05|Familienereignisse

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In dem kleinen pink-weißen Baumhaus, spielte Luziana gerne. Sie war das einzige Kind der Familie. Milo und Melina hatten keine eigenen Kinder. Francesca, die Frau von Milo war unfruchtbar, weswegen sie keine eigenen Kinder bekommen konnten und Melina war Single. Andere Familienmitglieder gab es nicht mehr. Die Familienmitglieder sind verstorben, einige an Schlaganfällen und andere durch Unfälle. In Aiden's Familie gab es nur Alkoholiker, die ihre Frauen umbrachten. Diane's Vater, hatte Hämophilie. Durch eine große Schnittwunde, die er sich in einem Wald zuzog, verstarb er leider. Da ihn niemand rechtzeitig fand und das Blut nur floss. Ein alter Herr fand schließlich den toten Mann und rief die Polizei. Der Wald wurde einen Tag abgesperrt und man alarmierte die Spurensicherung. Diese Sondereinheit der Polizei suchte den ganzen Wald nach Indizien oder Beweise einer Straftat ab. Sie dachten, dass es ein Mord gewesen sei. Da sie jedoch keine Spuren fanden, fuhren sie wieder zurück. Die Leiche wurde mit einem Wagen des Bestatters vor Ort abgeholt und ins Leichenschauhaus gebracht. Dort wurde dann der Leichnam obduziert. Bei der Obduktion kam heraus, dass er an starkem Blut Verlust durch die Narbe am Bein starb und somit kein Gewaltverbrechen an dem Tod von Dianes Vater schuld war.

Der Tod nahm Milo, Melina und Diane sehr mit. Tagelang weinten sie. Es dauerte eine Woche, bis sie ihren normalen Alltag wieder hatten. Sie litten trotzdem jeden einzelnen Tag. Diane war zu dieser Zeit noch sehr klein. Um genau zu sein, war sie 8 Jahre alt. Ihre Mutter Rita, lebte zu dieser Zeit noch. Es war für sie eine schwere Zeit. Allein mit drei Kindern im Alter von 8, 13 und 16. Milo konnte ab und an auf seine Schwestern aufpassen, doch das ging nicht immer. Er musste auch mal mit seinen Freunden raus gehen können. Sein Freundschaftskreis verstand es zwar, dass er viel auf Diane und Melina aufpassen musste, doch die Kontakte zu ihnen wurden immer mehr eingeschränkt. Rita war schließlich schon 45 Jahre alt. Man wusste nicht wie lange sie noch durchhalten würde. Sie war ein wenig angeschlagen und der Tod ihres Mannes ging auf ihre Psyche. Rita versuchte sich öfters das Leben zu nehmen. Mit einer Klinge schnitt sie sich in die Adern, doch konnte es nicht durchziehen. Die Schnittwunden verband sie und behauptete, dass sie sich beim Essen kochen verletzt habe. Dies tat sie sehr häufig, sodass Milo es bemerkte. Eines Abends ging er zu ihr um mit ihr zu reden. „Mamma Cosa stai facendo?"1, fragte Milo sie damals. „Niente"2, antwortete die Mutter. „Mamma, hör auf zu lügen. Ich sehe doch jedes Mal den Verband", fauchte Milo wütend. Rita sah ihn mit Tränen in den Augen an und sagte: „Figlio mio, non posso andare avanti."³ Milo nahm sie in den Arm und flüsterte leise: „Mamma, ich werde dir helfen. Zusammen schaffen wir das."

Er half ihr überall wo es nur ging, doch Rita hielt es nicht mehr aus. Eines Abends bekam sie einen Herzinfarkt, der tödlich für sie endete. Der Tod ihrer Mutter schweißte die 3 immer mehr zusammen. Sie unterstützen sich wo es nur ging. Noch lange nach dem Tod ihrer Mutter hielt die enge Verbundenheit. Als Diane nach Vicenza zog, kamen ihre beiden Geschwister mit. Sie würden nie den anderen im Stich lassen. Man nannte sie auch squadra⁴ Esposito. Das Erleiden eines Herzinfarkts lag bei den Espositos in der Familie mütterlicherseits. Die Familie schien wie verflucht. Milo hatte Angst um seine Schwestern. Er war zwar erst 16 Jahre jung und doch schon so Erwachsen. Alle Sachen blieben an ihm hängen. Die Verantwortung lag allein in seiner Hand. Viel zu tun für einen 16-Jährigen mit zwei Schwestern. Jeden Abend verlangte Milo, dass sie ein Gebet sprechen. Sie sprachen: „Dio ti benedica Madre.⁵ noi ti amiamo."⁶ Dieses Gebet behielten sie all die Jahre bei.

