurden, hatte ich gekonnt außer Acht gelassen.
„Charlotte Huber! Du gehst sofort auf dein Zimmer und packst wieder aus! Das ist ein Befehl!" noch immer rasend vor Wut zog mein Vater an dem Koffer und merkte garnicht, wie sehr er mir in dem Moment wehtat, physisch und psychisch.
Als ich meinen Arm aus seinem Griff zog, blickte ich meine Eltern noch einmal an und verließ, ohne ein weiteres Wort, unser Haus. Ich war mir sicher, dass ich nie wieder zurück kommen würde.
In unserem Hof stand Martins alter Golf mit laufendem Motor.
„Fahr!" war alles was ich sagen konnte, als ich einstieg. „Bist du sicher?" fragte Martin zögernd und legte seine Hand auf mein Knie. „Fahr!" schrie ich ihm entgegen und beobachtete wie mein zu Hause im Rückspiegel immer kleiner wurde, bevor es ganz verschwunden war und wir auf die Autobahn Richtung Berlin auffuhren.
Es war still im Wagen, keiner von uns sagte ein Wort, bis zum nächsten Rastplatz zumindest.
„Lotte, meinst du wirklich dass das die richtige Entscheidung ist? Auch wenn wir nicht mehr zusammen sind, möchte ich nur das beste für dich, das weißt du, oder?" die Augen des Brünetten Mannes waren ehrlich und sein Blick aufrichtig.
Wir waren schon 3 Monate kein Paar mehr, aber hielten diese Umstände als Geheimnis, denn der Grund für unsere Trennung würde in dem kleinen Kuhkaff, dass mal mein zu Hause war, für ein neues Watergate sorgen.
„Ja, es ist die richtige Entscheidung. Was kann denn schon groß passieren? Ich bin doch schon versetzt worden, also habe ich einen Job und kann mir die Miete und meinen Lebensunterhalt finanzieren. Den Rest bekomme ich schon hin." ich versuche so überzeugend und positiv zu klingen wie es mir nur möglich war und schenkte meinen Chauffeur ein Lächeln.
Zwei Stunden später hatten wir unser Ziel erreicht. „Danke, dass du mich gefahren hast. Grüß Torben von mir und lass dich von meinem Dad nicht fertig machen. Spiel einfach den Verletzten und verlassenen Mann und stell mich allein als die Böse hin, irgendwann wird er dich in Ruhe lassen"

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