Fies

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„Lily, Lily wach auf! Es schneit! Komm schon, schau mal" Mühsam öffnete ich die Augen und wurde Zeuge einer sehr verstörenden Situation. Potter sprang begeistert, wie ein kleines Kind vor dem offenen Fenster herum und versuchte  Schneeflocken mit der Zunge zu fangen. Ich kannte ihn schon fast sieben Jahre, aber in unseren fast zweieinhalb Monaten Beziehung hatte ich Potter von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Auf ein Art und Weise, die garnicht zum arroganten, coolen und obertalentierten Quidditchhelden, den er nach außen hin immer raushängen ließ, passte. Es war mir ein Rätsel, warum er diese nette Seite jahrelang versteckt hatte, denn so könnte man ihn fast für normal halten. Aber anscheinend war ihm die Beliebtheit wichtiger, als Freundlichkeit. Das zeigte mal wieder eine eindeutige Charakterschwäche. Trotz dieser Gedanke konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen, als ich ihn so sah. Leise stand ich auf und schlich mich an ihn heran. Von hinten legte ich meine Arme um ihn, stellte mich auf Zehnspitzen und flüsterte in sein Ohr: „Willst du wirklich die ganze Zeit vor dem kalten Fenster stehen, wenn es in deinem Bett so schön warm ist?" Ich spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellte und er kurz die Luft anhielt. Wieder musste ich ein Lachen unterdrücken. Sofort drehte er sich um und stieß mich so schnell ins Bett zurück, dass ich erschrocken aufkeuchte. Potter beugte sich über mich und küsste mich, dass ich die Welt um mich vergaß. Seine Lippen bahnten sich den Weg meinen Hals herunter, bis er am Kragen des Trikots ankam. Ich spürte, dass er es zur Seite schieben wollte und wich sofort zurück. Erschrocken blickte er zu mir auf. „Tschuldigung, ich dachte...", murmelte er sichtlich verlegen. „Alles gut, es ist nur...", setzte ich an „Schon gut, ich verstehe's", sagte Potter. Man konnte die Anspannung im Raum förmlich riechen. Ich räusperte mich und meinte: „Also ich gehe mich dann mal umziehen ich wollte ja noch nach Hogsmeade Geschenke besorgen." Er nickte und ich verließ eilig sein Zimmer. In meinem Zimmer angekommen ließ ich mich aufs Bett fallen.  Was machte ich eigentlich? Wie konnte ich es soweit kommen lassen? Vor allem jetzt, wo es so kurz vorm Ende war?
Ich versuchte alle Gedanken abzuschütteln und dachte lieber an das, was ich vor hatte. Heute war Samstag. Am Montag begannen die Weihnachtsferien also würde ich morgen nach Hause fahren. Was bedeutete, dass es heute endlich soweit war. Ich würde mit Potter Schluss machen, endlich! Langsam hatte ich es nicht mehr ausgehalten. Heute Abend! Kate und ich hatten uns auf den Tag vor den Ferien geeinigt, damit Potter mich für das restliche Halbjahr in Ruhe lassen würde. Und jetzt war es so weit. Der Rest meines Lebens würde zu hundert Prozent potterfrei sein.

Er wartete schon auf mich, als ich nach einer halben Ewigkeit umgezogen aus meinem Zimmer trat. Von der vorherigen Verlegenheit war nichts geblieben und er stand so lässig wie eh und je an die Wand gelehnt. Ich konnte gerade so verhindern, dass meine Augen einmal ihre Höhlen erkundeten und lächelte stattdessen. Doch Potter machte keine Anstalten sich auf den Weg zum Frühstück zu machen. „Lily Evans?", fragte er verschmitzt grinsend. „Anwesend, Sir!", rief ich und salutierte. Potter lachte. „Ich wollte nur sichergehen. Die Weihnachtlaus hat nämlich was für dich abgegeben." „Bitte was?", fragte ich belustigt, „Meinst du den Weihnachtsmann? Oder den Nikolaus?" „Sag ich doch!", bestätigte Potter. Er zog seine Hand hinterm Rücken hervor. Ein kleines, unordentlich verschnürtes Päckchen kam zum Vorschein und mit einer angedeuteten Verbeugung reichte er es mir. „Äh, danke! Aber Weihnachten ist doch erst in einer Woche!" „Ich wollte nur sichergehen, dass es am Weihnachtsmorgen auf jeden Fall da ist, auf Eulen ist heutzutage kein verlass!", erklärte er grinsend. Ich schüttelte lachend den Kopf „Du spinnst! Und,also mein Geschenk bekommst du später.", stammelte ich nervös. Potter nickte „Packs jetzt weg und dann gehen wir runter, ich bin am verhungern!"

Keine fünf Minuten später betraten wir die große Halle. Wir waren relativ spät dran und viele Schüler waren sch on weg, um noch die letzten Besorgungen in Hogsmeade zu machen. Wir ließen uns bei Pettigrew, Remus und Kate nieder.
Potter setzte sich neben die beiden Jungs, während ich ein wenig näher zu Kate rutschte. „Ich hab gesagt wir würden nach Hogsmeade gehen, wir haben also den ganzen Tag Zeit zum vorbereiten.", flüsterte ich so leise, dass nur Kate mich verstehen konnte. Sie nickte kaum merklich und ich spürte, wie es in meinem Bauch vor Aufregung zu kribbeln begann.
„Und, was macht ihr nachher noch so?", fragte ich, diesmal lauter. „Nach Hogsmeade! Wir brauchen noch Sachen für unseren Abschlussstreich.", erzählte Pettigrew. Ich nickte scheinbar interessiert „Und Sirius?", fragte ich mit Unschuldsblick weiter. „Ach Tatze zickt nur ein bisschen rum. Er ist eifersüchtig auf dich", antwortete Remus und zwinkerte. „Warum das denn?", fragte ich verwirrt. „Weil du ihm die Aufmerksamkeit seines besten Freundes streitig machst. Er denkt, dass du James jetzt wichtiger bist als er und da brennen bei ihm nunmal die Sicherungen durch", erklärte Remus weiter. „Aha" Das war wirklich gut zu wissen.

Wie Lily James endgültig loswerden wollte ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt