14|Erinnerungen

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Den kleinen Teufel hatten die Pfleger jeden Tag mit einem starken Beruhigungsmittel lahm gelegt. Die Jahre zogen so an dem Kind vorbei. Schließlich nannte man die Kleine nur noch zahm gewordener Engel. Luzianas 18. Geburtstag stand an und über der Stadt herrschte eine Mondfinsternis. Die Menschen innerhalb des Krankenhauses hatten ein mulmiges Gefühl. Die Augen von dem vermeidlich zahmen Teufel blitzten schwarz auf. Ein Pfleger zerrt die wehrlose junge Dame aus ihrer Zelle und gab ihr einen Arschtritt, um den kleinen Teufel aus der Psychiatrie zu befördern. Auf der Straße war keine Menschenseele, denn jeder hatte sich in seinem Haus verkrochen. Die junge Erwachsene jedoch lief die Straßen entlang zu ihrer alten Hütte. Mit ihrem kleinen Gepäck was Luziana besaß, kam sie an der Hütte an. Ihr Häuschen hatte sie damals mit einem Schutzzauber abgeschirmt, sodass niemand ungefragt eindringen konnte.

Als sie endlich in ihrer Hütte ankam, schmiss sie ihre Sachen auf das Bett und ging an den Computer, der dem alten Besitzer gehörte. Sie stellte sich die Frage, ob ihr Platz hier in Italien war oder in einem anderen Land. Im Internet recherchierte Luziana nun nach Städten mit Schulen, die Mediendesign anboten. Nach 2 Stunden wurde sie fündig. Die Stadt Werne sollte es werden, denn da gab es eine Schule, die das Fach anbot. Da sie keinen Reisepass hatte, ging sie zum autorità emittente della carta d'identità1 und holte sich dort einen neuen Ausweis. Sie besaß nur einen Kinderausweis. Vor dem Gebäude stand ein Schild mit den Etagen, wo sich was befand. Im zweiten Stockwerk war die Abteilung in die Luziana rein musste. In dem Gang saßen 3 Personen, alle hatten einen Zettel in der Hand. Neben der Tür hing ein Automat, aus dem die junge Dame sich einen Zettel abriss. Nummer 4 stand auf ihrem Zettel. Nun nahm Luziana auf dem Sitz platz und wartete, bis sie dran kam.

40 Minuten vergingen, bis die junge Dame eintreten durfte und ihr Anliegen schildern konnte. „Buongiorno. Wie kann ich ihnen helfen?", fragte die nette Dame. „Buongiorno Signora. Ich benötige einen Reisepass und einen neuen Ausweis. Ich besitze nur einen Kinderausweis, da man mich mit 5 Jahren in die Psychiatrie eingewiesen hatte. Mein Wunsch ist es, nach Deutschland zu reisen", erzählte sie der Dame. Mit einem mitleidigen Blick schaute die Signora sie an und fragte diese nach ihrem Kinderausweis. Aus dem Koffer, den sie dabei hatte, holte Luziana das Dokument heraus und überreichte ihn der Dame. Ohne zu hinterfragen warum die junge Dame vor ihr in der Psychiatrie war, tippte die Angestellte ihre Daten in den Computer. Sie druckte ein paar Zettel aus, die Luziana unterschreiben musste und danach bat die Frau Luziana ein paar Passfotos zu machen. Mit den Fotos sollte die junge Erwachsene dann wieder zu ihr kommen. Luziana verlies den Raum und ging links rum zu den Fotoautomaten.

 Da keiner drin saß, betrat sie den Automaten, steckte 6 € in klein rein und ließ sich Fotografieren. Mit den ausgedruckten Fotos lief der strahlend schöne Engel wieder zu dem Raum. Mit ihrer Hand klopfte sie zart an die Tür. „Herein", ertönte es aus dem Raum. Luziana drückte den Türgriff runter und trat wieder in den Raum ein. Die Fotos legte sie auf den Tisch und die Dame bearbeitete noch die restlichen Papiere. Den Richiesta di emissione della Carta D'Identita'2, musste noch von Luziana ausgefüllt werden. 22 € kostete der Ausweis und er musste in circa zwei Wochen abgeholt werden. Solange musste Luziana noch in Italien bleiben. Mit einem vorübergehenden Personalausweis verlies die junge Erwachsene nun das Gebäude.

Um sich zu informieren, wie man nach Deutschland reisen kann, lief die Dame nun zum Bahnhof, an dem ihr ein Schaffner erklärte, wie man dorthin gelangte. Außerdem druckte der freundliche Herr ihr einen Flugplan aus. Von Cesena mit dem Zug nach Venedig, dann mit einem Flugzeug nach Dortmund und zuletzt mit einem Zug nach Werne. Enttäuscht ging die heranwachsende Dame zurück in ihre Hütte. Zwei Wochen werden wie die Hölle sein. Ihr Erspartes reichte zwar, um viele Sachen zu kaufen, doch sie hatte keine Lust noch hier Shoppen zu gehen. Ihre Gedanken schweiften hin und her. Vor ihren Augen lief ein Film ab, wie der damals kleine Teufel 12 Menschen ermordet hatte. Ihren Vater, den Ladenbesitzer des Möbelladens, 5 Alkoholiker, den Hausbesitzer und zuletzt die 4 Jungs. „Bettelnd und mit zittrigen Knien standen die Jungs vor ihr, doch sie war so in Rage, dass man sie nicht aufhalten konnte. 

Gnadenlos ermordete der kleine Teufel die wehrlosen Jungs. Ihre Worte hallen ihr noch in den Ohren. Was hatte sie nur getan? Schließlich schoss ihr das Bild von den 5 Männern in den Kopf. Übelkeit machte sich in ihrem Bauch bemerkbar. Mit schlechtem Gewissen hockte Luziana in ihrer Hütte und ihr Bauch spielte verrückt. Das eingebrannte Bild von den zerplatzen Adern und Augen ließ sie richtig erschaudern. Es schien ihr, als hätte sie den Schalter in ihrem Kopf nicht im Griff. Ihre Menschlichkeit schien dann nicht zu existieren. Die Geschehnisse zerrten an ihren Nerven, sodass die jetzt erwachsene Luziana nachts nicht schlafen konnte.

2 Wochen waren nun vorbei, was bedeutete, dass Luziana endlich ihren Ausweis abholen konnte. Mit ihrem Gepäck machte sie sich auf den Weg zur autorità emittente della carta d'identità1, um den Ausweis abzuholen. Morgens war zum Glück kaum einer dort, weswegen sie schnell rein huschte, eine Nummer zog und binnen 2 Minuten im Raum Platz nahm. Die Papiere wurden ihr ausgehändigt und so konnte sie nun nach Deutschland vereisen. Freudig lief die junge Signora zum Bahnhof und fuhr mit dem Zug nach Venedig. Das Ticket dafür kostete knapp 18€, dies hatte sie zuvor online gebucht und ausgedruckt. Zum Glück hatte Luzianas Familie viel Geld für sie gespart. Rund 1.300€ besaß sie auf ihrem Konto und rund 400€ blieben ihr übrig von ihrer Gaunerei als Kind. 1.700€ waren schon sehr viel Geld für eine 18-Jährige. 2 Stunden und 32 Minuten dauerte die Fahrt nach Venedig. In Venedig lief Signora Esposito zum Flughafen, um ein Ticket nach Dortmund zu kaufen. In dem riesigen Flughafen stand eine Schlange am Ticketschalter. Wie jeder andere stellte auch Luziana sich dort an und wartete, bis sie an der Reihe war. 15 Minuten später konnte sie nun endlich ihr Flugticket kaufen, 378€ kostete sie der Flug und 6 stunden und 46 Minuten würde der Flug andauern.

 Da es erst 14:40 Uhr war, holte Luziana sich beim Bäcker noch einen Donut und eine Fanta. Auf einem Stuhl im Flughafen setzte Luziana sich hin, aß und trank. Von der Fanta drückte ihre Blase so sehr, sodass die Signora noch mal auf die Damentoilette verschwand. Als sie aus der Toilette kam, hörte man die Flugansage ihres Fluges. Mit ihrem kleinen Koffer ging sie zum Einchecken, dann zur Passkontrolle, hinüber zum Sicherheitscheck und konnte dann ins Flugzeug einsteigen. Im Flugzeug nahm sie den Platz am Fenster, der für sie bestimmt war. Mit den Kopfhörern, die dort am Sitz hingen, hörte sie Radio Musik. Die Musik entsprach nicht ihrem Stil, doch vor Langweile sterben wollte die Dame auch nicht. Während Luziana der Musik aus dem Radio lauschte, schaute die junge Frau aus dem Fenster. Von hier oben sah alles so klein aus. In den Wolken versuchte, die 18-jährige Figuren zu erkennen, doch nur Bruchstücke von ihren Gewalttaten, sahen ihre Augen in den Wolken. Genervt von diesen Albträumen schloss sie die Augen und schlief nach einer halben Stunde ein. So gut hatte die Teufelsdiva lange nicht geschlafen. Den ganzen Flug verbrachte die große Möchtegern-Hexe mit schlafen.

autorità emittente della carta d'identità¹= Ausweisausstellungsbehörde

Richiesta di emissione della Carta D'Identita² =Antrag auf Personalausweis.


Luziana - DämonenkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt