Vergessen

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Es regnete. Die Sonne war hinter dem grauen Wolkenmeer nicht zu sehen. Der Himmel weinte. Alles fühlte sich trostlos und taub an. So als ob Mutternatur das beste aus sich heraus holte um den traurigen Hintergrund zu unterstreichen.
Hinata stand mit seiner Mutter und seiner Schwester vor dem Sarg seines Opas. Er war ohne Vorwarnung aus dem Leben gerissen worden, da er nicht krank war, oder irgendwie schlimm vorbelastet, schockte es die Familie nur mehr.
Ich weiß ich war dir nicht der Enkel den du dir gewünscht hast. Wir haben uns nur gestritten, ich wollte für dich perfekt sein, doch ich war es nicht. Niemals. Ich habe es gehasst das du mich gezwungen hast und nun?.... du bist weg... und es tut weh. „Tut mir leid das ich dir kein guter Enkel war.", flüsterte Hinata leise sodass es keiner hören konnte. Außer Kageyama welcher im Wald auf einem Ast hockte und ihn beobachtete. Er fühlte nichts dem Toten gegenüber, aber es verstimmte ihn das Hinata mitgenommen war.

„Tut mir leid wegen deinem Großvater.", sagte Kageyama leise als er sich endlich bei seinem Freund eingefunden hatte.
„Schon okay, es...es ist okay...", seufzte Hinata und rieb sich über die Augen. Was sollte er nun auch großartig sagen.
Er zuckte auf als er hörte wie seine Mutter etwas durch den Flur schmiss, Glas splitterte. Daraufhin hörte man sie leise schluchzen.
Jeder verarbeitet den Tod anderes., dachte sich der Mensch. Er saß auf seinem Bett, im nächsten Moment lies er sich auf seinen Rücken fallen und starrte kommentarlos an die Zimmerdecke.
Kageyama welcher nicht wusste was er nun machen sollte, blieb in der Mitte des Zimmers stehen.
Er hatte mit dem Tod zwar schon viel zu tun gehabt, aber es hatte ihn nie interessiert. Ob man danach litt oder sich befreit fühlte, es war ihm einfach egal gewesen. „Willst du alleine sein?"
„Weiß ich nicht."
„Ich kann gehen." Er spürte die erdrückenden Emotionen der Mutter und der Schwester in den anderen Zimmern. Er nervte.
„Willst du gehen?"
„Wäre das gut wenn ich gehe?"
„Weiß ich nicht."
„Hmmm..." Tobio setzte sich auf den Boden und lehnte sich an die Wand, er beschloss nun doch zu bleiben. Sein Freund hatte keine Ahnung, er auch nicht.
Eine bessere Option gab es nicht.

Die Zeit verstrich und man gewöhnte sich langsam aber sicher an die leere.
Der garstige Ton der nun nicht mehr beim Frühstück ertönte, oder das genervte schnauben bei einem misslungenem Training. Die unterschwellige Wut fehlte. Es fehlte, aber man gewöhnte sich an die leere.
Hinata saß mit seiner Mutter und Natsu beim Abendessen. „Shōyo?"
„Ja?" Hianta blickte verwirrt von seinem Teller auf, sah seiner Mutter in die Augen. Er spürte das ein Thema nun kommen würde, welches unangenehm enden würde. Er sah es in ihren Augen.
Seine Augen weiteten sich als er hörte was sie sprach. Selbst Natsu hörte auf zu essen und blickte ihre Mutter mit offenem Mund an.
„A-aber Mama!...", stammelte die Kleine.
„Ich habe intensiv darüber nachgedacht. Ich weiß das diese Frage früher oder später auf eine ähnliche Art zwischen Tobio und dir aufgekommen wäre. Aber seitdem Nishinoya hier war... und deine Worte...", meinte sie zu ihrer Tochter.
„Aber das war doch gar nicht so gemeint!" sagte Natsu schnell mit roten Wangen.
„Mama ihr würdet mich vergessen!" sagte Hinata fassungslos. „Du würdest deinen Sohn vergessen."
„Shoyo eben weil du mein Sohn bist, würde ich dich nicht vergessen. Aber es ist eine Möglichkeit... Natsu dein Leben könnte jetzt noch rechtzeitig anders verlaufen. Ich würde doch niemals auf solche Gedanken kommen... aber deine Aussage mit dem vergessen."
„N-naja... also... naja...", brachte das Mädchen nur über die Lippen. „Ich... würde mich nicht mehr an dich erinnern?" Fragend blickte sie ihren großen Bruder an.
„Ich denke mal man würde sich doch erinnern.", log Hinata. Aber er wusste, löschte ein Wolf das Gedächtnis war die Erinnerung für immer vorbei. Würden andere Wesen die Gedanken manipulieren hätte man viellicht eine Chance, aber...
„Stellt er dir nicht die Frage? Hat er keine Angst vor deinem Tod?"
„Momentan hat er vor allem Angst was mir weh tut und das frustriert ihn, denn er kannte diese Gefühle nicht. Aber ja, es kam mal zu Sprache. Was wäre wenn ich ein Vampir werden würde, aber erst später halt... es kam nicht die Idee auf eure Erinnerungen vergessen zu lassen, sondern einfach zu warten. Die Zeit und dann kommt eben das Alter."
„Und du alterst mit Shōyō."
„Ja das auch, aber soweit war ich noch nicht. Und er hat soweit auch nicht gedacht. Mama!... das Gespräch hier klingt nicht gut!" Energisch legte Hinata sein Bestecke beiseite. „Ich will nicht das ihr mich vergisst!"
„Das würden wir auch nicht." sagte die Mutter ruhig.
„Du weißt das das gelogen ist!"
„Nein. Die Liebe, das Grundbedürfnis von Mutter zu Kind und vom Schwester zu Bruder ist stärker. Hast du nicht im Unterricht aufgepasst? Ja die Wölfe sind am stärksten, deren Kraft ist am effektivsten. Aber die Liebe ist stärker als jeder Zauber. Wenn Noya geht und Kageyama auch, er wird später gehen müssen das weißt du, dann wird hier der Kampf wieder ausbrechen. Es sind innerliche Unruhen und Instinkte Wesen zu bekämpfen. Aber ich kann das nicht mehr. Jetzt kann ich das Leben noch wenigstens etwas ändern und euch beiden Sicherheit bieten. Ich weiß das du als Vampir sicherer wärst und du als normaler Mensch Natsu, viel mehr Möglichkeiten hättest."
„Dann.. dann schreibt es auf.", meinte Hinata.
„Was?", fragte Natsu verwirrt und sah zu ihm hoch.
„Schreibt Zettel auf, mit Dingen an die ihr euch immer erinnern wollt! Sachen die ihr liebt, schöne Momente, Namen! Aber keine Bilder und sowas dazu legen!... und dann steckt ihr es im Briefumschläge. Und ich bringe euch es eines Tages vorbei, wenn ihr euch dann in euer neues Leben gewöhnt habt." Er versuchte nicht zittrig zu klingen. Aber seine Stimme zitterte. Natsu stand daraufhin auf und umarmte ihn. „Ich liebe dich.", flüsterte sie. „Für immer!..."

Blutiger SchwurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt