Fürsorglicher Wolf

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Kageyama ruhte im Unterholz, seine Kehle brannte nach Blut. Seine Augen glänzten rot, seit einigen Minuten beobachtete er ein Reh. Die Sonne war bereits am dämmern und langsam legte sich die wohlige Nacht über die kleine Ortschaft.
Die Menschen um den Vampir herum waren allesamt unauffällig - bis auf Hinata Shōyō. Noch immer verstand er nicht so recht was in der Schule passiert war. Solches Blut würde nicht einfach über Jahre unentdeckt bleiben.
Was ist wenn ihr Herr einfach großzügig ist und sich nur ab und an von ihm ernährt? Und seiner Familie?
Er beugte sich hervor und leckte über seine Lippen. Er hasste es sich vom tierischen Blut ernähren zu müssen, er vermisste seine menschlichen Snacks, auch wenn er diese dann immer nur kalt trinken konnte. Aber kaltes menschliches Blut war definitiv besser in seinem Mund als warmes tierisches Blut.
Kageyama preschte hervor. Dabei verschwand er lautlos von seiner Stelle und stürzte sich mit einer Leichtigkeit aufs das Reh. Seine Fangzähne kamen im Sturz hervor und er biss in das Genick des Tieres. Dieses sackte sofort zusammen, jaulte laut auf und ächzte. Der Vampir saugte aber unbeirrt weiter und weiter, bis das Tier unter ihm keinen Laut mehr von sich gab.
Eigentlich hätte er es sich einteilen wollen, etwas Blut in seine Flasche abzapfen wollen damit er es im Kühlschrank einlagern konnte. Aber das Reh war viel schnell leer gesaugt.
Leicht erschrocken stelle er im Unterbewusstsein fest das sein Hunger auf menschliches Blut gestiegen war. Erstes weil er generell unter Menschen nun war und deren Blut und Herzschläge zu hören aber sich nicht an ihnen vergreifen zu können wie Folter ist. Zweitens Tierisches Blut hatte ihn noch nie gesättigt, er empfand es als etwas was Menschen als schlechtes Bier bezeichnen würden. Und drittens Hianats Geruch hatte ihn vernebelt.
„Verdammt!!", knurrte er sich an.
„Verdammt was? Warum streift ein Vampir alleine durch unser Jagdgebiet hier?"
Kageyama fuhr sich mit seinem Handrücken über den Mund und sah zu dem Fremden.
Ein junger Mann, mit schwarzem Haar stand vor ihm. Die Haare waren aber vorne an der Spitze blond und er war erschreckend klein.
„Du musst Nishinoya sein." Höflich verneigte sich Kageyama. „Entschuldige für das unerlaubte jagen, nur mein Hunger kam über mich.", sprach er ehrlich weiter.
„Und scheinst nicht gesättigt worden zu sein.", antwortete Nishinoya sofort. Er leckte über seine Lippen. „Wir können ihn aber trotzdem mitnehmen. Du trägst!", meinte er bestimmend. Der Kleine lief los, mit einem nicken deutete er an das sie weiter gehen würden.
Kageyama nickte brav und schnappte sich das tot Tier. Er wollte keinen Streit mit einem Wolf anfangen, erst recht nicht da er auch in dessen Territorium war.
„Wo ist der Rest des Rudels?", fragte er langsam und wollte sie herausfinden ob der Wolf zu einem Gespräch bereit war.
Nishinoya zuckte mit seinen Schultern. „Schlafen. Jagen. Sich lieben? Keine Ahnung. Ich bin momentan alleine hier." Anscheinend war er zum Reden bereit. „Es kommen unruhige Zeiten auf uns zu. Deswegen hat dich dein König doch hier her geschickt. Er hat mich darüber informiert das du in der alten Hütte wohnen sollst."
„Ich bin dafür dankbar das ihr mich dort wohnen lässt. Ich weiß das zu schätzen."
„Du bist so höflich. Warum?"
„Etwa zu höflich?", fragte Kageyama verwirrt. Er wich paar Ästen und Sträuchern aus, verzog sein Gesicht als Nishinoya sich am paar Dornen schnitt und Blut über den Unterarm rannten.
Blaues Blut, dachte er. Wölfe waren schon immer besonders gewesen. Unter den Wesen waren die Wölfe sehr sehr hoch angesehen. Laut Legenden waren sie die ersten Wesen gewesen die überhaupt existierten. Aus den Wölfen spalteten sich dann erst die restlichen Wesen ab und auch die Menschen.
„Schonmal mal blaues Blut probiert?" Nishinoya riss ihn aus den Gedanken.
„Eh...nein..."
Die beiden waren mittlerweile durch eine Höhle geklettert. Um sie herum war es kühler geworden. Wasser streifte über die Gesteinswände, welches vom Regen außerhalb immer durch die Steine sickerte und irgendwann in den Erdboden drang.
„Du hast noch immer Hunger. Möchtest du?", fragte er und lief noch etwas. „Lege die Beute dahin." Er zeigte auf einen Holzhaufen. Etwas überrumpelt legte Kageyama das tote Tier an die besagte Stelle.
„Ich wüsste nicht ob das eine gute Idee ist. Ich hab noch nie Wolfsblut getrunken. Und das neue Gesetz besagt ja das wir von Wesen nicht mehr trinken sollen." Er kratzte über seinen Kopf.
„Also stimmt dieses Gesetz. Interessant."
„Menschen schmecken ja aber auch besser. Und viele Vampire nehmen sich ja die Menschen an sich und ernähren sich eine Zeitlang nur von denen."
„Also hast du schon mal das Blut eines Wesen getrunken?"
Kageyama nickte. Nishinoya hatte sich auf eine Holzbank gesetzt. Er starrte vor sich hin und schnippte mit seinen Fingern. Plötzlich prasselte eine kleine Feuerstelle auf und verteilte eine angenehme Wärme zwischen den kahlen Steinen.
„Wenn du jagst dann pass auf das keiner dich sieht.", sprach Nishinoya ruhig weiter. „Menschen verirren sich gerne hier her, damit meine ich nicht die Jäger die uns jagen. Sondern die normalen Jäger die jagen." Er deutete aufs tote Reh. „Kapiert?"
„Verstanden, natürlich. Ich werde aufpassen. Soll ich dir die leer gesaugten Tiere dann immer hier her bringen?"
„Warum willst du mir die Leichen hier her bringen?"
„Na es wäre doch verdächtigt wenn ein totes Tier ohne Blut auf den Boden rumliegt. Oder nicht?" Der Vampir schluckte, er hatte eine trockene Kehle bekommen. Er wusste nicht wie viel er sagen konnte ohne das der Wolf sich angegriffen fühlte.
„Stimmt hast recht." Er fing breit zu grinsen an. „Du kannst mich übrigens Noya nennen."
Kageyama fing zu grinsen an. „Dann auf eine gutes ‚Zusammenleben' hier. Ich hoffe wir treten uns nicht gegenseitig auf die Füße."
Noya lachte. „Bestimmt nicht." Der Wolf griff neben sich und tastete nach der Plastikflasche neben sich. „Hier fang!" Er schmiss die Flasche zu ihm.
„Was ist das??"
„Riech."
Irritiert schraubte er den Deckel ab und roch daran. Seine Augen wurden schlagartig dunkler. „Woher hast du?...", hauchte er leise. Eine Gänsehaut zog sich über seinen kalten Körper.
„Ich wusste das du kommst. Immerhin muss man darüber informiert werden welches Wesen in das eigene Territorium kommt. Ein kleines Geschenk. Aber ich warne dich, solltest du Mist bauen dann breche ich dir dein Genick."
„J-Ja!" Kageyama nickte heftig und fing gierig zu trinken an. Das menschliche Blut floss seinen Hals hinunter, dazu auch noch frisch und warm. Nachdem er die Hälfte gierig ausgetrunken sah er wieder Noya an. „Das ist frisch Noya..."
„Ich weiß. Nach deinen Lippen zu urteilen schmeckt es."
„Ja..aber woher hast du?..."
„Ein Wolf verrät seine Geheimnisse nicht. Jetzt erzähle mir etwas über dich. Und erzähle mir detailliert von deiner Mission hier."

Blutiger SchwurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt