Die Herrin von Rhûn

*12* (Überarbeitet)

Die Wege waren besprochen, die Vorräte verpackt und nun tauchte die untergehende Sonne die Häuser Imladris zum letzten mal in einem sanften rot, ehe die zehn Gefährten am morgigen Tag die Stadt Elronds verlassen würden. 

Die letzten Tage waren anstrengend und nervenaufreibend. Es dauerte zumal ewig bis man sich für eine passende Route entschieden hatte und das dann auch nur da jeder Frodos Wort als das Letzte akzeptierte.
Es war dazu gekommen das sie sich für eine Route entschieden, welche Nyras Anreise ähnelte und sie hoffte nur zu sehr, dass die Gruppe den Weg so Ereignislos wie sie selbst überstanden. Sobald sie Gondor und daraufhin Mordor erreichten würde es sicher schon Schwierigkeiten genug geben.
Es war nicht so, dass sie an dem Erfolg ihrer Aufgabe zweifelte, allerdings wusste sie auch, dass nicht alle von ihnen diesen Tag, an dem es vorbei ist, erleben werden. Es war einfach zu unwahrscheinlich, zu viele Gefahren die auf sie lauern könnten und die in den kommenden Tage erst zum Vorschein kommen.

Daran wollte sie nicht mehr denken, denn das würde ihr jedmöglichen Schlaf rauben.
Jetzt waren sie bereit für das was kommt und konnten ihren letzten Abend in Frieden genießen.  Gandalf, welcher seinen Abend in Gedanken an die nächsten Monde verbrachte und noch immer nach neuen Gefahren suchte, würde wahrscheinlich nur wenig schlafen. Der Zwerg schon mehr und die Hobbits werden sich noch einmal den Bauch vollschlagen.

Nyra hatte heute noch die letzten Vorbereitungen abgeschlossen.
Sie hatte einen Brief an ihren Vater und Bruder verfasst, welcher erklärte warum sie weiterhin von Rhûn weg blieb, ohne den Ring zu erwähnen und hatte ihre Wachen samt ihrer Stute mit einem schnellen Heimweg betraut.

Ihre Sachen hatte sie ebenfalls schon zurechtgelegt. Es war nicht mehr als das, mit dem sie von zuhause aus aufgebrochen war, bis auf das neue Gewand, welches Elrond für sie fertigen ließ. 
Ein Gewand, bei dem man nicht sah wo sie herkommen mag. Keine Stoffe, keine Symbole oder Muster die ihren Titel oder Rhûn verrieten. Keine Tiara schmückte noch ihr weißes Haar, keine Ringe, keine Ketten, nur die fein geschnitzten Perlen und silbernen Haarringe an den geflochtenen Strähnen.
Morgen würde sie sich in die dunkelgrüne und mit Leder geschützten Robe wiederfinden, da genoss sie heute noch die Seide ihres Kleides.

Ein kühlender Wind zog durch die großzügigen Fenster und brachten leise Melodien mit sich.
Die Prinzessin hatte Elronds Angebot den letzten Abend mit ihm und einigen anderen im Kaminsaal mit Musik zu verbringen abgelehnt.
Heute Nacht musste sie über ihren eigenen Schatten springen und Legolas endlich die Erklärung geben, die er verdiente.
Die letzten Tage waren schöner gewesen als sie sich hätte vorstellen können.
Sie liefen durch die kleinen Gärten, erzählten sich über die vergangen Jahre, schliefen gemeinsam ein und wachte zusammen auf.
Es war, als hätte es die Zeit in der sie getrennt waren nie gegeben, als hätte Nyra ihn nie von sich gestoßen und kein einziges mal hatte er sie gedrängte die eine Frage zu beantworten. 

Damals hatte sie ihn mit einer Bitte zurückgelassen, war zu ihrer Tante nach Lothlórien und hatte das Licht Varda's um Rat gebeten. Nyra wusste gut welche Schuld auf ihrem Blut lag, wie es sich mit Sauron verband. Es war schwach gewesen und die Elbin fürchtete es ebenfalls zu sein, daher wusste sie auch lange Zeit nicht ob sie ewig mit dieser Schwäche leben wollte.
Nun aber hatte sie sich für das ewige Leben entschieden und so auch für Legolas.
Es verletzte sie damals sehr ihm in dieser Ungewissheit über sich zu lassen, es wäre aber noch schlimmer gewesen, wenn sie sich erst nach ihrer bekannten Liebe für das Leben als Mensch entschieden hätte.

Man sag ein Elb findet einmal in seinem Leben eine Liebe für die Ewigkeit, was währe die Ewigkeit
dann ohne diese Liebe?

In dem dünnen, bläulichen Kleid aus feinster Seide, welches ihren Körper zierte, lief sie durch die erhellten Gänge Bruchtals und blieb vor der Tür eines weiteren Gästegemaches stehen. Leise öffnete sie die Tür in der Hoffnung der Elb, welchen sie suchte, würde dort sein.