Verwirrt

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Ich weinte solange, bis ich keine einzige Träne mehr rausbekam. Dann richtete ich mich seufzend auf und blickte aus dem offenen Fenster. Es war dunkel geworden, während ich geweint hatte. Das Abendessen hatte ich also auch schon verpasst. Ich stöhnte innerlich und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Vielleicht könnte ich ja die Küche suchen. Immerhin hatte ich grade nichts besseres zu tun und es würde mich davon ablenken, dass... Nicht dran denken!, ermahnte ich mich. Vorsichtig öffnete ich meine Zimmertür und lugte in den Gemeinschaftsraum. Den letzten, denn ich jetzt sehen wollte war Potter. Es war mir schon unangenehm genug, dass ich vor ihm geweint hatte. Er dachte jetzt bestimmt, ich wäre leicht zu verletzen und weinerlich. Aber seit wann interessierte es mich auch, was Potter von mir dachte. Der Gemeinschaftsraum war leer und das Feuer im Kamin war schon fast ausgebrannt. Im schwachen Licht der zuckenden Flämmchen sah ich die Umrisse der Möbel nur gerade so, doch einen Menschen hätte ich erkannt. Ich schlich gerade auf den Ausgang zu, als mir plötzlich ein köstlicher Geruch in die Nase stieg. Ruckartig blieb ich stehen und wandte mich zu Potters Tür um, doch der Duft kam aus einer ganz anderen Richtig. Ich folgte dem Geruch durch den Raum, bis ich plötzlich über irgendetwas, das auf dem Boden mittig im Raum lag, stolperte. Während ich fiel verfluchte ich tausendmal meine nicht vorhandenen Orientierungs– und Gleichgewichtssinn, doch da küsste ich auch schon den Boden. Ein Paar Sekunden blieb ich reglos liegen und horchte in die Stille. Doch Potter war entweder taub oder er wollte mich lieber in Ruhe lassen, anders konnte ich mir nicht vorstellen, wie ihn mein unüberhörbarer Sturz nicht interessierte. Ich kniete mich nun neben das etwas auf dem Boden und zückte meinen Zauberstab. Lumos! Dachte ich so fest ich konnte und war sehr stolz, als ich es schaffte zu zaubern ohne zu sprechen. Das hatte ich seit meinem 17. Geburtstag zuhause geübt, wenn mir langweilig war und ich konnte nun schon einige leichte Zauber, was mich sehr erfreute. Das blau Licht des Zauberstabs erhellte nun den Bereich vor mir. Und dort stand ein Teller mit Abendessen. War das Potter gewesen? Vor Schreck und Unglauben klappte meine Kinnlade runter. Seit wann war DER denn mal freundlich? Wahrscheinlich war es ihm einfach unangenehm gewesen, dass ich wegen ihm geweint hatte und er wollte sich damit entschuldigen. Auch wenn das so garnicht typisch für Potter war. Das war mir in diesem Moment aber auch ziemlich egal. Also schnappte ich mir den Teller und eilte in mein Zimmer, bevor Potter doch noch auf die Idee käme rauszukommen.
Nach dem Essen merkte ich, dass diese ganze Aufregung wegen... mh...vorhin
mich total erschöpft hatte. Schnell schlüpfte ich in meinen Schlafanzug und kuschelte mich todmüde ins Bett. Ohne einen weiteren Gedanken an diesen Abend zu verschwenden schlief ich ein.