Als Luziana zwei Jahre alt war, sprach sie das Gebet für Ihre Nonna.⁷ Dabei sah sie sich das Foto ihrer Nonna an, welches über dem auf einem Regalbrett über dem Fernseher im Wohnzimmer stand. Diane erzählte ihr immer Geschichten über ihre Mutter und was sie alles erlebt hatte. Gerne würde Diane das alte Ferienhaus besuchen. Leider mussten sie damals das Haus verkaufen und in eine kleine Wohnung ziehen. Ein Kinderzimmer, welches für die beiden Schwestern bestimmt war und das Wohnzimmer für Milo. Diane schwelgte gerne in Erinnerungen, doch ruckartig wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.

Diane schaute auf den Kalender und bemerkte, dass es wieder Zeit für einen Termin beim Synästhetiker war. Sie suchte in der Schublade nach der Visitenkarte und wählte die Nummer. „Guten Tag, sie sprechen mit Frau Michels. Wie kann ich ihnen helfen?", sagte die Frau vom Synästhetiker. „Guten Tag. Frau Esposito hier. Ich bräuchte einen Termin für Luziana", antwortete Diane. Man hörte die Blätter des Terminkalenders im Hörer des Telefons rascheln. „Morgen um 13 Uhr wäre ein freier Termin", teilte die Dame Diane mit. „Gut, der Termin passt. Tragen sie mich bitte ein", sprach Diane in den Hörer. An den Geräuschen am anderen Ende der Leitung, erkannte Diane, dass Frau Michels einen Stift aus einem Becher zog. „Sie sind eingetragen", verkündete sie dann. „Vielen Dank. Ciao", antworte Diane. „Ciao", erklang es aus dem Telefon und dann wurde auch schon aufgelegt. Nachdem Gespräch suchte Diane die Adresse des Synästhetikers raus. Die Praxis lag etwas außerhalb. Es würde 50 Minuten bis dahin dauern. Wegen des weiten Weges rief Diane ihren Bruder an. Als Milo am nächsten Tag eingetroffen war, stieg sie mit ihrer Tochter ins Auto. Während der Fahrt ruhte sich Luzi aus.

Nach exakt 50 Minuten, waren sie an der Praxis angekommen. Sie stiegen aus dem Auto und betraten die Praxis. Ein großer Raum diente als Anmeldung. Zwei Menschen standen vor ihnen. „Name bitte", hörte man nur von der Anmeldung. Und schon musste sie das kleine Mädchen anmelden. „Luziana Esposito", sagte Diane zu der Dame hinter dem Tresen. „Gehen sie bitte in Raum 2, Herr Michels wird gleich zu ihnen kommen", verwies die Dame sie. Diane öffnete die Tür und sie nahmen auf den zwei Stühlen, die vor einem Tisch standen, Platz. Sie saßen dort sehr lange, weshalb ihre Tochter zunehmend ungeduldiger wurde. Die Kleine wippte auf dem Stuhl hin und her. Plötzlich öffnete sich die Tür und Herr Michels trat ein. „Guten Tag, Frau Esposito. Hallo Luziana", ertönte es aus seinem Mund. „Guten Tag", antworteten die beiden.

„Luziana, nimm doch bitte auf der Liege Platz", bat Herr Michels sie freundlich. Diane hob ihre kleine Tochter auf die Liege. Herr Michels kramte in der Zeit in seiner Aktentasche um die Steine raus zu holen, die er vorher zu einem Haus Termin mitgenommen hatte. Er legte sie im Kreis um das kleine Mädchen herum. Dann schloss er die Augen und hielt dabei den größten Stein in der Hand. „Ich sehe... ich sehe...", stammelte er vor sich hin. Er zuckte kurz zusammen, als ihm eine Gestalt entgegen flog. Sie flüsterte ihm zu. Viel davon verstand er nicht. Das einzige was er verstand war. FLIEH.

¹ Mamma Cosa stai facendo?= Mama was machst du da?
²Niente =nichts
³Figlio mio, non posso andare avanti.= Sohn ich kann nicht mehr weitermachen
⁴Squadra=Team
⁵ Dio ti benedica Madre.=Gott segne dich Mutter
⁶ noi ti amiamo= wir lieben dich.
⁷ Nonna=Oma

Luziana - DämonenkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt