Cecil II

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Kaum sind die Vorhänge offen schießen verschiedene Lichter in den verschiedensten Farben über die Bühne. Ein Trommelwirbel ertönt und geht in ein Lied aus den Achtzigern über, was ich kenne, weil meine Mutter es manchmal gehört hat, wenn sie mich von der Schule abholte. Wake me up oder sowas von Wham!.

Eine extrem männlich angezogene Frau betritt die Bühne. Die Schultern ihres glitzernden Paillettenanzuges sind breiter, als alles, was ich jemals gesehen habe. Ihre Augenbrauen sind buschig geschminkt und ihre Oberlippe ziert ein falscher Bart. Ihre Perücke ist hochgestylt wie in die von Elvis Presley, bloß viel extremer. Sie hat einen Gehstock in der Hand und schwingt diesen im Takt durch die Luft, während sie singend über die Bühne läuft- alles Playback aber trotzdem sehr beeindruckend. Ihr Rücken ist gerade, jeder Schritt passt perfekt auf den Rhythmus. Alles ist präzise einstudiert und weit mehr als eindrucksvoll. Die Frau in Männerkleidung schreitet über die Bühne, als würde ihr die Welt gehören- trotz den gigantischen Schulterpolstern, die ziemlich schwer sein müssen.

Als dann Frauenstimmen einsetzen und etwas im Hintergrund singen, kommen Männer auf die Bühne- in Frauenkleidung. Sie tragen alle die gleichen Kleider; großer Ausschnitt, ausfallender Rock fast bis zum Boden, mehr Glitzer als ich für möglich gehalten hätte. Sie tragen allesamt hohe Schuhe, die einfach nur mörderisch aussehen und ich will mir gar nicht vorstellen, wie schwer es sein muss, darin zu performen. Ich bin hin und weg.

Eine der Dragqueens sondert sich von den anderen ab- auf dem Kopf eine riesige rosa Perücke mit Dauerwelle, genau wie die anderen Frisuren an den Fünfzigern inspiriert. Sie tanzt auf den singenden Mann zu.

Die Frauen in den glitzernden Kostümen im Hintergrund klatschen und bewegen ihren ganzen Körper dazu einheitlich im Rhythmus des Liedes. Der Mann und die Frau stehen im Fordergrund, singen und tanzen sich gegenseitig an. Zwischendurch macht einer von ihnen eine übertriebene Miene- betont überrascht, betont wütend oder betont verliebt. Die Zuschauer lachen und es ist als ob ich die gute Laune im Raum fühlen könnte. Der Saal ist bis auf den letzten Platz gefüllt und trotzdem finde ich, dass so viel mehr Menschen hier bei der Vorstellung sein sollten.

Das nächste Lied erkenne ich sofort- Walking on sunshine von Katrina und The Waves. Eine andere Dragqueen übernimmt den Gesang, sie hat eine zweifarbige Perücke, die bestimmt dreimal so groß wie ihr Gesicht ist. „Let's get started sisters!", ruft sie und alle, bis auf die verkleidete Frau, reißen sich die Glitzerkleider vom Körper. Darunter befinden sich bunte, poppige Kleiderstücke aus den Achtzigern- allerdings deutlich reduziert. Die kurzen Hosen haben so viel Stoff wie meine Unterhosen und auch die Shirts sind nicht anders.

Alle tanzen und rasten zu der Musik aus. Erst tanzen sie alle zusammen, dann gibt es verschiedene Soloparts. Die Dragqueens haben mindestens genauso viel Spaß wie die Zuschauer und ich frage mich ernsthaft, wieso ich erst jetzt so eine Show besuche.

Als das Lied beendet ist nehmen die Darsteller eine Pose ein, dann geht das Licht aus. Ich habe auf einmal Angst, dass das schon das Ende der Vorstellung ist, doch die Scheinwerfer gehen nach wenigen Sekunden wieder an. Dieses Mal wird Thrift shop von Mecklemore und Ryan Lewis gespielt. Der Anfang des Liedes ist verlängert, so dass man den Gesang noch nicht hört. Auf der Bühne stehen alle Dragqueens mindestens zwei Meter voneinander entfernt und posieren mit verschiedenen Kleidungsstücken in den Händen. Bei jeder eins wechseln sie die Pose. Ich kann meinen Blick gar nicht von den Kostümen und dem Bühnenbild abwenden; ich habe sogar Angst zu blinzeln und so etwas zu verpassen.

Als der Gesang dann einsetzt kommt die Frau springend auf die Bühne- immer noch als Mann verkleidet, dieses Mal jedoch mit einem ganz Ähnlichen Pelzmantel wie Mecklemore ihn in dem Musikvideo zu seinem Song trägt. Die Bühne soll wohl einen Laden darstellen, denn die Frau läuft dort hindurch und tanzt mit den Einzelnen Dragqueens um die Kleidungsstücke, die sie in den Händen halten. Bei jedem Ende eines solchen Dueltanzes dreht die dazugehörige Dragqueen sich um und nimmt wieder eine Pose ein- dieses Mal ohne Kleidungsstücke in der Hand.

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