Besonders gut hatte ich nicht geschlafen, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Dazu hatte mein Unterbewusstsein einen ziemlich großen Teil beigetragen: Es hatte mich die ganze Nacht mit schrecklichen Szenarien, was Will passiert sein könnte und Fremdgehbildern bombardiert. Da half es auch nicht sehr viel weiter, dass meine unempathischen Freunde beim Früstück einer nach dem anderen erfahren wollten, wie der gestrige Abend gewesen war. Alle wirkten ziemlich betroffen, nachdem ich es ihnen erzählt hatte. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich den Rawenclawtisch nach Will absuchte. Doch dieser ließ sich das ganze Frühstück lang nicht blicken. Nach dem Essen gesellte sich auch Aubrey zu uns. Er teilte sich mit Will einen Schlafsaal, aber wusste auch nicht viel mehr als wir. Aubrey erzählte, dass Will kurz nachdem er gestern gegangen war auch wieder zurückgekommen sei. Er sei ziemlich aufgebracht gewesen, aber wollte nicht erzählen, was passiert war. Als Aubrey geendet hatte war ich nur noch verwirrter, als ich es davor schon gewesen war. „Und wo ist er jetzt?", fragte ich Aubrey mit bemüht ruhiger Stimme. „Also als ich los bin, war er noch im Schlafsaal. Er hat irgendwas davon gemurmelt, dass er nicht mitdarf.", erklärte Aubrey. „Darf?", ich schaute Aubrey zweifelnd an, „Das ist alles, was du weißt?", die Enttäuschung in meiner Stimme war nicht zu überhören. „Ich hab auch gedacht, dass du mehr weißt.", verteidigte sich Aubrey. „Kann ich mit ihm reden?", bat ich. Langsam verstand ich die Welt nicht mehr. Aubrey nickte nur und wir gingen alle in Richtung Ravenclawgemeinschaftsraum. Wir sahen zu, wie Aubrey den Eingang passierte und setzten uns zum warten in den Gang. Es kam mir vor, als wären Stunden vergangen, bis Aubrey wieder kam Doch er war allein. Will war nicht bei ihm. „Er ist nicht da!", keuchte Aubrey außer Atem. „Was! Wo ist er denn dann?", fragte ich bestürzt „Keine Ahnung! Vorhin war er noch da.", keuchte Aubrey.
„Und dir fällt wirklich kein einziger Ort ein, wo Will ist?", fragte ich nun schon zum 100. mal. „Nein, immer noch nicht!", antwortete Aubrey genervt. Den ganzen Vormittag hatten wir jetzt damit verbracht Will zu suchen. Doch es war Zwecklos. Er schien wie vom Erdboden verschluckt. „Vergiss ihn doch eifach! Es gibt noch genug andere Jungs hier und wenn er sowas abzieht hast du etwas Besseres verdient!", versuchte Claire mich zu trösten. „Unqualifizierter Kommentar! Nicht weiterführend!", zischte Kate zu Claire gewandt, „Hör nicht auf sie, Lily! Es gibt bestimmt eine gute Erklärung für das Ganze!" „Ja ist klar! Alles nur das große Missverständnis!", Claire schnaubte abfällig und Kate funkelte sie wütend an. „Beruhigt euch, Leute! Wenn ihr euch streitet hilft das auch niemandem weiter.", versuchte Frank den Frieden zu erhalten. Das konnte er er ziemlich gut. Streit schlichten und zwischen zwei Parteien vermitteln. „Lasst uns zum Essen gehen.", schlug Alice vor um alle abzulenken. Da niemand widersprach machten wir uns auf den Weg zur großen Halle. Und dann, endlich durch ein Fenster auf den Innenhof erblickte ich ihn. „Will!", flüsterte ich. „Wo?", fragten alle wie aus einem Mund und folgten dann meinem Blick. „Sollen wir...", begann Aubrey. „Geht schon vor!", unterbrach ich ihn und rannte ohne abzuwarten zum Innenhof. „Will!", rief ich laut beim rennen. Doch das hätte ich besser nicht gemacht, denn als er mich sah drehte er sich um und floh. „Hey, bleib stehen!", schrie ich. Nach dem ganzen Suchen würde ich ihn jetzt nicht abhauen lassen. Da er wegrannte, blieb mir nur noch ein Weg. Ich nahm meinen Zauberstab und rief: „Petrificus totalus!", sofort wurde Will steif wie ein Brett und kippte nach hinten um. „Finite incantatem!", sagte ich auf, als ich bei ihm war. Ich hielt Will an der Schulter fest, damit er nicht wieder weglaufen konnte. „Was soll das? Warum läufst du vor mir weg und lässt mich zu unseren Verabredungen einfach sitzen? Warum zerstörst du das zwischen uns, bevor es überhaupt richtig angefangen hat?", bei diesen Worten war ich den Tränen nah. „Na wegen ihm!", keuchte Will. „Wegen wem?", fragte ich. Jetzt war ich endgültig verwirrt. Und Will flüstere: „Wegen Potter!"

Wie Lily James endgültig loswerden wollte ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt