Der Morgen danach

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Vincent:
Die grelle Sonne des Mittags schien in mein Gesicht, als ich wach wurde. Für einen kurzen Moment wusste ich nicht, wo ich war, aber als ich eine Bewegung neben mir spürte wusste ich, dass ich bei Lotte war.
Sie trug noch immer ihr schwarzes Kleid und sah unglaublich süß aus, wenn sie schlief.
Vorsichtig stand ich auf und suchte das Badezimmer, bei dieser kleinen Wohnung war das kein Problem. Ich stellte den Wasserhahn an und spritzte mir mit den Händen das kalte Nass ins Gesicht. Abgestützt auf das Waschbecken schaute ich in den Spiegel und konnte nicht anders, als zu grinsen. Armors Pfeil hatte voll ins Schwarze getroffen. Ach was, der Engel hat mein Herz mit einer Pumpgun durchlöchert.
Leise kochte ich Kaffe und schlich mit den dampfenden Tassen wieder ins Wohnzimmer.

Lotte:
Der Duft von frischem Kaffee stieg in meine Nase und ich spürte, wie jemand sanft über meine Wange strich. Als ich die Augen öffnete, sah ich Vincent der mir lächelnd einen guten Morgen wünschte. „Morgen" sagte ich und streckte mich einmal. Ein kurzer Kuss brachte das Blut in meinen Adern zum kochen und wie auf Knopfdruck war ich hellwach. Vor meinem inneren Auge spielte sich die letzte Nacht noch einmal ab.
Mein Song, sein Geständnis in mich verliebt zu sein und der Kuss, alles was ich für einen Traum hielt, wurde jetzt, mit diesem Kuss, zur Wirklichkeit. Wir hatten noch angefangen einen Film zu gucken, aber sind dann wohl beide eingeschlafen.
„Ähm, ich geh mir mal kurz was passenderes anziehen" grinste ich und sah an mir herunter.
Aus den Boxen, die einen Kleiderschrank ersetzten, suchte ich neue Wäsche, eine Jogginghose und ein Top und verschwand im Bad.
„Ich sollte mich auch mal umziehen" sagte der Produzent, nachdem wir aus allem was ich noch im Kühlschrank hatte ein kleines Frühstück gezaubert hatten.
„Apropos, ich hab auch noch deinen Pulli" noch während ich aufstehen wollte, hielt Vincent mich am Arm fest. „Behalt ihn. Das machen Freundinnen doch so. Ihren Freunden die Hoodies klauen, mein ich" er lächelte und küsste mich erneut. An dieses Gefühl könnte ich mich wirklich gewöhnen.
„Sehen wir uns später nochmal?" Vincent stand im Türrahmen und hielt seine Hände an meiner Hüfte.
„Nichts lieber als das" sagte ich fröhlich.
„Ok, ich hol dich ab. So um 18:00 Uhr? Dann können wir zu mir, wenn wir dann müde werden haben wir ein richtiges Bett" neckte er mich und verabschiedete sich mit einem letzten Kuss.

Dag:
Ich lag noch immer, nur mit Boxershort auf meinem Sofa und zappte durch das Fernsehprogramm, als meine Klingel mit der unverwechselbaren Reihenfolge betätigt wurde. Es konnte nur Vincent sein.
„Es ist passiert!" fröhlich lachend stand mein bester Freund vor mir, als ich die Tür öffnete und fiel mir fast um den Hals.
„Ihr habt's gemacht?" fragte ich und trat einen Schritt zur Seite um ihn reinzulassen.
„Quatsch. Als ob ich direkt mit ihr in die Kiste springen würde. Ich heiß doch nicht Dag" grinste Vincent und fleetzte sich auf mein Sofa.
„Das hat sich letztens aber noch anders abgehört. Außerdem hast du immer noch die selben Klamotten an" stellte ich fest.
„Ich hab ja auch bei ihr geschlafen. Aber wir haben uns nur geküsst. Alter, es war einfach so perfekt" fing mein Produzent an zu schwärmen und erzählte mir alles von dem Song bis zu dem alles in den Schatten stellenden ersten Kuss der beiden.
„Die Line mit Armor, der mit der Pumgun schießt, sollten wir mal in nem Song benutzen" grinste ich aber wurde dann etwas ernster. „Ich will ja nicht der Spielverderber sein, aber was wird jetzt aus dem Plan, dass du die Kleine Produzierst? Wenn an die Öffentlichkeit kommt, dass ihr was am laufen habt, wird sie es bestimmt schwer haben" trug ich meine Befürchtungen vor, die ich eigentlich schon die ganze Zeit hatte.
Natürlich wünschte ich meinen besten Freund alles gute und eine glückliche Beziehung, aber das war ein Thema, über das die beiden sich Gedanken machen mussten.
„Alter, wir haben sind noch nicht mal 24 Stunden zusammen und du musst schon wieder ein Problem suchen. Darüber können wir uns noch in ein paar Tagen Gedanken machen. Kannst du dich nicht einfach mal für mich freuen?" Vincent schaute mich fassungslos an.
„Ja, sorry Dicker. Ich freu mich für euch. Steht denn unsere Session heute Abend trotzdem noch?"
Wir waren mit der Band im Studio verabredet um ein bisschen Musik zu machen. Das nächste Festival stand in drei Wochen an und wir wollten Proben. Was bei uns eigentlich nur ein Synonym für rumalbern und Spaß haben war.
„Oh fuck. Das habe ich total vergessen. Ich wollte Lotte um sechs abholen und mit ihr bei mir ein bisschen chillen." Da war sie wieder, die typische "Vincent-weiß-nicht-was-er-tun soll" Pose. Eine Hand in den Haaren und die andere fuhr über sein Gesicht.
„Dann hol sie ab und bring sie mit ins Studio. Sie hat mir auf meinem Geburtstag erzählt, dass sie unsere Songs auswendig kann. Danach kannst du sie ja in deine Liebeshöhle verschleppen" mein Lachen wurde von einem kurzen "Penner" unterbrochen, bevor Vincent mit in das Gelächter einstieg.

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