Ein Abend mit Folgen

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Isa hatte sich dazu entschieden, erst kurz vor dem Ausgehen das Büro dieser Lehrerin aufzusuchen, um sie darüber zu informieren, da sie dann nicht viel Zeit hätte, etwas Blödes anzumerken. Als die Schülerin an die Tür klopfte, bekam sei jedoch keine Antwort. Die Lehrerin schien nicht da zu sein. Was sollte Isabella denn nun tun? Livio würde sie gleich abholen, sie hatte keine Zeit, um zu warten. Sicherheitshalber öffnete sie nach erneutem Klopfen die Tür, im Büro war aber wirklich niemand. „Naja, dann schreibe ich ihr eben eine Nachricht", dachte sie. Isa schloss während des Gehens noch ihre Jacke und stieg dann in das Auto, welches soeben das Gelände erreicht hatte. Der Autofahrer war Livios Bruder, ein etwa 20-jähriger, muskulöser, netter Mann. Isa erkannte ihn sofort, da Livio ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war. Trotzdem war dem Mädchen etwas suspekt an diesem Typen. Woher dieses Gefühl wohl rührte?

Das Auto wurde langsamer und Isa schloss daraus, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Sie stieg aus und das erste, das ihr ins Auge fiel, war die Leuchtreklame über dem Gebäude, welches zweifelsohne eine Diskothek beherbergte. „Dann gehen wir doch mal rein, mein Schatz.", kam es plötzlich von Livio. Isa fühlte sich bei dieser Aussage äußerst unwohl, sie wusste selbst nicht wieso. Livios Bruder verließ die beiden und bahnte sich seinen eigenen Weg in die Disko. „Na gut", willigte Isabella dann ein, „gehen wir." Sie drängten sich durch die Menge und hielten wenige Meter neben der Tanzfläche. „Wo genau sind wir eigentlich?", rief Isa. Sie versuchte so gut es ging, die laute Musik zu übertönen. Nach dem dritten Mal Nachfragen hatte Livio ihre Frage scheinbar endlich verstanden und gab zurück: „Im Ort, in dem meine Mutter wohnt. Die ist heute übrigens nicht daheim." Isa wurde sofort klar, dass die Wahl dieser Disko nicht ohne Hintergrundgedanken stattgefunden haben konnte. Livio hatte wohl geplant, sie heute mit nach Hause zu nehmen. „Nein", dachte sie, „so einfach bin ich nicht zu haben, das kann er sich gleich abschminken." Livio gab ihr ein Zeichen, zu warten und machte sich auf den Weg zur nächsten Bar. Wenige Minuten später kam er mit zwei Getränken zurück. „Trinkst du Bacardi-Cola?" Isa nickte und bedankte sich. Sie wusste, dass sie sich mit dem Alkoholkonsum zurückhalten musste, um den Abend nicht böse enden zu lassen. Da sie aber so Durst hatte, leerte sie das Getränk in einem Zug und stellte es zur Seite. Livio lächelte sie zufrieden an. „Verdammt, der plant, mich abzufüllen", schoss es ihr. Nach dem dritten Bacardi-Cola hatte sie dann endgültig beschlossen, die restlichen Getränke heimlich zur Seite zu stellen, da Livio das nicht verstehen würde, wenn sie nicht mehr trank. Doch das war gar nicht so einfach, denn er hatte gerade damit begonnen, andere Getränke zu holen, von denen er wollte, dass Isa sie kostete. Und sie tat, wie ihr gesagt. Der Abend war eigentlich wirklich lustig bis jetzt. Isas Hemmschwelle war verschwunden beziehungsweise überwunden und sie begann zu tanzen. Sie hüpfte, lachte und sang und Livio tat es ihr gleich. Plötzlich spürte sie seine Hände auf ihrem Hintern. Wäre sie jetzt nüchtern, würde sie sich wohl dagegen wehren, doch sie war mehr als betrunken. Spätestens beim letzten Nussschnaps hatte sie aufgegeben. Nun sprang sie, ihre Hände in der Höhe, Livios auf ihrem Hinterteil. Sie war zu alkoholisiert, um zu erkennen, dass der Abend gar keinen guten Lauf nahm. Als Livio sich dazu entschieden hatte, noch eine Runde zu holen, war sie, als er zurückkehrte, plötzlich nicht mehr da. Er startete den verzweifelten Versuch, sie im Gedränge zu finden, gab das aber gleich wieder auf. Der Junge begab sich Richtung Ausgang, um sie anzurufen. Es läutete zwar, doch sie hob nicht ab. Er machte sich jetzt wirklich ein wenig Sorgen um sie, sie könnte sonst wo liegen. „Dabei habe ich doch noch gar nicht...", dachte er. Was hatte er nur vor?

Isabella hatte in der Zwischenzeit die Nacht ihres Lebens. Sie ahnte nicht, dass Livio sie suchte, ging auf der Tanzfläche ab und trank. Sie trank, als ob es kein Morgen gäbe und wenn sie so weitermachte, gäbe es für sie wohl wirklich erst ein Übermorgen. Sie unterhielt sich mit völlig Fremden und knüpfte neue Kontakte. Isa genoss es einfach nur, einmal nicht über alles nachdenken zu müssen, sondern einfach mal zu tun.

„Verdammt, hast du mir einen Schrecken eingejagt!" Livio schien sie endlich gefunden zu haben. „Livio, mein Schöner! Komm, tanz' mit mir!", schrie sie aus Leibeskräften. Er schien von dieser Idee eher weniger begeistert, konnte ihrer Aufforderung jedoch nicht widerstehen und so tanzten sie nun wieder, wobei der junge Mann etwas genervt wirkte. „Diese verdammte Wette!", dachte er, „Egal, ich muss wohl." Er holte die vermutlich letzten beiden Getränke, Wodka-Bull und Malibu-Orange, wandte sich von Isa ab, zog ein kleines Fläschchen aus der Jackentasche und tropfte etwas in das orangefarbene Getränk. Hatte er ihr soeben beinhart K.-o.-Tropfen hineingemischt?! Und das arme Mädchen ahnte nichts. Er reichte ihr das Glas und wollte mit ihr anstoßen, als sie ihm sagte, sie würde schnell aufs WC gehen. Er war damit einverstanden und würde hier warten, nachdem sie ihm versprochen hatte, so schnell wie möglich wiederzukommen.

Auf dem Weg zum Klo traute sie ihren Augen nicht: Da drüben stand doch jemand, der ihr sehr bekannt vorkam. Es handelte sich um ihre Lieblingslehrerin Frau Professor Schuster! In Isa machte sich wieder das bekannte Gefühl breit, mit dem sie im nüchternen Zustand nicht umgehen konnte. Da sie aber sturzbetrunken war, dachte sie nicht lange nach und rannte auf sie zu. Isabella hatte sogar vergessen, dass sie eigentlich auf die Toilette musste und rannte, ihren Blick mehr oder weniger, so gut sie eben noch sehen konnte, auf diese Person gerichtet. Sie hatte ihr Ziel fast erreicht, als sie plötzlich zu Zögern begann. Neben dieser Frau stand ein Mann, seinen Arm um ihre Schulter gelegt standen sie da und blickten sich an. Neben den beiden drängten sich einige Leute durch die Menge. Isas Herz sackte in ihre Hose, das Gefühl von Enttäuschung machte sich in ihr breit und sie erkannte, dass sie es nicht mehr leugnen konnte. Eine Träne bahnte sich den Weg von ihrem rechten Auge bis zu ihrem Mundwinkel. Nun stand sie da, etwa zehn Meter von ihrer Lehrerin entfernt und weinte. Sie kam mit ihrem Leben nicht mehr klar. Dieser Mann an der Seite von Daniela Schuster störte sie gewaltig. Die Tatsache, dass sie nur wenige Meter von genau der Person entfernt war, deren Anwesenheit sie immer so glücklich machte, zerschmetterte etwas in ihr. Sie kam mit ihren Gedanken und Gefühlen nicht mehr klar und trank. Sie trank, um zu vergessen. Traurigerweise schien das zu funktionieren, denn was Isa nicht wusste, war, dass sich in ihrem Getränk ja diese Tropfen befanden. Wenige Sekunden später fühlte sie bereits Schwindel und starke Übelkeit. Sie bemerkte, dass hier etwas gewaltig schieflief, doch sie konnte keinen mehr um Hilfe bitten. Der verzweifelte Versuch, sich an einem Barhocker festzuhalten, scheiterte und sie sank zu Boden, bevor es ihr schwarz vor Augen wurde.

Und ja, ich glaube an SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt