Schrecklich

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So jetzt kommen die letzten drei Kapitel, also eure letzte Chance zu kommentieren ihr bösen Schwarzleser;) Viel Spaß hiermit, ich hoffe es gefällt euch
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Dort lag er. In meinem Bett mit geschlossen Augen und schiefer Nase. Eine merkwürdige Anziehungskraft schien von ihm auszugehen, denn ich konnte meine Augen einfach nicht von ihm abwenden. Vor Stunden war er eingeschlafen und ich hatte jede Sekunde davon neben ihm auf dem Bett gesessen und ihn angestarrt.
Ich wusste, dass ich das nicht tun sollte. Ich stand ihm nicht so nah, dass ich das Recht hatte mich um ihn zu sorgen.
Du musst aufpassen, dass ihm nichts passiert, sagte die Stimme in meinem Kopf immer, wenn ich mich fragte, was genau ich hier tat. Doch sogar für mich selber klang es nach einer Ausrede. Es war sehr unwahrscheinlich, dass etwas passierte. James müsste sich schon aufs Gesicht drehen und der Heilzauber so schlecht gewirkt haben, dass die Nase nach Stunden noch instabil war. Und selbst wenn das alles zutraf würde die Nase es wahrscheinlich aushalten. Ich seufzte. Was war nur los mit mir?
Endlich schaffte ich es meinen Blick von ihm zu nehmen und zwang mich den Kopf zu heben. Durch das Fenster schien schon seit einiger Zeit kein Tageslicht mehr und im Zimmer war es dunkel. Die ganze Zeit schien ich es nichtmal wahrgenommen zu haben. Kopfschüttelnd stand ich auf. Mein Nacken tat weh, weil ich die ganze Zeit nach unten geschaut hatte und meine Beine waren merkwürdig taub. Alles in allem fühlte ich mich einfach elend. Ich knackte mit meinen steifen Fingerknöcheln und zog meinen Zauberstab, um ein paar Kerzen anzuzaubern. Meine Augen hatten sich so an die Dunkelheit, dass das plötzliche, wenn auch nicht sonderlich starke Licht leicht in ihnen brannte. Nach einigem Blinzeln ging es wieder und ich warf einen Blick auf meine Wanduhr. In ein paar Minuten würde es Abendessen geben, aber ich konnte James ja wohl schlecht schlafend in meinem Zimmer alleine lassen. Trotzdem musste ich eine Ablenkung finden, es konnte nicht so weiter gehen, wie die letzten Stunden. Ich sah mich in meinem Zimmer um und blieb an meinem Schreibtisch hängen. Da war ja was. Hatte ich mich nicht diesen Mittag noch über zu viele Hausaufgaben beschwert? Es kam mir vor, als wären Wochen seitdem vergangen.
Wenig begeistert ließ ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und kramte nach Pergament und Feder. Gerade begann ich mit der Überschrift, als ich plötzlich ein lautes Rumpeln hörte. Blitzartig fuhr ich zu James herum, doch dieser schlief noch immer selig. Ich brauchte ein paar Sekunden bis ich wusste, wo das Geräusch herkam. Es war der Eingang zum Gemeinschaftsraum. Wer das wohl war? Von meinen Freundinnen konnte es nur Kate sein, denn ich hatte mich größtenteils daran gehalten keine Passwörter weiterzugeben, wem James es alles erzählt hatte wusste ich nicht. Momentan hatte ich wirklich kein Bedürfnis nach zwischenmenschliche Interaktionen, aber was musste das musste nunmal. Schwermütig erhob ich mich wieder und ging zur Tür.
Ich öffnete sie so, dass wer auch immer im Gemeinschaftsraum war nicht hineinsehen konnte und auf falsche Ideen kam. Als ich die Person sah, die dort stand, wäre ich am liebsten in mein Zimmer zurück gerannt, doch ich zwang mich heldenhaft stehen zu bleiben. „Hi Misty.", sagte ich, doch sogar für mich klang es verzweifelt. Angesprochene drehte sich um, musterte mich abschätzig und fragte dann ohne zurückzugrüßen: „Weißt du wo James ist?"
In meinem Bett, du Miststück! Okay, das könnte falsch rüberkommen, also entschied ich mich für eine weniger aggressive Antwort. „Nein, tut mir leid. Ist er nicht in seinem Zimmer?", es war mir ein Rätsel, wie ich es schaffte so freundlich zu bleiben. „Würde ich dich dann fragen?", war ihre genervte Entgegnung und ich musste mich stark zusammenreißen, damit nichts unüberlegtes meinen Mund verließ. War sie gerade genervt? SIE? Von MIR? Ich atmete tief durch und sagte: „Natürlich nicht." „Wenn du ihn siehst sag ihm, dass ich ihn suche.", befahl sie mir, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und stöckelte davon. Ich kochte. Diese eingebildete Schnepfe! Sie wusste auch nicht genau, wie „bitte" und „danke" funktionierten. Und überhaupt, was bildete sie sich ein! Kam hier rein, als wäre sie die Königin von Hogwarts! Ich schimpfte leise vor mich hin, wie immer wenn ich wütend war. Kochend drehte ich mich zu meiner Tür. „Wenn du ihn siehst sag ihm, dass ich, ihre Majestät Königin Mistystück von und zu Hogwarts ihn suche, du niedere Sklavin, die nichtmal ein „Tschüss" wer ist.", äffte ich sie nach. Hinter mir erschallte ein bellendes Lachen und ich wirbelte wieder herum. Im Eingang zu den Schulsprechern stand Sirius und lachte mich aus.
Oh Merlin, womit hatte ich das schon wieder verdient?
„Nicht du auch noch!", stöhnte ich gequält. „Ach komm schon, ein bisschen mehr Freude, Evans! Ich bin immer noch besser als ihre Majestät Königin Mistystück von und zu Hogwarts.", Sirius prustete wieder los und ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. „Wieviel hast du mitgehört?", fragte ich verzweifelt. „Alles, Schätzchen, alles.", er grinste böse. „Warte kurz, ich geh mich schnell erhängen.", murmelte ich. „Musst du nicht, Lily, ich mochte das Wortspiel.", Sirius warf sich aufs Sofa und klopfte neben sich. „Na komm." „Ich dachte du bist hier der Hund.", meinte ich frech und setzte mich neben ihn. Sirius lachte „Tja, du hast mich mal wieder." Ich lächelte zaghaft. „Danke, dass du mich von dieser Ziege ablenkst." „Immer wieder gerne, aber deswegen bin ich nicht da.", erklärte Sirius. „Lass mich raten, du suchst auch James?", riet ich. „Exakt. Also, wo ist er? James verpasst normalerweise kein Essen.", wollte er wissen. „Keine Ahnung.", sagte ich so lässig wie möglich, doch Sirius durchschaute mich sofort. „Versuchst du gerade mich anzulügen?" „Nein!", entrüstete ich mich, doch es war wohl nicht sonderlich überzeugend. „So schlimm kann es doch nicht sein, verrats mir einfach." „Ich habe keine Ahnung wo er ist.", beharrte ich. „Komm schon, ich helfe dir auch die Leiche verschwinden zu lassen.", Sirius zwinkerte verschwörerisch. „Nochmal für Zurückgebliebene: Ich weiß nicht wo er ist!" „Oder liegt in deinem Bett.", meinte Sirius scherzhaft, doch mein Lörper verkrampfte sich. Ich begann hysterisch zu lachen „W–Wie kommst du den auf sowas?" Scheiße!
Ungläubig sah Sirius mich an „Lily...", begann er, doch ich unterbrach ihn. „Ok, er liegt in meinem Bett, aber es ist nicht das, was du denkst!", beteuerte ich. „Immer wenn jemand das sagt ist es genau das." „Aber ich kann das erklären!" Sirius verschränkte die Arme vor der Brust „Dann bin ich mal gespannt"
Und ich begann ihm in aller Ausführlichkeit zu erzählen, was heute passiert war.
„...Dann habe ich ihn in mein Bett gebracht, weil ich sein Passwort nicht kenne und auf das Sofa passt er nichtmal.", schloss ich. Sirius sah ziemlich überrumpelt aus, doch er schien mich zu verstehen. „Geht es ihm gut?", fragte er besorgt. Ich nickte „Ich habe einen Zauber gegen Schmerzen benutzt, der die betroffene Stelle für ein paar Stunden betäubt und am Kopf führt das halt zu einer temporären Narkose.", zitierte ich aus dem Buch, aus dem ich den Zauber kannte. „Und wie lange schläft er noch?" „Das weiß ich nicht so genau, aber höchstens zwölf Stunden." „Schick ihn bitte bei uns vorbei, wenn er wieder wach ist." , Sirius erhob sich, ging zur Mauer und sagte das Passwort. Rumpelnd öffnete sich der Durchgang und Sirius trat hindurch, blieb aber nochmal kurz stehen und drehte sich zu mir. „Und Lily..." „Ja?", fragte ich vorsichtig. „Tu ihm bitte nicht weh. Nicht nochmal." Schuldbewusst nickte ich und senkte den Kopf. „Gute Nacht", hörte ich Sirius noch sagen, dann war es wieder still. Kurz blieb ich noch sitzen und dachte über Sirius' Worte nach, dann stand ich auf und ging zurück in mein Zimmer.
James lag noch immer unverändert auf dem Bett. Ich trat heran und betrachtete seine Gesichtszüge im Kerzenschein. Er sah so ruhig aus, wie ich ihn ewig nicht mehr gesehen hatte und auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln, als ob er etwas schönes träumen würde. Ohne das ich es kontrollieren konnte zuckten auch meine Mundwinkel leicht nach oben. Vorsichtig strich ich über seine Nase. Sie fühlte sich schon wieder ziemlich normal an und sah aus, als wäre sie nie gebrochen gewesen. Ich ertastete einen kleinen Hubbel und beugte mich tiefer um ihn genauer zu betrachten. Mein Gesicht schwebte nur wenige Zentimeter über seinem, so nah, wie ich es lange nicht mehr gewesen war. Schmerzhafte Erinnerungen wallten in mir auf und das merkwürdige Gefühl in meiner Magengrube, begleitet von diesem unangenehm angenehmen Kribbeln waren wieder da. Leicht spürte ich James' Atem auf meiner Wange. Ich sah, wie sich seine Augen öffneten und starrte in das schönste Braun der Welt. Er starrte zurück. Und auf einmal Lagen meine Lippen auf seinen.
Mein Kopf schaltete sich ab und ich dachte nicht mehr, spürte nur noch. Nahm die Lippen war, die meinen zu lange fern gewesen waren, Hände, die meinen Körper zu lange nicht mehr berührt hatten. Durfte endlich diese weichen Haare wieder zwischen meinen Fingern spüren.
Dann wurde mir klar, was wir gerade taten. Entsetzt riss ich mich von ihm los. James sah genauso verwirrt aus, wie ich mich fühlte. „Ich...Ich wollte nur schauen, wegen deiner Nase", stammelte ich und sah ihn ängstlich an, doch ihm schien es genauso zu gehen. „Und ich habe gedacht, ich träume noch.", beeilte sich James. Ich nickte. Klar, das klang logisch. Er dachte er wäre in einem Traum und ich war zu überrascht gewesen. Das hatte rein garnichts zu bedeuten. Auch wenn ich mich ganz anders fühlte.
Um so schnell wie möglich die Normalität zurück zu holen begann ich einfach drauf los zu plappern: „Ich hab dich hierher gebracht, weil du wegen dem Zauber für deine Nase geschlafen hast und ich ja dein Passwort nicht kenne. Und Misty war da und hat dich gesucht und Sirius auch und deine Nase ist wieder geheilt. Also müsste. Du weißt das wohl am besten. Wie fühlt sie sich an?" James sah aus, als habe er nichts von dem, was ich gesagt hatte verstanden, trotzdem fasste er sich wie ferngesteuert an die Nase und drückte etwas auf ihr herum „Äh, ja fühlt sich gut an.", meinte er, „Danke." „Klar, das war ich dir ja wohl schuldig nachdem Will dir das meinetwegen verpasst hat.", ich lächelte ebenso leicht wie falsch. „Tja, dann gehe ich wohl besser mal.", meinte James nach einer kurzen aber sehr unangenehmen Pause und stand auf. Er war schon fast an der Tür, als mir etwas einfiel. „Warte kurz." Sofort fuhr er herum und sah mich so hoffnungsvoll an, dass mir ganz komisch wurde. Ich griff zum Nachttisch und reichte ihm das Pergament, dass dort lag. „Die Karte. Normalerweise hätte ich sie nicht genommen, aber sie lag offen auf dem Boden und ich habe mir Sorgen gemacht, wegen Will." James schien irgendwie in sich zusammenzusacken, nachdem ich ihm die Karte gegeben hatte und ich hatte schon Angst es sei eine Nachwirkung meines Zaubers, doch dann fing er sich wieder und öffnete die Tür. Ging hinaus, als wäre jeder Schritt eine Qual. „Gute Nacht.", rief ich ihm noch hinterher, doch er schloss die Tür, ohne zu antworten.
Verdammt. Ich hatte Sirius doch versprochen ihm nicht weh zu tun. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und ließ mich aufs Bett sinken. Eben war echt alles schief gelaufen, was schieflaufen konnte.
Ich sollte echt schlafen gehen, für einen Tag war heute eindeutig zu viel passiert. Also kramte ich meine Schlafsachen hervor, zog mich um und legte mich hin. Dort wo James gelegen hatte war das Bett noch warm. Mit einem Schnipsen meines Zauberstabs machte ich alle Kerzen aus und lag nun im Dunkeln. Auf einmal hatte ich wieder das Gefühl seiner Lippen auf meinen. Erschrocken fuhr ich hoch, doch dort war niemand. Langsam wurde ich echt verrückt. Fest schüttelte ich meinen Kopf, doch sobald ich ihn wieder auf dem Kissen bettete kam es wieder. Ich drehte den Kopf, doch das war ein Fehler, denn auf dieser Seite roch es noch nach ihm. Verzweifelt drehte ich mich auf die andere Seite, doch es wollte einfach nicht aufhören. Sein Geruch und Seine Berührungen verfolgten mich. Wie eine Irre schlug ich unter meiner Decke um mich, doch es war aussichtslos. Ich rollte mich umher und wandt mich, doch das hatte nur zur Folge, dass ich letztendlich aus dem Bett fiel. Tränen liefen mir über die Wangen, aber nicht vor Schmerz, sondern weil ich einfach nicht verstand, was mit mir los war. Völlig Fertig rappelte ich mich wieder auf und stützte mich an der Wand ab. Mir war klar, dass ich es nicht schaffen würde zu schlafen, solang mein Bett mich so sehr an ihn erinnerte.
Mir viel nichts besseres ein, als mich an meinen Schreibtisch zu setzten. Hausaufgaben würden mein Gehirn hoffentlich so sehr beanspruchen, dass ich nicht an James denken konnte. Ich schlug ein Buch auf, legte mir ein Pergament bereit und tunkte meine Feder in die Tinte. Also begann ich zu schreiben, doch als ich wieder auf mein Pergament sah, erschrak ich. Alles was dort stand waren zwei verdammte Worte: James Potter.
Es gab keine andere Erklärung, ich wurde wirklich verrückt. Nächster versuch. Wieder begann ich zu schreiben, doch alles was ich zu Pergament brachte war sein Name. Ich versuchte es wieder und wieder, doch meine Feder schien sich verselbstständigt zu haben. Erneut flossen mir verzweifelte Tränen die Wangen herunter und vermischten sich mit der Tinte der Buchstaben, ließen seinen Namen vor meinen Augen zerfließen.
Irgendwie wurde mir auf einmal ziemlich warm. Ich brauchte sofort eine Dusche! So schnell wie möglich verließ ich mein Zimmer und lief ins Bad.
Kaltes Wasser mach den Kopf immer klarer, beschloss ich und machte mir nichtmal die Mühe mich auszuziehen, bevor ich in die Dusche stieg. Ohne zu zögern stellte ich auf die kälteste Stufe und schrie kurz auf, als mich der eisige Wasserstrahl traf. Meine Klamotten sogen sich voll und zogen mich nach unten. Ich setzte mich auf den Boden der Duschkabine und ließ das Wasser direkt in mein glühendes Gesicht fallen. Tatsächlich schien es etwas zu helfen, denn mein Kopf fühlte sich nicht mehr so an, als würde er gleich explodieren. Langsam konnte ich wieder denken und in einem war ich mir sofort sicher: Es musste etwas ganz Bestimmtes geben, das mich so verrückt machte. Etwas, das ich viel zu lange unterdrückt hatte und mit James tun hatte. Ich musste endlich ehrlich zu mir selber sein und mir nichts mehr vormachen, denn das zerstörte mich langsam. Ich musste mir die Wahrheit eingestehen, auch wenn sie noch so schrecklich war.
Ich hatte mich in James Potter verliebt.
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Na, wie fandet ihrs? Bitte lasst doch eine Rückmeldung da, das brauche ich jetzt echt als Motivation für die nächste zwei Kapitel. Bis hoffentlich nächstes mal LG–Lita.

Wie Lily James endgültig loswerden wollte ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt