Verflossen

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Die Grillen zirpten im hohen Gras, draußen flogen Schmetterlinge an den verstauben Fenstern vorbei. Die Sonne, welche sich langsam durch die zerfressenes Vorhänge schien, zeigte das eine dicke Staubwolke in der Luft tanzte.
Von weiter weg hörte man zarte Kinderstimmen. An einem warmen Samstagmorgen hatten sie sich nämlich auf ihre Fahrräder gesetzt und wollten einen Ausflug durch ihre noch verschlafene Ortschaft machen. Sie wollten diese erkunden, da sie neu hergezogen waren.
„Wie lange steht das Haus schon leer? Sieht aus als ob da niemals einer gewohnt hat!", sagte der kleine Junge.
„Erst seit knapp einem Jahr. Aber ja, wo du recht hast.", antwortete seine Zwillingsschwester. Nur blass erkannte man den Familiennamen Hinata. „Komm wir wollten weiter. Wir wollten uns nicht unnötig lange an dem Geisterhaus aufhalten." Keiner der Bewohner verstand warum sie ein bedrückendes Gefühl bekamen wenn sie an dem verlassenen Haus vorbei gingen. Sie spürten nur das etwas nicht stimmte, dieses Gefühl zerfloss aber schnell wieder wenn sie sich vom Haus entfernten.
Je länger die Zeit verstrich umso mehr verblasste die Erinnerung an die orangene Jägerfamilie. Das Grab des Großvaters wer verwildert, nichtmal mehr auf dem Stein war dessen Inschrift zu lesen. Nur manchmal lagen getrocknete Rosen auf diesem.
Das Natsu und ihre Mutter nun auf den Okinawa Inseln lebten wusste niemand, ja sie selbst wussten nichtmal warum sie dort lebten. Sie erinnerten sich an einem Sturm, das Schiff war gesunken, als beide zu sich kamen wussten sie nur das die zusammen gehören, sonst nichts.
Die Kinder hatten nicht bemerkt das sie durch die Staubschicht beobachtete wurden.
Shōyō saß röchelnd auf dem Boden und starrte seine zerkratze Hand an. Sein Hals brannte vor Durst, aber er wollte und durfte keinen Menschen schaden, vor allem nicht Kindern. Angepisst schloss er seine Augen, erinnerte sich nur ungern an den Tag an dem seine Mutter und Schwester ihr Gedächtnis geändert bekamen. „Aber jetzt geht es ihnen besser.", murmelte er zu sich.
Noya hatte das angebliche Schiff zum kentern gebracht. Eigentlich war es nur ein stürmischer Regentag gewesen. Die Frauen waren auf dem Sofa eingeschlafen, als der Wolf beide erstmal betäubte und dann in seinen Jeep steckte. „Ein Auto was schnell und gut durch den Wald brettert.", hatte er lachend gesagt. „Aber die Feen hassen es wenn ich das mache." Noya war mit den beiden die Nacht durchgefahren, hinunter an Japans Küste. Er schleuste sie auf ein Schiff, wo er ihnen die Erinnerungen nahm. Er änderte diese, tauschte einige Stücke aus, veränderte mehr und versalzte die Suppe letztendlich das sie ungenießbar wurde. Danach fuhr er über das Meer wo er schließlich das kleine Schiff zum kentern brachte. Oder war es ein Boot gewesen? Motorboot?
Völlig verwirrt, durchnässt und mit den Zähnen klappernd versuchten die Frauen ihre Erinnerungen zu finden, aber nichts passierte. Sie jagten einem Geist hinterher der nie näher kam.

„Bin wieder da.", sagte Kageyama leise als er das Haus betrat und seinen Freund am Boden sitzen sah. „Hunger?"
„Nein.", murmelte Shōyō gereizt und ballte seine Hände zu Fäusten. Der erste Teil war bereits seit einem Jahr geschafft. Aber erst ein halbes Jahr später hatte Hinata sich von Kageyama zum Vampir machen lassen, sowohl er als auch der Vampir wollten sich sicher sein das nicht doch eines Tages die Familie wieder vor der Tür stand.
„Wie?! Ihr glaubt mir nicht??", hatte Noya betrübt gesagt und beide dann grimmig angestarrt. „Leute ich bin ein Wolf! Ich bin der beste!"
Nun saß Hinata seit paar Wochen immer wieder im Haus wenn die Wandlung ihm weh tat. Es war ein langer, schmerzvoller Prozess. Nur nach und nach änderte sich der Körper. Erst verschärfte sich der Blick, plötzlich konnte man im Weitwinkel sehen oder sich auf kleine Dinge fokussieren, sodass sie groß wurden. Danach änderte sich das Gehör, zunächst bekam man alles mit, alle Gespräche, dann hörte man die Tiere, welche zwei Ortschaften weiter weg waren. Danach kam der pulsierende Blutfluss der pulsierenden Menschen dazu. Ein unerträgliches Gefühl. Die Geschmacksnerven wurden intensiver, Blut schmecken und riechen, es gibt so viele verschiedene Variationen.
Die Haut wurde sensibler, aber gleichzeitig robuster.
„Hinata wir sollten zu mir. Da ist es besser als hier zu sitzen, du spürst die Menschen intensiver als ich."
„Ich kann nicht zu dir.", brummte Shōyō konzentriert. Er bekam den Drang über seinen Freund herzufallen, was herzlich wenig bringen würde. Er würde nur mehr Hunger bekommen, da Kageyama ihn nicht stillte.
„Shōyō...."
„Es geht nicht. Ich rieche die ganze Zeit ihn!"
Eine angespannte Stille legte sich über das Paar.
Tendō Satori war gemeint.
Auch wenn Kageyama sich mit ihm vergnügt hatte, noch vor der Beziehung mit Hinata und das ein Ausrutscher gewesen war... und dazu auch noch so lange her!
„Dein Geruchssinn scheint sich wohl noch immer zu verändern." Der dunkelhaarige setze sich neben ihn und gab seinem Freund einen Kuss aufs Haar. Natürlich bekam er keine Antwort, also sprach er weiter. „Das wird alles bald aufhören, der innerliche Drang wird zurück gehen und-"
„Ich weiß. Ich weiß...", unterbrach Hinata ihn und lächelte nun.
„Unterbrich mich nicht!"
„Gib mir doch auch meinen Spaß." Er sah ihn gequält grinsend an, was letztendlich Kageyama zu einem leichten Lächeln brachte.
„Ich hasse es wenn du so lächelst."
„Halt's Maul!... wenn du mir helfen willst Küsse mich einfach."
Mit einem schnellen einfachen Satz hatte Tobio sich daraufhin hervor gebeugt und gab ihm einen Kuss auf die Lippen. Erst langsam und zärtlich, dann immer intensiver und wilder. Er spürte wie Hinata ihn beißen wollte, wenn auch nur leicht. Er lies es zu, drückte aber seinen Freund im nächsten Moment gegen die Wand. „Ich bin trotzdem stärker als du kleiner." Viele nahmen an das Vampire am stärksten waren während sie sich wandelten, zumindest sei es angeblich bei Menschen so. Aber dies stimmte nicht. So unkontrolliert waren sie am schwächsten. Ein Vampir wurde erst stark wenn er Erfahrung hatte, Mist baute, Ärger bekam, Konflikte selber löste, nicht wahllos Menschen tötete. Erst dann war er stark.
Die beiden blickten sich lustvoll in die Augen. „Küss mich weiter.", murmelte Hinata und spürte sich innerlich pochen. „Lenk mich ab!..."

Blutiger SchwurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt