Unzüchtige Gedanken

246 10 14
                                    

Charlotte:
Anfangs war ich mir nicht sicher, ob es eine gute Idee war, Dags Einladung anzunehmen, aber je länger ich mit diesen verrückten Kerlen feierte, umso entspannter und lockerer wurde ich.
„Wenn das mit der Musik was wird musst du deinen Verkäuferjob aber an den Nagel hängen" sagte Thilo, als ich mit ihm auf dem durchgesessenen Sofa saß.
„Das ist mir klar. Aber fürs erste Brauche ich ja was, was mich über Wasser hält. Noch ist es ja nicht so weit." Antwortete ich lächelnd.
Nach einer Weile stand ich auf, um auf dem Balkon eine zu rauchen.
Als ich die gläserne Tür öffnete, stand Vincent am Geländer und schaute auf die Stadt.
Mit einem räuspern machte ich auf mich aufmerksam und der Produzent drehte sich erschrocken um. „Darf ich mich dazugesellen?" fragte ich und bekam ein Nicken als Antwort.
Langsam legte sich die die kühle der Nacht über mich und ich versuchte mich mit meinen Armen selbst zu wärmen.
„Hier, der passt zwar nicht so gut zu deinem Kleid, aber wir wollen ja nicht, dass du dich erkältest und eine Lungenentzündung bekommst, das wirkt sich nicht gut auf deine Stimme aus" Vincent zog seinen Pullover aus und hielt ihn mir entgegen. Anscheinend war er, anders als ich, auf längere Aufenthalte auf dem Balkon vorbereitet.
Dankend nahm ich das Kleidungsstück an, zog den viel zu großen Pulli über und kuschelte mich in den weichen Stoff.
„Ihr seid wirklich nett." sagte ich und lächelte den Produzenten an.
„Hast du je was anderes gehört?" mit einem gespielten Entsetzen im Gesicht schaute der Berliner mich an.

„Hast du genug Geld fürs Taxi?" Es war schon 05:00 morgens als ich mit Vincent und Dag wieder auf dem Bürgersteig stand und auf meine Mitfahrgelegenheit wartete.
„Sicher, für die Hinfahrt musste ich ja schon nicht zahlen. Macht's gut und danke für die tolle Party" mit einer Umarmung verabschiedete ich mich von den zweien und hatte meine Hand schon am Türgriff des gerade angekommenen Wagens, als mir auffiel, dass ich immer noch Vincents Pulli trug. Ich griff an den unteren Saum und wollte ihn ausziehen, als der Produzent meine Hände festhielt.
„Behalt ihn. Wenn du ins Studio kommst kannst du ihn ja wieder mitbringen" er grinste und ich bedankte mich erneut.

Dag:
Es war schon fast peinlich meinen besten Freund so zu sehen. Schon als ich die kleine in dem Musikladen gesehen hatte wusste ich, dass sie wie für Whynee gemacht war und musste sie mit ins Studio nehmen. Eben erzählte Thilo mir, dass er das selbe dachte, als er sie im "Dreams" gesehen hatte.
Unser Produzent brauchte dringend mal wieder eine Freundin.
Seit Wochen, wenn nicht sogar Monaten vergrub er sich immer mehr in seiner Arbeit, manchmal war es sogar so schlimm, dass er das Studio tagelang nicht verließ und die einzigen Stunden Schlaf die er sich gönnte, mit dem Kopf auf der Tastatur verbrachte.
„Ich mach mich dann auch auf den Heimweg. Mach's gut, Dickerchen. Bis dann" rief mein Kumpel mir entgegen und war schon hinter der nächsten Ecke verschwunden.

„Ach du scheiße!" entfuhr es mir, als ich das komplette Chaos in meiner Wohnung betrachtete. Überall standen leere Flaschen und Gläser herum. Mit jedem Schritt knirschten Chips unter meinen Füßen. Es sah schlimm aus.
„Ach, drauf geschissen. Ich räum später auf" sprach ich zu mir selbst und ging in mein Schlafzimmer, wo ich mich, noch in Jeans und T-Shirt, auf mein Bett fallen ließ und sofort einschlief.

Vincent:
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 17:00 war, als ich meine Augen öffnete. Noch immer müde, stapfte ich in die Küche und machte mir erst einmal einen Kaffee, bevor ich auf mein Handy sah. Ich hatte eine Nachricht von Lotte.

Ich wollte nur kurz sagen, dass ich gut zu Hause angekommen bin. Danke nochmal für den Pulli. Gute Nacht 😘

In Gedanken sah ich sie mit meinen alten Everlast Pullover und musste Lächeln. Sie sah unglaublich süß aus in diesem viel zu großen Kleidungsstück, dass ihr bis zu den Knien hing. Vor meinem geistigen Auge stellte ich mir plötzlich vor, dass sie darunter nicht ihr weinrotes Kleid, sondern garnichts trug.
„Stein, reiß dich zusammen. Du willst mit ihr arbeiten, da kannst du nicht so unzüchtige Gedanken hegen" mahnte ich mich selbst zu mehr Professionalität.

Lotte:
Es war jetzt schon eine Woche seit der Party vergangen und ich hatte von keinem der Jungs mehr etwas gehört. Langsam aber sicher bereiteten sich Zweifel in mir aus.
„Vincent war bestimmt nur nett, weil er sein Image wahren wollte." dachte ich mir, als ich mal wieder alleine in meiner Wohnung saß.
Glücklicherweise hatte ich nun endlich Internet in meinen vier Wänden und beschloss, mit einem Eimer Eis und einer Schnulze im Selbstmitleid zu baden.
Ich war schon fast auf der Couch eingeschlafen, als mein Handy an meinem Oberschenkel vibrierte.

Gemeinsam sind wir weniger einsam Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt