𝓟𝓸𝓥. 𝓚𝓪𝓲𝓪
Fröstelnd zog ich meine Jacke zurecht. Es war wieder kälter geworden in letzter Zeit. Eigentlich hatte ich mir insgeheim erhofft, dass es bald wieder wärmer werden würde aber der Winter ließ sich wohl doch nicht so schnell abschütteln. Mit einem unangenehmen Gefühl lief ich weiter die Straße entlang und blieb vor meinem Wohnhaus stehen. Wieder überkam mich dieses unangenehme bedrückende Gefühl und als ich einen Blick auf meine Hand warf merkte ich, dass diese zitterte. Genervt von mir selber ballte ich meine Hände zu einer Faust. Wieso ließ ich zu, dass mir dieser Vollidiot so eine Angst einjagte? Wieso hatte er so eine große Macht über mich. Für einen kurzen Moment hielt ich Inne und schloss meine Augen. Er war heute bestimmt nicht da wieso hatte ich also Angst? Es gab keinen Grund Angst zu haben! Einige Atemzüge später hatte ich meinen Mut wieder gefunden, weshalb ich langsam auf die Haustür aufschloss und ins Treppenhaus trat. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits acht Uhr war. Meine Mutter würde bestimmt schon mit dem Essen auf mich warten. Mit einem schnellen Blick sah ich mich im Treppenhaus um. Es war keine andere Person zu sehen. So schnell wie möglich lief ich die Treppen nach oben. Ich konnte sogar schon meine Haustür sehen, als ich spürte wie sich eine Hand um meinem Oberarm schloss. Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich blitzschnell zu demjenigen um, der mich festhielt. Warum war er so groß? Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen um ihm ins Gesicht schauen zu können. »Wo willst du denn so schnell hin?« fragte mich der Riese vor mir belustigt. Wie ich es hasste, wenn er das tat. Es war jeden Abend das selbe, jeden Abend stand ich panisch vor der Haustür und rannte wie von Sinnen durch das Treppenhaus auf der Flucht vor ihm. Ruckartig riss ich meinen Arm aus seinem festen Griff, wenn das so weiterging würde ich noch Blutergüsse an meinem Arm finden. »Lass das Liam!« fauchte ich ihn an, was er allerdings nur mit einem belustigten Grinsen wahrnahm »Du bist so süß, wenn du dich wie eine Raubkatze aufspielst. Das macht mich an.« hauchte er mir entgegen und kam mir viel zu nah. Ich konnte seine Alkoholfahne riechen und sofort wurde mir speiübel. Wütend schob ich ihn von mir weg und setzte panisch meinen Weg fort. »LASS MICH HIER NICHT SO STEHEN!« rief er mir nun wütend nach und ich konnte hören, wie er hinter mir hergetrampelt kam. Ich kannte diese Phase und wurde nur umso panischer. Jeder hat doch einen Psychopathen als Exfreund und das war bei mir er. Wir waren gut ein halbes Jahr zusammen gewesen und seitdem hatte er mir nachgestellt und mir jeden Abend im Treppenhaus aufgelauert. Selbst das verfahren bei der Polizei war eingestellt worden und jetzt hatte ich jeden Abend mit Panikattacken zu kämpfen. So viel zu "Die Polizei dein Freund und Helfer"
Ich drehte mich nicht um, als ich einen lauten Knall hinter mir vernahm. Vermutlich war er wie so oft wieder hingefallen. Es interessierte mich nicht. Ich musste weg von ihm, zu oft hatte ich ihm verziehen und als ich dann endlich die Kraft gefunden hatte mich von ihm zu trennen wollte er es nicht wahrhaben. Mit zittrigen Händen schloss ich meine Wohnungstür auf. Dumpf konnte ich sein jämmerliches besoffenes Gejammer hören. Irgendwas wie »Es tut mir Leid Kaia. Es war nicht so gemeint. Bitte komm zurück.« Ich ignorierte ihn und betrat meine Wohnung. Weiter als das im Treppenhaus war er zum Glück noch nie gegangen. Schwer atmend lehnte ich mich von Innen gegen die Tür und versuchte meine aufgebrachte Atmung zu beruhigen. Auch meine Hände hatten wieder ein Eigenleben entwickelt. Es kostete mich eine unglaubliche Selbstbeherrschung nicht hier und jetzt in Tränen auszubrechen »Ich bin zuhause!« rief ich meiner Mutter mit zitternder Stimme zu, als ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. Das konnte doch nicht so weitergehen! Ich wollte nicht jeden Abend diese panische Angst verspüren nur um sie dann direkt vor meiner Mutter verstecken zu müssen. Sie machte sich sowieso schon so viele Sorgen, weil es einfach hinten und vorne nicht mit dem Geld reichte. Mein Studium hatte einfach zu viel gekostet und jetzt fand ich keinen Job.
Langsam lief ich ins Wohnzimmer und meine Mutter schenkte mir ein müdes Lächeln »Das Essen steht auf dem Tisch. Tut mir Leid, dass ich nicht gewartet habe aber ich hatte so einen anstrengenden Tag« erklärte sie mir geschafft. Sanft sah ich sie an. Ich wusste, was sie jeden Tag leistete um uns über Wasser zu halten »Danke Mama! Ist in Ordnung ruh dich aus. Kam heute eine Post für mich?« fragte ich sie, während ich mich an den Tisch setzte und ein paar Bratkartoffeln auf meinen Teller häufte, bevor ich mich mitsamt Teller neben meiner Mutter auf das Sofa setzte. Ein genauerer Blick versetzte mir einen leichten Stich. Ich hatte das Gefühl, dass ihr Gesicht von Tag zu Tag immer mehr zusammen fiel, die ganze Lebensfreude verschwand und sie immer grauer wurde. Mit einem schlechten Gewissen widmete ich mich meinem Essen. »Ja ein Brief kam an. Er liegt auf dem kleinen Schrank neben der Tür« antwortete mir meine Mutter, während sie müde die Naturdokumentation im Fernsehen verfolgte.

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Don't ask me about my past || Kontra K √
FanficKaia hat eine halbe Ewigkeit versucht einen guten Job in der Videobranche zu finden. Dies ist allerdings schwerer, als sie erwartet hatte. Als sie kurzerhand eine Jobausschreibung als Filmeditor für Musikvideos findet bewirbt sie sich dort. Zu ihrem...