19| Wohnungsbesichtigung

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Auf dem Weg zur Wohnung bemerkte Luziana über sich zwei Raben herumschwirren, das lag daran, dass die Raben bereits von ihrem da sein wissen. Raben begleiteten seit jeher Hexen oder sie waren das Zeichen von Tod. Bisher wusste Luziana noch immer noch nicht, was mit ihr nicht stimmte. Ihr war nur klar, dass sie Zauberkräfte besaß, doch nicht wie stark oder woher diese Kräfte überhaupt her kamen. Zwanzig Minuten musste sie noch laufen, bis sie da wäre, doch von Weitem sah sie schon das Haus. Die Fassade war noch intakt und glänzte in Strahlendem weiß, als hätte man das Gebäude eben erst gebaut. Mit jedem Schritt, den sie ging, wurde sie immer nervöser. Es ging dem Fräulein schon etwas besser, doch sie schwächelte immer noch etwas.

Ihr Körper wurde immer schwerer, bis sie sich auf den Boden sacken ließ, dort verweilte die kränkliche Hexe ein wenig. Um ihren Puls runter zu fahren, atmete die Signorina tief ein und wieder aus. Gedanken wie "Ich werde sterben und wo ist meine Mutter", schossen durch ihre Gedanken und verließen auch ihren Mund so laut, dass eine Frau neben ihr stehen blieb. "Ist alles gut bei dir?", fragte die nette Brünette Dame. Luziana konnte ihr nicht antworten und sah so blass aus wie ein Stück Kreide. Ohne zu zögern reichte die Brünette Luziana eine Flasche Wasser und half ihr hoch, um sie auf eine Bank zu setzen. Das fremde Fräulein bat Luziana die ganze Zeit etwas zu trinken. Ihre Hände zitterten jedoch so stark, dass sie all das Wasser auf ihrer Hose und ihrem T-Shirt verteilen würde. Die nette Brünette, die sich als Marie vorstellte, half Luzi deshalb dabei etwas zu trinken.

Nach wenigen schlücken und Tiefes ein und atmen, kam Luzi wieder richtig zu sich. Sie bedankte sich höflich bei Marie und verriet auch ihren Namen. Freundlich verabschiedeten sich die zwei Damen und jeder ging seinen Weg. Diese menschlichen Beziehungen waren nicht so das Ding von Luziana, nie wusste die Signorina, was sie sagen oder tun soll, denn man brachte es ihr nie bei. Wie auch in einer Psychiatrie lernt man solche Dinge nicht, dort sind nur psychisch kranke Menschen, die entweder sich selbst verletzten oder anderen Leid zufügten. Wie wir ja wissen, gehörte Luzi zu der zweiten Art, die den anderen Leid zufügten. Hauptsächlich Männer waren ihre Opfer geworden.

Endlich stand la ragazza del Diavolo direkt vor dem Haus, sie streckte ihre Hände aus und klingelte an dem Namen des Kontaktes, der auf ihrem Zettel stand. Die Vermieterin betätigte den Knopf und die Tür öffnete sich. "Hallo, wer sind sie, wenn ich fragen darf?", sprach sie nun zu Luziana. "Hallo ich heiße Luziana, ich bin auf der Suche nach einer Wohnung und mir schrieb jemand diese Adresse auf", antwortete sie zügig." "Junges Fräulein, haben sie denn einen Termin?", erwiderte die Vermieterin. "Nein, ich wusste nicht, dass man dafür einen Termin braucht, ich bin neu hier in Deutschland und kenne noch nicht alle Regeln", entgegnete Luziana der Frau. Genervt mustert Frau Neumann das junge Fräulein und empfand ein Bedauern mit ihr. Kurzerhand machte frau Neumann eine Ausnahme, holte die Schlüssel zu der freien Wohnung und lief nach oben, mit Luziana im Schlepptau.

Mit einem silbernen, eckigen Schlüssel Schloss die Vermieterin die Wohnung auf und beide traten herein. Die Wohnung besaß einen schmalen Flur, der einen eingebauten Schuhschrank in Schwarz glänzend hatte. Wenige Meter von der Tür entfernt, auf der linken Seite, war das große Schlafzimmer. Auch in diesem Raum standen noch ein paar Möbel vom alten Mieter. In jedem Raum erklärte Frau Neumann ihr, was noch von den Besitzern in den nächsten Tagen raus geräumt wird und was bleiben wird. Im Wohnzimmer angekommen, setzten die beiden sich erst einmal auf eine orangene Couch, um einige Dinge zu besprechen. Natürlich ging es dort vorzugsweise um die Miete, die bezahlt werden müsste und woher das Fräulein so kommt. Aus Angst vor Ablehnung erzählte der kleine Teufel daher nicht alle Details ihres Lebens. Sie erzählte lediglich, dass sie aus Italien stammt, ihre Eltern gestorben sind und sie deshalb in einem Waisenhaus aufgewachsen sei.

Frau Neumann musste bei dieser herzzerreißenden Geschichte fast weinen, doch hielt sie ihre Tränen zurück. 750 € würde diese Wohnung kosten, da es eine 100 qm² Wohnung war und eine kleinere Stadt. In Gedanken rechnete Luziana alles aus, 735€ sind ihr noch übrig geblieben, ungefähr 365€ würde das Arbeitsamt übernehmen, das hatte sie zuvor recherchiert. Also rund 385€ müsse sie jeden Monat auftreiben, mit einem Nebenjob bei DM würden schon mal 150€ mehr Geld in ihrer Klasse klingeln, doch das würde auch nur die ersten zwei Monate reichen, danach würden 235€ fehlen und dabei ist ja nicht mal Essen und trinken berechnet. Ohne auch nur mit der Achsel zu zucken, stimmt Luziana dem Preis zu und dass sie das Geld aufbringen könnte, sie wusste zwar noch nicht wie, doch das verriet sie natürlich nicht. Sie füllten ein paar Papiere aus und einigten sich darauf, dass, wenn Luziana die Wohnung bekäme, sich die Vermieterin rechtzeitig bei ihr meldete, denn Frau Esposito hatte nur noch 3 Tage ein gebuchtes Zimmer im Hotel.

Glücklich verließ Luziana die Wohnung und kehrte zum Hotel zurück, um sich den perfekten Plan zu machen, damit das fehlende Geld kein Hindernis sein würde. Im Hotel angekommen, erzählte sie schnell Frau Wagner, wie alles lief und dass sie mehr Geld benötige, da schlug ihr die Hotelbesitzerin gleich vor, doch mal im Internet nach zu suchen. Eilig rannte Luzi hoch in ihr Zimmer und schmiss sich auf ihr Bett, schnappte sich den Laptop und googelte nach Möglichkeiten Geld zu verdienen. Da sie aber vielen Sachen einfach noch unwissend war, fand sie nichts Passendes. Nach ewigem Scrollen hatte sie schon schlechte Laune und war im Begriff aufzugeben, doch da stolperte Luziana über Models. Sie las sich dazu viele Beiträge durch, was man tun muss und wie viel Geld man dadurch verdienen würde. Bis zu 45€ die Stunde als Anfänger klang schon mal recht viel in ihren Augen. Aber würde das Geld auf lange Zeit auch helfen? 

Luziana - DämonenkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt