Verwirrt

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Etwas unausgesprochenes lag in der Luft. Kageyama lag auf dem Dach der Holzhütte, seine Zunge fuhr immer wieder über seine Fangzähne. Mit einem positiven Gefühl hatte er sich von Nishinoya verabschiedet und war zur seiner Hütte geschlurft. Die Grundprinzipen seiner Mission hatte er preisgeben gehabt. Jedoch hatte er nicht erwähnt das er im Notfall alle Beweise die zu ihm - besser gesagt zu seinem König - zurück führen könnten, vernichten müsse. Der Wolf wäre dann mit eingeschlossen, aber...
„Ich kann ihn nicht hintergehen... nicht nur weil er eben ein Wolf ist... er ist nett... er...hat sich um mich bemüht..." Kageyama rollte sich von seinem Rücken auf die Seite, zog seine Beine leicht an und platzierte seine Arme unter seinen Kopf. Abwesend starrte er auf die Holzblanken.
Als ihm plötzlich Hinatas Gesicht durch die Gedanken kam.
Die orangenen, wuscheligen Haare. Man könnte gut sein Gesicht darin vergraben.
Der Gedanke daran lies ihn schmunzeln.
Dann noch diese unschuldigen warmen Augen, der leichte naive Blick. Das sanfte lächeln. Diese Haut. Sein Geruch. Sein pulsierendes Blut.
Ein genervtes stöhnen entwich ihm.
Wie sollte er morgen den Tag schaffen ohne Hinata beißen zu dürfen.

Am nächsten Tag war der Vampir der erste der im Klassenraum saß und seine Unterlagen durchlas. Er was so vertieft darin das er nicht merkte wie sich die Klasse füllte, er merkte auch nicht das Hinata sich neben ihn setzte und ihn beobachtete.
Als er aber die Stimme des Kleinen wahrnahm blickte er auf.
Habe ich ihn nicht gerochen?
Verwirrt blickte er neben sich, Hinata lächelte. „Alles in Ordnung?"
Nein. Irgendwie nicht. Kageyama krallte seine Finger in sein Heft. Vor wenigen Stunden hatte er noch von dem Blutgeruch geschwärmt und davon geträumt und jetzt....
Der Geruch ist weg!
Eine leichte Panikattacke flackerte in seinen Augen auf. Er roch Hinatas Blut nicht!
Der Lehrer betrat den Klassenraum als Kageyama aufsprang und aus dem Raum stürmte.
Dahin wo keine Menschen sind! Wo sind keine Menschen hier?! Er rannte die Flure entlang und fühlte sich dabei wie ein eingesperrtes Tier. Die offene Tür der leeren Sporthalle sah geradezu verlockend aus. Er rannte hinein wo er sich erstmal langsam wieder beruhigte.
Nach wenigen Minuten der Besinnung versuchte er zu realisieren was passiert sich abgespielt hatte.
Hinata hatte seinen Blutgeruch verloren, aber wie war das möglich?
Der Vampir rieb seine Hände über sein Gesicht. „So als ob er gar keinen Geruch hätte... die Menschen tun mir nicht gut.", seufzte er zu sich.
Genervt blickte er sich dann langsam in der Sporthalle rum. Nachdenklich starrte er auf das gespannte Volleyballnetz.
Er musste zurück in den Klassenraum, egal wie er sich jetzt fühlte.
Jeder Schritt tat ihm weh, aber er schaffte es zurück. Seine Klassenkameraden starrten ihn verwirrt und misstrauisch an. Der Lehrer stoppte in mitten seiner Textaufgabe und fing an Kageyama erstmal zu kritisieren.
Aber all seine Worte nahm er nicht war, er starrte einfach Hinata an.
Kann er etwa sein Blut verleugnen? Hat er gemerkt das ich ein Vampir bin? Ist er ein weiteres Wesen oder doch ein Jäger?
Laut Nishinoya sind keine weiteren Wesen auf dieser Schule unterwegs.
Noch immer ignorierte er den Lehrer, welcher mit seiner Standpauke noch nicht fertig war. Er lief zu seinem Sitzplatz, spürte dabei Hinata's Blick in seinem Nacken brennen. Als er zu dem orangenen Kopf sah, wandte dieser seinen Blick sofort ab.
Hinata schluckte um seinen trockenen Hals zu befeuchteten. Nervös fummelte er mit seinen Fingerspitzen über seine Unterlagen. Kageyama's Verhalten tat ihm auf eine Art weh.
Was hat er bloß?, fragte er sich und unterdrückte ein schniefen. Tränen sammelten sich bereits in seinen Augen.
Immer versuchte er auf stark zu machen, zu Hause, vor Mama und Natsu, vor seinem Großvater, vor allen versuchte er stark zu sein. Aber er war alles andere als stark.
So viel wie er lächelte und lachte, war alles nur zu seinem eigenen Schutz.
Nicht du auch noch..., dachte er bitter, nicht du auch. Ekel dich nicht vor mir. Bitte. Hinata hatte oft das Gefühl das sich die Leute um ihn herum immer mehr etwas abwandten, egal ob er offen sagte er sei schwul oder es nicht zur Sprache brachte. Er kam zwar mit jedem aus seiner Klasse gut klar, aber viele Wölfe trugen einen Schafspelz - so sprach man doch.
Aber Hinata fühlte sich so als ob er die Pest hätte. Viele behandelten ihn so. Trotz das viele gut zu ihm waren, die Mehrheit mied ihn. Das ist krank. Wir leben im 21 Jahrhundert und trotzdem wird mal wegen seiner Sexualität ausgegrenzt.
Seine Gedanken kreisten umher, wechselten in ein anderes Thema sodass es keine Möglichkeit mehr gab zu weinen.

„Ist alles okay? Tobio?" Hinata zwang sich zu lächeln. Der Unterricht war vorbei, es hatte zur Pause geklingelt.
„Ja...bei dir... Shōyō?..."
Das Kageyama seinen Namen dennoch aussprach verursachte in Hinata ein starkes klopfen. Dieser nickte. „Ja. Heute früh, das war nur..." Er hörte auf zu sprechen und lies den Satz in der Luft hängen.
„Ich drehe manchmal durch.", seufzte der Vampir und zuckte mit seinen Schultern. Noch immer grübelte er was mit dem kleinen Kerl vor sich los war.
Der Blutgeruch kann nicht einfach verschwinden.
Zumindest nicht bei einem normalen Menschen.
„Du scheinst nicht hungrig zu sein." Hianta aß aus seinen Bento.
„Nicht wirklich, ich habe gut gefrühstückt. Hmm...sag mal, die Stadt hat hier doch bestimmt eine Bibliothek oder?"
Es war nicht gelogen, Kageyama hatte dank Nishinoya frisches Menschenblut zum Essen bekommen und das hatte ihn gesättigt.
Hinata - überrumpelt von der lockeren Stimmung die plötzlich auftauchte - nickte. „Mit dem Bus dauert es nur zehn Minuten, zu Fuß ungefähr zwanzig."
„Perfekt. Danke."
„Was möchtest du denn da?"
Kageyama blickte in mit einem bissigen Blick an, was Hinata wieder völlig aus der Bahn warf.
„Geht dich nichts an Kleiner!", knurrte er.
Ein schweigen breitete sich zwischen beiden aus, Hinata völlig neben der Spur.
Was ist denn jetzt los? Habe ich was falsches gesagt? Er kniff seinen Augen zusammen. Als er sie wieder öffnete sah er Kageyama grinsen.

——
Und hier geht es nun auch wieder voran!
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Blutiger SchwurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt